Eschenbach
11.03.2020 - 12:12 Uhr

Bildungsprogramm Waldwirtschaft in Eschenbach: Stadtwald als Klassenzimmer

Stürmische Zeiten für Waldbesitzer: Der Klimawandel sorgt für neue Herausforderungen. Beim Überwinden hilft das Bildungsprogramm Waldwirtschaft, zu dem sich Waldbesitzer in Eschenbach trafen.

Die Revierförstern Sebastian Höllerer und Martin Gottsche (von links) bringen die Teilnehmer am Bildungsprogramm Waldwirtschaft in Sachen effektiver Waldbewirtschaftung auf den neuesten Stand. Bild: rn
Die Revierförstern Sebastian Höllerer und Martin Gottsche (von links) bringen die Teilnehmer am Bildungsprogramm Waldwirtschaft in Sachen effektiver Waldbewirtschaftung auf den neuesten Stand.

Das Bildungsprogramm Waldwirtschaft (Biwa) des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) kommt gut an bei Waldbesitzern. 15 von ihnen aus dem Landkreis Neustadt/WN waren nach mehreren Ganztagsschulungen zur Abschlussveranstaltung nach Eschenbach gekommen, um sich auf den neuesten Stand in Sachen effektiver und sinnvoller Waldbewirtschaftung bringen zu lassen. Unterrichtsthemen in Vorzeigewaldflächen waren „Zukunftssichere Wälder“, „Aktuelle waldwirtschaftliche Förderrichtlinien“ und „Alternative Baumarten“. Den Hintergrund dazu bilden die neuen Herausforderungen, die sich der Forstwirtschaft stellen.

Nach sechs Schulungstagen des Biwa brachten die Waldbesitzer bereits umfangreiche Vorkenntnisse mit. Befasst hatten sich die Referenten des AELF bereits mit Themen wie Baumarten, Waldbewirtschaftung und Naturschutz, Bestandsgründung und -förderung, Energieholznutzung, Forsttechnik und Walderschließung, Pflege von Waldbeständen, Holzernte und Rechtsgrundlagen für Waldbesitzer. Vertreter des Bayerischen Bauernverbandes beleuchteten steuerliche Aspekte. Fachkräfte der Forstbetriebsgemeinschaften gaben Anleitung zu Holzvermarktung und Waldschutz.

Die Gestaltung des Praxistages in Eschenbach hatten die Revierförster Martin Gottsched (Eschenbach) und Sebastian Höllerer (Floß) vorbereitet und übernommen. Sie waren Garanten dafür, dass der Unterricht nicht zu theoretisch blieb. An unterschiedlichen Stationen sorgten sie für praktischen Bezug des bisher Erlernten. Im Vordergrund standen die sich veränderten Wachstumsbedingungen. „Unsere langlebigen Wälder können sich nur langsam und schrittweise der neuen Klimasituation anpassen“, betonten die Forstmänner und nannten als Beispiele dazu Fichte und Kiefer, Bäume der kühlen Klimaregionen. Während die Kiefer noch mit weniger Wasser auskommt, sei die Fichte anfällig gegen Trockenheit und in deren Folge gegen Borkenkäferbefall. Hinzu komme die permanente Windwurfgefahr.

Vor dem Start zum Waldunterricht betonte Gottsche: „Zur Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft gehört es nach heutigem Verständnis auch, die Anpassungsfähigkeit unserer Wälder und ihre Gestaltung als vielfältigen Lebensraum zu fördern. Dies kann nur mit einer Vielzahl von Baumarten mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften erfolgen.“ Den Aufbau stabiler, gemischter und vielfältiger Wälder nannte er daher als Ziel aller waldbaulichen Maßnahmen, was zugleich der Risikostreuung und -minimierung diene. In der Praxis bedeute dies den Umbau bekannter Reinbestände in Mischbestände mit mehreren Baumarten, vor allem mit Laubhölzern.

Als „Hausherr“ betonte Gottsche, dass das Biwa mehr biete als technische Aspekte der Waldbewirtschaftung, nämlich auch ökologische und rechtliche Gesichtspunkte sowie „das ganze Drumherum“ der Forstwirtschaft. Er forderte Biodiversität durch mehrere Baumarten, die einen attraktiveren Lebensraum für mehr spezialisierte Tier- und Pflanzenarten bieten als Reinbestände. Der Revierförster räumte ein, dass es zu wenige Kurstage für eine fundierte Ausbildung gibt und versicherte: „Wir wollen Grundlagen vermitteln, damit sich die Teilnehmer selbst weiter informieren und mit ihren Förstern passende Lösungen erarbeiten können.“ Der Biwa-Praxistag befasste sich des Weiteren mit Walderschließung, Verkehrssicherung, Holzsortierung, Laub- und Nadelholzpflege, Waldverjüngung und Wertholzproduktion.

 
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