Im Leben von Gökben und Ahmet Horoz ist schon sehr viel Schlimmes geschehen. Die junge Familie hatte drei Kinder: Azad Can (übersetzt: Freies Leben), Günes (Sonne) und Damla Su (Wassertropfen). Alle wurden mit einem besonderen Gendefekt geboren.
Bei Azad Can wusste man noch zu wenig über diese Krankheit, die außerdem zu spät festgestellt wurde. Vater Ahmet spendete für seinen Erstgeborenen dennoch Stammzellen, nachdem drei Spender aus persönlichen Gründen abgesagt hatten. Doch das junge Leben endete nach 20 Monaten im Jahr 2014, allerdings aus einem anderen Grund.
2015 wurde Günes geboren, zwei Jahre später Damla Su. Beide hatten ebenfalls diesen speziellen Gendefekt. „Wir waren aber bereits darauf vorbereitet“, blickt Mutter Gökben (Himmel) heute zurück.
Diesmal wurde für die kleine Günes kein passender Spender gefunden, so das Vater Ahmet ein zweites Mal für eines seiner Kinder Stammzellen spendete. „Doch diese Spende hat nicht so gut funktioniert und sie wurde 2018 wiederholt“, berichtet er. Ahmet spendet zweimal peripher über das Blut und einmal über das Knochenmark.
„Unsere Kleinste hatte das Glück, eine Fremdspenderin zu haben“, informiert Gökben Horoz. Die Familie hatte schon mehrmals Kontakt mit der „Lebensretterin“, die in Freiburg wohnt.
"Beiden Töchtern geht es gut"
Vater Ahmet, der auch Besitzer des "Babylon Grills" in Eschenbach ist, erzählt Näheres über die Stammzellenspende. „Natürlich hat man am Anfang etwas Angst, aber diese ist vollkommen unbegründet.“ Er war für seine Tochter zwar nur zu 50 Prozent der passende Spender, „aber beim zweiten Mal hat es dann gepasst“. Schmerzhaft sei es bei keiner Spende gewesen, bekräftigt er.
„Unseren beiden Töchtern geht es gut; wir müssen einmal im Jahr nach München zu Untersuchungen“, erläutert Mutter Gökben. Sie betont aber auch, dass durch die langen Krankenhausaufenthalte die beiden Mädchen etwas in ihrer Entwicklung „hinten dran“ sind. „Aber das wird sich bald geben“, ist sie zuversichtlich.
Und sie hat ein Anliegen: „Ich würde jeden bitten, nicht abzuwarten, bis man selbst oder jemand im Familienkreis betroffen ist, sondern sich registrieren zu lassen. Es tut nicht weh, und man kann anderen Menschen das Leben retten.“
Vom Parkplatz in die Schulturnhalle
Für Gökben Horoz war immer klar: Wenn das Gröbste mit ihren Kindern überstanden ist, möchte sie dafür sorgen, dass sich weitere Menschen in diese Datenbank aufnehmen lassen. Und so hat sich die Familie an den Verein „Hilfe für Anja“ in Kirchenthumbach gewandt. Vorsitzender Michael Sporrer war sofort begeistert von der Idee und hat alles eingeleitet, um eine Stammzellen-Typisierungsaktion in Eschenbach zu starten.
„Von der Stadt Eschenbach wurde dazu sofort 'grünes Licht' gegeben", freut er sich. "Wir wollten auf dem Parkplatz hinter der Bergkirche gegenüber dem 'Babylon Grill' diese Aktion durchführen“, erklärt Sporrer. Doch die Wetteraussichten für den Sonntag waren nicht so gut. „Auf dem kurzen Dienstweg" habe er deshalb Bürgermeister Marcus Gradl im Urlaub kontaktiert "und ein paar Stunden später war bereits alles geregelt“, ist der Vorsitzende voll des Lobes. In der Turnhalle der Markus-Gottwalt-Schule wurde mit Unterstützung von Hausmeister Udo Drechsler alles vorbereitet.
„Wir waren überwältigt von der Vielzahl an Spendern, die dem Aufruf der Familie Horoz und unseres Vereins gefolgt sind“, sagt Sporrer. Am Ende waren es insgesamt fast 100 Personen, die zur Typisierung kamen.
60 000. Spender
„Und ein besonderer Spender war auch noch dabei“, betont der Vorsitzender von "Hilfe für Anja": Der 17-jährige Andreas Reisner aus Kirchenthumbach wurde als 60 000. Spender in die weltweite Datenbank aufgenommen. „Wir sind sehr stolz, dass gerade die jungen Leute immer mehr bereit sind, sich typisieren zu lassen“, macht Sporrer deutlich.
Hungern mussten alle, die sich typisieren ließen, auch nicht: Die Familie Horoz hatte Kuchen und weitere Leckereien vorbereitet.
Außerdem waren in der Markus-Gottwalt-Schule und auch im "Babylon Grill" Spendenboxen aufgestellt. „Diese Spenden gehen zu 100 Prozent an den Verein 'Hilfe für Anja'“, hebt Gökben Horoz hervor. „Am Ende ein wunderbarer Tag für alle“, lautet auch das Resümee von Michael Sporrer.
Verein "Hilfe für Anja"
- Anfang Mai 2000 erste Typisierungsaktion vor dem Nürnberger Frankenstadion mit 523 Teilnehmern
- 11.November 2000 offizielle Vereinsgründung
- Wer ein Typisierungsset benötigt, kann dies unter www.hilfe-fuer-anja.de/typisierungs-set-anfordern/ bestellen und bequem zu sich nach Hause schicken lassen.
„Ich würde jeden bitten, nicht abzuwarten, bis man selbst oder jemand im Familienkreis betroffen ist, sondern sich registrieren zu lassen. Es tut nicht weh, und man kann anderen Menschen das Leben retten.“
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