Eschenbach
03.05.2019 - 10:58 Uhr

Freunde über hunderte von Kilometern

30 Jahre Städtepartnerschaft mit Eschenbach im schweizerischen Kanton Luzern: Dieses Jubiläum gilt es vom 20. bis 23. Juni in der Rußweiherstadt zu feiern. Die Vorbereitungen sind zwar schon weit gediehen, doch es gibt noch einiges zu tun.

Am 5. Mai 1989, 40 Jahre nach der Gründung des Europarats durch zehn europäische Staaten, unterzeichneten in einer Festsitzung der beiden Gemeindeparlamente Bürgermeister Walter Ficker (rechts) und Gemeindepräsident Hans Knüsel zwei Urkunden. In Anwesenheit von Vizekonsul Walter Simmen vom Konsulat der Schweiz in München besiegelten sie so die Partnerschaft der beiden gleichnamigen Orte. Archivbild: rn
Am 5. Mai 1989, 40 Jahre nach der Gründung des Europarats durch zehn europäische Staaten, unterzeichneten in einer Festsitzung der beiden Gemeindeparlamente Bürgermeister Walter Ficker (rechts) und Gemeindepräsident Hans Knüsel zwei Urkunden. In Anwesenheit von Vizekonsul Walter Simmen vom Konsulat der Schweiz in München besiegelten sie so die Partnerschaft der beiden gleichnamigen Orte.

Mit zwei Omnibussen werden die Eidgenossen am Fronleichnamstag in der ehemaligen Kreisstadt eintreffen, und mit einem Apero sowie von der Stadtkapelle empfangen werden. Für Freitag und Samstagvormittag sind Führungen auf der Burg Falkenberg, im Vulkanmuseum Parkstein und durch das Taubnschusterhaus vorbereitet. Dafür werden die Gäste in drei Gruppen aufgeteilt. Zu einem Zoiglabend mit Brotzeiten und Musik sind alle Freunde der Partnerschaft am Freitag in das Taubnschuster-Anwesen geladen. Mit schmissigen Weisen wird die "Stodtbergsaitn" dort die Stimmung anheizen.

Der Festabend „30 Jahre Partnerschaft“ am Samstag in der Aula des Gymnasiums ist verbunden mit dem Jubiläum „100 Jahre Männerchor Eschenbach/Luzern“. Die Gestaltung übernehmen Sänger und Musiker aus den beiden Kommunen. Am Sonntag stellt die Feuerwehr den Gästen nicht nur ihr schmuckes Einsatzzentrum vor: Das Gartenfest bietet Gelegenheit zu einem ausgiebigen Frühschoppen und zur Kontaktpflege. In der Mittagszeit werden sich die Schweizer Gäste auf die Heimreise begeben.

Wie seit Jahrzehnten, so bietet auch das Jubiläum wieder beste Gelegenheit zur Pflege langjähriger und zur Begründung neuer Freundschaften. Stadt und Stadtverband bitten die Bevölkerung daher um Öffnung der Herzen und um Bereitstellung von Privatquartieren. Meldungen dafür nimmt Partnerschaftsbeauftragter Walther Hermann, Telefon 466, entgegen.

Die offizielle Verbindung zwischen den beiden Kommunen hat eine lange Vorgeschichte. Bereits vor mehr als sechs Jahrzehnten, im Jahr 1956, soll im oberpfälzischen Eschenbach ein Schreiben aus der Schweiz eingegangen sein, mit dem die dortige Feldmusik Kontakt mit dem gleichnamigen Ort aufnehmen wollte. Vermutlich wurde damals das Ansinnen nicht gebührend beachtet. Die Angelegenheit verlief jedenfalls im Sande; die Frage nach dem Verbleib des Schreibens konnte nie beantwortet werden.

Mehr als 20 Jahre später, Mitte Dezember 1977, erhielt die Stadt Eschenbach dann überraschenden Besuch aus der Schweiz. Der damalige Gemeindepräsident (Bürgermeister) Josef Anderhub, der Präsident der Feldschützen und ein Feldmusiker verließen sich nicht mehr auf den Postweg und überbrachten zusammen mit ihren Frauen persönlich der Stadtkapelle eine Einladung zu den Festlichkeiten anlässlich der Neueinkleidung der Feldmusik. Da das Eschenbacher Ensemble zur damaligen Zeit noch im Aufbau begriffen und nicht eingekleidet war, konnte es dieser nur bedingt Folge leisten.

