Eschenbach
13.04.2020 - 15:43 Uhr

Bereits vor 450 Jahren Ausgangssperre in Eschenbach

Sieht man sich die Polizeiberichte zum Verhalten der Eschenbacher in der Corona-Krise an, so muss man als Historiker sagen: Respekt. Der Umgang der Leute mit der Ausgangsbeschränkung scheint zivilisierter - im Vergleich zu vor 450 Jahren.

Denn obwohl damals aus Gründen der Sittlichkeit so viel verboten war und auch geahndet wurde, haben sich die wenigsten Eschenbacher daran gehalten. Es galt beispielsweise 1580 das Gebot, dass nach 21 Uhr niemand mehr in einem Wirtshaus oder auf der Gassen anzufinden ist. Andernfalls drohte eine Gefängnisstrafe. Der Landpfleger klagt, dass "dies Orts eine gar ungezogene Gemeinde und Bürgerschaft" existiere, "vor der niemand sicher sei". Besonders an den Sonntagen "sei des Nachts bisweilen großes Geschrei und Singen".

Kartenspiele waren üblich, Wirtshausbesuche auch zu einer Zeit, in der Eschenbach calvinisch war. Die Calviner haben nochmals versucht, die Vergnügungen einzuschränken. Aber die Eschenbacher hielten sich nicht daran. Auch mit dem Eigentum anderer scheint man es nicht so genau genommen zu haben. In den Gärten sei nichts sicher, man stehle, was man kriegen könne. Man zerreiße Zäune und richte in Wiesen und Gärten großen Schaden an, sagt der Landpfleger: "Hab nit gemeint, das solche Leut in der Pfalz, hab gedacht, es sei noch wie vor 34 jaren." Eine Aussage, die einen etwas ratlos zurücklässt. Damals war man noch katholisch. Die missverstandene "Freiheit eines Christenmenschen" von Martin Luther hat anscheinend ihre Spuren hinterlassen.

Dann klagt er, dass in Eschenbach zwei Frauen ihre Männer verlassen haben. Eine davon ist die Schwester des Bürgermeisters Kradl (Gradl), die er wieder bei sich aufgenommen hat. Heute würde das die Polizei wohl nicht interessieren.

Auch interessant: Ein Sohn des anderen Bürgermeisters habe mit Steinen die Fenster vieler Eschenbacher eingeworfen. Das wird vermerkt, aber nicht besonders herausgestellt.

 
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