Die Forstbetriebsgesellschaft (FBG) feierte goldenes Jubiläum und fand neben „königlichem“ Lob auch Anerkennung von Verbandsseite. Josef Liegl, Vorsitzender der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberpfalz (FVO), bestätigte ihr, dass sie mit ihrem Wirtschaftsmodell zur Senkung von Emissionen beiträgt. Er sah in Wald und Holz wahre Klimawunder und rief dazu auf, trotz aller Herausforderungen und Sorgenfalten, die Wettextreme, Borkenkäfer und schlechte Holzpreise bereiten, viele Lösungen für die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft bereit zu halten. Er bescheinigte seinen Zuhörern, in der Natur und mit der Natur zu wirtschaften und den wichtigsten nachwachsenden Rohstoff der Zukunft zu produzieren, der in deren Wäldern entsteht: saubere Luft und sauberes Trinkwasser. Den Waldbesitzern gab er mit auf den Weg: „Reden wir mehr über die Chancen der nachhaltigen Forstwirtschaft, als über die Risiken.“
Seinen Festvortrag zur 50-Jahr-Feier der FBG stellte Liegl unter den Leitgedanken „Forstwirtschaft und Kleinprivatwald im Wandel“. Er verglich 50 Jahre im Leben der Menschen und der Bäume und rief dazu auf, mit unterschiedlichen Maßstäben zu messen. Den Auswirkungen der Krise „Temperaturerwärmung und Wettextreme“ schrieb er allein in den beiden vergangenen Jahren europaweit 200 Millionen Festmeter Schadholz zu, die es zu vermarkten gilt. Hierzu bescheinigte er den 136 bayerischen Waldbesitzervereinigungen und Forstbetriebsgemeinschaften, die sich „politisch gewollt“ im Verlauf von mehr als 60 Jahren zu „bewährten fortwirtschaftlichen Allround-Dienstleistern“ entwickelt haben, einen außerordentlichen Stellenwert und die Voraussetzung dafür, die Nachteile der kleinteiligen Besitzstrukturen zu überwinden.
Mit Hinweis auf die weiterentwickelten Wertschöpfungsketten wies Liegl nach, dass die Holzwirtschaft mit der Automobilindustrie und dem Maschinenbau auf einer Stufe steht und 100 Festmeter Holz aus den Wäldern oder zehn Hektar Wald die Basis für einen Arbeitsplatz bilden. Er beeindruckte mit weiteren Zahlen, als er von einem Jahresumsatz der holzbasierten Wirtschaft in Bayern von 36 Milliarden Euro sprach und der wirtschaftlich wichtigen Branche mit 2,6 Millionen Hektar Wald neben der volkswirtschaftlichen Bedeutung auch Nachhaltigkeit und CO2-Neutralität bescheinigte.
Geradezu anklagend wurde der Vorsitzende der FVO, als er zur Klimaerwärmung mit Wetterextremen und Schädlingsbefall – der wohl wichtigsten Herausforderung – erklärte: „Die haben die Waldbesitzer nicht verursacht, sind aber die ersten Geschädigten.“ Wenig Verständnis zeigte er Besitzern von Kleinwaldbeständen unter 25 Hektar gegenüber, der „nicht besonders gut für die kommenden Wetterextreme vorbereitet ist“ und deren Holzvorrat sich in den vergangenen 50 Jahren nahezu verdoppelt hat. Das Nutzungsverhalten dieser Besitzgruppe habe sich „nicht mehr kontinuierlich, sondern zunehmend kalamitätsgetrieben ausgerichtet“. Deren Verhalten, begleitet durch Rückstände bei Waldpflege und Waldumbau, schrieb er weitere Negativfolgen zu. Dazu zählte Liegl durch Wetterextreme und Schädlingsbefall ausgelöste Schadholzwellen und Überangebotskrisen mit Absturz der Holzpreise und Vernichtung von Vermögenswerten.
