Geschnittene Weidenzweige mit ihren dekorativen Kätzchen sind ein beliebter Osterstrauß, heißt es langläufig. In diesem Jahr wegen eines erwarteten frühen Blühens (durch Klimaänderung oder auch nur wegen einer Laune der Natur) vielleicht aber nicht. Da bis zum Palmsonntag noch acht Wochen vergehen, dürfte es zweifelhaft sein, ob zur Osterzeit noch geeignete Zweige für die begehrten Palmbuschen abgeschnitten werden können. Die Kätzchen dürften bis dahin unansehnlich geworden sein. Doch das ist nicht das größte Problem.
Nicht nur die Eschenbacher Imker befürchten, dass nach weiteren Sonnentagen die jetzt noch grauen Kätzchen bereits im Wintermonat Februar zu blühen beginnen und gelbe Pollen bilden. Die in Europa heimische Sal-Weide hat einen hohen ökologischen Wert. Sie dient als Nektarpflanze für Schmetterlinge, als Pollenpflanze für Honig- und Wildbienen und darüber hinaus als Futterpflanze für Raupen und viele Käfer. Als Frühblüher gilt sie in Imkerkreisen als Superbienenweide mit Frühlingsduft.
Da für die Bienen jedoch die optimale Schwarmtemperatur bei 13 bis 15 Grad liegt, hätten sie keine Chance, das Pollenangebot zu erreichen. Dazu das Urteil eines Imkers: „Die Winterbienen sterben jetzt langsam ab und die junge Brut muss langsam wachsen. Es ist zu befürchten, dass ihr Ausschwärmen zur Nahrungssuche erneut erst nach der Frühjahrsblüte beginnt.“ Als Negativbeispiel verweist er auf das Jahr 2021, wo im Frühling „nur eine Woche richtiger Flugbetrieb herrschte … als dann auch die Rapsblüte vorbei war“.
Auch haben die Zweige eine spirituelle Bedeutung: Um das Haus und dessen Bewohner vor Ungemach zu schützen, werden Palmzweige am Kruzifix im Herrgottswinkel, an Spiegeln oder auch an Heiligenbildern angebracht. Manche Bauern markierten früher die vier Ecken ihres Ackers mit Palmzweigen, um ihr Feld vor Verwüstungen des Korngeistes zu bewahren.
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