Eschenbach
05.05.2019 - 14:52 Uhr

Europa rückt zusammen

"Ich hoffe, dass wir noch viele Geschichten zur Geschichte des Schüleraustausches hinzufügen werden." Das ist beim Festakt zum "50-Jährigen" nicht nur der Wunsch von Peter Schobert, dem Leiter des Gymnasiums.

Der Chor der deutschen und slowakischen Schüler textet die Europa-Hymne um und trägt sie dem Publikum vor. Bild: sne
Der Chor der deutschen und slowakischen Schüler textet die Europa-Hymne um und trägt sie dem Publikum vor.

Initiatoren und Teilnehmer aus Deutschland und der Slowakei teilten dabei ihre Erinnerungen mit rund 120 Gästen. Vor einem halben Jahrhundert erfolgte der erste Schüleraustausch zwischen dem Gymnasium Eschenbach und dem Jura-Hronca-Gymnasium in Bratislava. In den Wirren des Kalten Krieges danach sofort wieder auf Eis gelegt, wird die Schulpartnerschaft seit 1991 regelmäßig mit Leben erfüllt - so auch aktuell.

13 Schüler mit ihren Lehrkräften aus Bratislava waren diesmal zusammen mit zahlreichen "Absolventen" des ersten Austausches 1969 in die Oberpfalz gekommen. In der Aula des Gymnasiums feierten sie nicht nur das Jubiläum mit, sondern wurden von Peter Schobert auch verabschiedet: Der neuntägige Besuch ging bereits wieder zu Ende.

Der Schüleraustausch vor 50 Jahren wurde damals auch vom "Neuen Tag" medial begleitet. Verleger German Vogelsang war 1968 ein junger Redakteur von 28 Jahren und federführend bei einer Sonderausgabe der Tageszeitung über die Niederschlagung des Prager Frühlings. Bei Waidhaus verfolgte er die Flucht eines jungen Tschechoslowaken, die dieser um ein Haar mit dem Leben bezahlt hätte.

Vogelsangs Botschaft als Festredner am Freitagabend ist klar und deutlich: Dass heute Jugendliche Beziehungen über die Ländergrenzen hinaus führen könnten, sei eine große Errungenschaft. Die Leistung von Anton Schwemmer, der den erfolgreichen Austausch als Schüler organisiert hatte, fasste er in einem Wort zusammen: "Respekt".

Der so Geehrte beeindruckte die Gäste mit seinen Erinnerungen. Einen besonderen Gruß widmete er seinem mittlerweile verstorbenen Freund Dusan Slezák. Dieser hatte 1991 gemeinsam mit Schwemmer die Wiederaufnahme des Programmes eingeleitet. Ehefrau Maria Slezák nahm den Dank für ihn entgegen.

Hans Schmid war lange Zeit Betreuer des Schüleraustausches. Er kann sich noch gut an die slowakische Lehrerin Luba Hafernova erinnern, die bei ihrem ersten Besuch überzeugt sagte: "Ich habe sofort gespürt, hier sind wir richtig, hier sind wir unter guten Freunden." Mit viel Engagement hatte Schmid das Projekt übernommen. "Das scheint ja ein richtiger Jungbrunnen für dich zu sein", habe Schwemmer einst zu ihm gesagt, erzählte er. "Ich konnte ihm nicht widersprechen", lachte der Lehrer.

Viel Lehrreiches habe man erlebt, aber auch viel Lustiges, das einem lange im Gedächtnis bleiben werde. Schmid schloss seine Rede mit einem Zitat und der Grabinschrift von Alexander Dubcek: "Ein Volk, das sich sowohl durch seinen Verstand als auch durch sein Gewissen leiten lässt, wird nicht untergehen."

Seit 2013 wird der Austausch auf deutscher Seite von Martin Weinzierl geleitet. Ihm sind vor allem die Unterschiede zwischen dem Programm von 1969 und dem heutigen aufgefallen. Es sei eine große Leistung von Schwemmer und dem Arbeitskreis "spectrum" gewesen, trotz aller politischen Schwierigkeiten ein solches Treffen abzuhalten, hob er hervor. Heute profitierten beide Schulen in hohem Maße davon. Stellvertretender Landrat Albert Nickl sah die Zeit seit der Wiederaufnahme bis heute als Beweis, dass Europa zusammenrücke. Umso mehr sorgen ihn die "politischen Machos, die in immer mehr Staaten das Sagen haben".

Ein lebendiges Beispiel für den Erfolg des Programmes ist das Ehepaar Wiesner. Bei einem Besuch in Bratislava hatte Manfred seine spätere Frau Anna kennengelernt, der er beim Festakt mit charmanten Komplimenten dankte.

Lukás Rehák zeigte sich als einer der Schüler aus Bratislava begeistert: "Dies ist unser schönster Besuch in Deutschland." Schulleiterin Renáta Karácsonyová wies darauf hin, dass ihr Land eine schwere Zeit hinter sich habe. "Viele Staatsformen, viele Regierungschefs", erklärte sie: "Aber der Respekt und die Beziehungen zu unseren Freunden blieben." Sie hoffte auf ein Wiedersehen zum 100. Jubiläum im Jahr 2069.

Die Veranstaltung umrahmten musikalisch Robert Gorny aus der Klasse 7d mit einer "Sonate in C-Dur" sowie Hanna Krausch (8c/Gesang) und Vinzenz Plößner (10c/Klavier) mit dem Song "Let it be" von den Beatles. Ein Chor aus deutschen und slowakischen Schülern trug schließlich die Europa-Hymne vor - mit einem selbst verfassten Text.

Rund 120 Gäste lauschen den Worten der zahlreichen Rednern und blicken mit ihnen zurück in die Vergangenheit. Bild: sne
Rund 120 Gäste lauschen den Worten der zahlreichen Rednern und blicken mit ihnen zurück in die Vergangenheit.
German Vogelsang war 1969 während des ersten Austausches Redakteur beim "Neuen Tag" und begleitete das Projekt medial. Bild: sne
German Vogelsang war 1969 während des ersten Austausches Redakteur beim "Neuen Tag" und begleitete das Projekt medial.
Vinzenz Plößner und Hanna Krausch tragen "Let it be" von den Beatles vor. Bild: sne
Vinzenz Plößner und Hanna Krausch tragen "Let it be" von den Beatles vor.
Ein Schüler aus Bratislava bedankt sich für den tollen Besuch in Deutschland. Bild: sne
Ein Schüler aus Bratislava bedankt sich für den tollen Besuch in Deutschland.
 
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