Eschenbach
08.02.2019 - 15:52 Uhr

"Bienen brauchen keinen Kalender"

Imker-Chef betont bei Gartlern Bedeutung des Insekts.

Eine Lanze für die Bienen bricht Imker-Chef Anton Schönberger (links) in der Jahreshauptversammlung des Obst- und Gartenbauvereins. Dessen Vorsitzender Hans Rupprecht dankt seinem Kollegen mit Produkten aus dem heimischen Garten für dessen überaus lebendigen Vortrag. Bild: rn
Eine Lanze für die Bienen bricht Imker-Chef Anton Schönberger (links) in der Jahreshauptversammlung des Obst- und Gartenbauvereins. Dessen Vorsitzender Hans Rupprecht dankt seinem Kollegen mit Produkten aus dem heimischen Garten für dessen überaus lebendigen Vortrag.

In der Jahreshauptversammlung des Obst- und Gartenbauvereins fühlte sich der Vorsitzende des Imkervereins "unter Freunden".

Im Vorfeld der Blüh- und Gartensaison 2019 stellte Schönberger die Biene als Kleinlebewesen vor, deren Existenz, eingebettet in einen Tropfen Bernstein, seit 92 Millionen Jahren als bewiesen gilt. Sichtlich überrascht zeigten sich seine Zuhörer, als der Referent, dessen erste Bienenerfahrungen 65 Jahre zurückliegen, die tägliche Legeleistung einer Bienenkönigin in den Frühjahrsmonaten mit 2000 Eiern bezifferte.

Schönberger sah in Bienen dabei Wettermelder. Er begründete dies damit, dass die Legeleistung ab der Sommersonnenwende erheblich zurückgehe und nach der ersten Frostnacht "total erlischt". Seinen Hinweis auf die Wintersonnenwende, "die das Signal gibt, wieder mit der Eiablage zu beginnen", verband er mit der Feststellung: "Die Bienen brauchen keinen Kalender."

Bestäubungsleistung

Der Imker-Chef gab tiefe Einblicke in die Lebensweise der Bienen, deren Bestäubungsleistung weltweit bei 265 Milliarden Dollar liegt. Auf die ökonomische Bedeutung in Deutschland bezogen, berichtete er von circa 80 000 Imkern, die rund eine Million Völker besitzen, und mit einem durchschnittlichen Honigertrag von etwa 25 000 Tonnen etwa 20 Prozent des heimischen Bedarfs abdecken.

Der Eschenbacher Verein umfasse 115 Imker, 900 Völker und einen bestens ausgestatteten Lehrbienenstand, teilte er mit und bezeichnete den Bereich der Rußweiherstadt als "gut abgedeckt mit Blütenbestäubern". Wegen vieler Negativmeldungen zu Varroa-Schäden hegte Schönberger Zweifel, ob die Zahlen auch noch im Frühjahr gültig sind. Erfreut zeigte er sich, dass der 20. Mai zum Welttag der Bienen erklärt wurde. Denn: "Ohne Bienen würden mehr als 30 Prozent unserer Lebensmittel verschwinden."

Herbstzahlen in Statistik

Beim Stichwort "Varroa" gab der Vorsitzende der Bienenzüchter zu bedenken, dass die Honigbiene als Wildtier ohne die Hilfe des Menschen gut 100 Millionen Jahre überlebt habe. Vor 40 Jahren sei jedoch durch Manipulationen und Kreuzungen mit verschiedenen Rassen anderer Kontinente die Varroamilbe eingeschleppt worden. Die Folge: "Ohne die Hilfe des Imkers kann kein Bienenvolk überleben", machte Schönberger deutlich: "Wenn alle Imker sich weigerten, bei der Behandlung des Parasiten mit natürlichen Mitteln wie Ameisen- und Ozalsäure mitzuhelfen, gäbe es spätestens nach drei Jahren keine Honigbienen mehr."

Der Referent kritisierte "sogenannte Fachleute", die erzählten, dass es kein Bienensterben gebe. "Diese Leute wissen dies alles nur aus der Statistik." Doch diese enthalte die registrierten Völker im Spätherbst und nicht im Frühjahr, wo "so mancher Imker im Bienenhaus steht, in dem keine Bienen mehr leben".

Schönberger ging schließlich auf jüngste Forschungsergebnisse zu Bestäubung und Insektenbeflug ein. Dass Spritzmittel für Bienen tödlich wirken, begründete er mit dem damit verbundenen Verlust der Navigation. Angesprochen auf die Unterschriftenaktion zum Volksbegehren "Rettet die Bienen" hielt sich der Imker-Chef bedeckt: "Jeder muss selbst entscheiden." Hans Rupprecht, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins, bedankte sich mit einem Sortiment heimischer Gartenprodukte für den lebendigen Vortrag.

 
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