(rn) Die Ausläufer der Erdbeben im Egergraben berühren die Rußweiherstadt nur in Form eines kaum merkbaren Zitterns. Die Folgen des schweren Erdbebens 2014 in Nepal berührten dagegen eine große Anzahl von Besuchern im Taubnschusterhaus außerordentlich. Der Heimatverein hatte zu einem Filmabend geladen.
Die bewegten Bilder führten die Zuschauer ins Königreich Nepal. In seinem Dokumentarfilm zur "zweiten Rettung von Bhaktapur" vermittelte der Pressather Robert Neuber einen Einblick in Zeugnisse der hohen nepalesischen Kunst. Die dominierende Figur im Hintergrund war jedoch der Kirchenthumbacher Martin Kohl. Der Bauingenieur war von 1974 bis 1979 an einem Hilfsprogramm der Bundesregierung in der Königsstadt Bhaktapur beteiligt, das ihm hohes Ansehen einbrachte.
Sein Name öffnet dort noch heute die Tür zu höchsten Kreisen. Karlheinz Keck, der Vorsitzende des Heimatvereins, erkannte deshalb in Martin Kohl einen "halben Nepalesen". Der so Angesprochene lobte die "meisterliche Masterarbeit" Neubers über die Situation in der Stadt, für die er einst einen Masterplan entwickelt und mit 5000 Beschäftigten umgesetzt hatte. Bevor der Pressather seinen 90-minütigen Film mit dem Titel "Vom Schicksal einer faszinierenden Stadt" startete, berichtete er von seinen mehrmaligen Aufenthalten im Land am Himalaya und bekannte, dass ihm Kohl die Tür zu vielen Interviewpartnern geöffnet habe. Er schwärmte von der "liebenswerten freundlichen und aufgeschlossenen" Bevölkerung und betonte zugleich, dass sich Bhaktapur, das er 2016 für erste Dreharbeiten besuchte, ihm "wie nach einem Bombardement" präsentiert habe.
Er kündigte Bilder aus einer Zeitspanne von 40 Jahren an: von Kohls Arbeiten zur ersten Rettung Bhaktapurs über das Erdbeben mit 4400 Toten bis hin zur "zweiten Rettung". Eingeblendet waren Stellungnahmen Kohls unter anderem zu seinem Wasser- und Abwasserprojekt, das die Lebenserwartung der Bevölkerung verdoppelte und die Stadt zu einem Besuchermagnet machte. Auch informierte er über den Verein "Wiederaufbau Bhaktapur" und die lebensnotwendige Wasserfilter-Initiative.
Wiederholt kam auch Rabindra, ein "Zögling" Kohls, zu Wort, der seine ganze Energie für den Wiederaufbau seiner Heimatstadt einsetzt. Kohl hatte ihn in den 1970er Jahren zum technischen Zeichner ausgebildet. In Deutschland folgten Architektur- und Jurastudium. Rabindra zeigte sich überzeugt, dass Bhaktapur eine gute Zukunft hat, "weil es so einzigartig ist". Dem Film folgten eine rege Aussprache und Einlagen ins "Spendenkörbchen Bhaktapur".
Eschenbach
07.06.2018 - 16:38 Uhr
"Einzigartige" Stadt
von Walther Hermann
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