Sehr deutlich wurde der Festredner, als er ganz im Sinne von FBG-Vorsitzenden Wiesent ausführte: „So waren in Bayern allein die privaten Waldbesitzer gezwungen, in den letzten fünf Jahren rund 20 Millionen Kubikmeter Windwurf-, Schneebruch- und Käferholz zu einem um geschätzt 25 Euro gefallenen Durchschnittspreis zu vermarkten. Das hat zu Vermögensschäden für die bayerischen Waldbauern von einer halben Milliarde Euro geführt.“ Er befürchtete, dass bei weiteren drastischen Preiseinbrüchen zu allererst die kleinen Waldbesitzer aufhören sich um ihren Wald zu kümmern und damit die bisher kostenlos erbrachten Leistungen für den Klima-, Wasser- und Naturschutz auf dem Spiel stehen.
Mit Blick auf eine Milliarde Festmeter Holz, die noch in den bayerischen Wäldern stehen, von denen jedoch in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten klimabedingt vielleicht gar 20 Prozent verwertet werden müssen, hielt er eine wirtschafts-, energie- und klimapolitische Strategie für erforderlich.
Da die Klimaerwärmung von der ganzen Gesellschaft verursacht wurde, betrachtete es Liegl nach dem Verursacherprinzip nur als fair, wenn sich die Gesellschaft an der Vorsorge und an den Folgekosten in den Wäldern beteiligt und fand Zustimmung der Waldbesitzer, als er sagte: „Die Aufstockung der staatlichen Fördermittel betrachte ich deshalb nicht als Geschenk der Gesellschaft, sondern als eine notwendige Hilfe für einen Schaden, den die Gesellschaft durch ihre fossile Wirtschaftsweise verursacht hat.“
In der Waldbewirtschaftung und der Verwendung von Holz sah der Festredner das denkbar klimafreundlichste Verhalten, rief dazu auf, Kleinprivatwald mit Informationen über den Grenzverlauf rechtzeitig weiterzugeben und sich für die praktische Umsetzung von Maßnahmen zu Pflege, Erhalt und Förderangeboten Waldbesitzervereinigungen wie die FBG anzuvertrauen. Seine Zuhörer forderte er auf, die Gesellschaft stets darauf hinzuweisen, dass unsere Wälder dringend einen Schulterschluss von Politik, Gesellschaft und Eigentümer brauchen. Den Waldbesitzern und der FBG wünschte er für die nächsten 50 Jahre: „Bleiben sie gesund und erhalten Sie sich – auch wenn es Rückschläge gibt – die Freude an Ihrem Wald.“ Auch die Bayerische Waldkönigin Kerstin Seitz mit familiären und beruflichen Bindungen zu Wald und Forstwirtschaft hatte sich vorgestellt
Politik hat auf Waldschäden reagiert
Eingebunden in das gut dreistündige Festprogramm der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) waren Grußbotschaften und Bilanzberichte. Der Jahresabschlussbericht von Steuerberater Hubert Irlbacher enthielt Erlöse aus Holzhandel in Höhe von 1,262 Millionen Euro und einen Jahresüberschuss von 1437 Euro. Revisor Hermann Ott bescheinigte „beste Kassenführung“. „Die Politik hat auf die Waldschäden reagiert“, resümierte Sven Grünert, Abteilungsleiter beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Amberg. Er sprach von 800 Millionen Euro an bereitgestellten Fördergeldern, ging auf die jüngsten verbesserten Förderrichtlinien ein und sah in ihnen eine „deutliche Steigerung der Förderpotentiale“. Er verband seine Grußworte mit der Hoffnung, die anstehende Mammutaufgabe gemeinsam zu bewältigen.
„Unsere Forstbetriebsgemeinschaft ist 50 Jahre alt, aber immer junge geblieben“, zeigte sich Albert Nickl überzeugt. Im Namen von Landrat Andreas Meier sprach er ihr Wertschätzung aus und gratulierte den Geehrten, die „den Grundstein für eine tolle Einrichtung gelegt haben“. Der stellvertretende Landrat sah im Wald eine grüne Lunge und einen einmaligen Energielieferanten, der alle Gebäude des Landkreises mit Naturschnitzel versorgt. Die FBG nannte er „einen unverzichtbaren Partner und den besten Zusammenschluss, den es geben kann“. Verbunden mit dem Wunsch auf weitere gute 50 Jahre übergab er eine Spende. (rn)
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