Im Jahr darauf reiste die Stadtkapelle jdoch gemeinsam mit der Liedertafel ins Luzerner Seetal, wo unter Beteiligung der Musiker aus Eschenbach bei Sankt Gallen ein großes Fest gestaltet wurde. Die Sänger und Musiker aus der Oberpfalz genossen in der Schweiz eine so nicht erwartete Gastfreundschaft, die auch Ende Mai 1978 der Reisegruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaft zuteil wurde.

Diese ersten Freundschaftsbesuche hinterließen auf beiden Seiten einen überaus nachhaltigen Eindruck. Im Auftrag von Stadt, Stadtkapelle und Liedertafel sowie namens der Feuerschützengesellschaft „Seerose“ überbrachte Josef Scharf im August 1979 die Gegeneinladung. Zu seiner freudigen Überraschung wurde er dabei vom Gemeindepräsidenten, dem gesamten Gemeinderat und den Präsidenten der drei beteiligten Vereine - Feldschützen, Feldmusik und Männerchor - willkommen geheißen. Bereits Anfang November ging in der Rußweiherstadt die Zusage ein, dass sich 157 Personen an der Fahrt in die Oberpfalz beteiligen werden.

Für die Vorbereitung hatten die Schweizer ein eigenes Organisationskomitee geschaffen. Welche Bedeutung sie diesem Besuch beimaßen, zeigte auch das Eintreffen einer vierköpfigen Delegation um Gemeindepräsident Xaver Buholzer im April 1980. Sie war per Flugzeug angereist – es landete in Speichersdorf -, um wichtige Vorgespräche zu führen. Mit ihrer Teilnahme an der 25-Jahr-Feier der „Seerose“ setzten die Schweizer erstmals bunte Farbtupfer bei Festen in der Rußweiherstadt.

Die Veranstaltungen der Jahre 1978 und 1980 läuteten den Beginn reger gegenseitiger Besuche ein. Die Feiern zur offiziellen Besiegelung der Städtepartnerschaft fanden vom 4. bis 7. Mai 1989 in der Rußweiherstadt und vom 12. Bis 15. August im Luzerner Seetal statt. Bis dahin hatten bereits 29 weitere Begegnungen zwischen Vereinen und Vertretern der beiden Kommunen stattgefunden.

Im Blickpunkt:

Erlebnisreiche Kontaktpflege

Im neuen Jahrtausend sorgten zunächst Reservistenkameradschaft, Sportclub und „Seerose“ auf Oberpfälzer Seite sowie Feldschützen und Trachtengruppe bei den Schweizern für eine Belebung des binationalen Geschehens. Dazu kamen Besuche der Kommunalparlamente. 159 Eidgenossen feierten 2008 „650 Jahre Stadterhebung“ in der Oberpfalz mit, und im Mai 2010 wurde in der Schweiz „20 Jahre Städtepartnerschaft“ begangen.

Im Juni 2012 ging es erneut in die Schweizer Partnergemeinde, zum 100-jährigen Bestehen der Pfarrkirche St. Jakob. 2014 stand in der Rußweiherstadt das Jubiläum „25 Jahre Städtepartnerschaft“ an, für das die Briefmarkenfreunde aus der Oberpfalz gar einen eigenen Sonderstempel der Deutschen Post in Auftrag gegeben hatten.

2015 stürzte sich die Faschingsgesellschaft bei der Guggemusig „Escheschränzer“ ins närrische Treiben. Und als die Biker im selben Jahr „35 Jahre 'Pilots' – 20 Jahre Vereinsheim“ feierten, warfen auch die Motorradfreunde aus der Partnergemeinde ihre Maschinen an. Die letzte erlebnisreiche Kontaktpflege fand vom 8. bis 10. September 2017 anlässlich der 22. Eidgenössischen Nationalturntage statt.

Die Eschenbacher Briefmarkenfreunde begleiteten die Städtepartnerschaft im Jahr 2014 mit einem Sonderstempel der Deutschen Post. Bild: rn
Die Eschenbacher Briefmarkenfreunde begleiteten die Städtepartnerschaft im Jahr 2014 mit einem Sonderstempel der Deutschen Post.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.