Eschenbach
28.12.2018 - 14:44 Uhr

Aus Gegebenheiten das Beste machen

Kämpft die Eschenbacher Volkshochschule (VHS) ums Überleben oder steht sie vor einem Neuanfang? Thomas Falkenberger vertritt einen klaren Standpunkt.

Gut aufgestellt ist die Eschenbacher VHS, doch neue Richtlinien des Volkshochschulverbands erfordern organisatorische Weichenstellungen, die in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im alten Krankenhaus vorbereitet wurden. Von links: Sprachdozentin Giselind Langhans, Vorsitzender Thomas Frankenberger, Geschäftsführerin Angelika Denk, Eckhard Bodner (Außenstelle Pressath), stellvertretende Geschäftsführerin Tatjana Hoff, Barbara Müller (Außenstelle Speinshart). Bild: bjp Bild: bjp
Gut aufgestellt ist die Eschenbacher VHS, doch neue Richtlinien des Volkshochschulverbands erfordern organisatorische Weichenstellungen, die in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im alten Krankenhaus vorbereitet wurden. Von links: Sprachdozentin Giselind Langhans, Vorsitzender Thomas Frankenberger, Geschäftsführerin Angelika Denk, Eckhard Bodner (Außenstelle Pressath), stellvertretende Geschäftsführerin Tatjana Hoff, Barbara Müller (Außenstelle Speinshart). Bild: bjp

"Mit unserer heutigen Sitzung tragen wir unsere Volkshochschule Eschenbach/Westlicher Landkreis Neustadt nicht zu Grabe, sondern machen uns auf den Weg zu einem Neubeginn in anderer Form." Optimistisch beurteilte Vorsitzender Falkenberger in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des Trägervereins die Zukunft des Volkshochschulwesens im "VierStädtedreieck"-Raum.

Wenn man nun mit den beiden anderen Volkshochschulen im Kreis - der VHS Weiden/Neustadt und VHS Vohenstrauß - über die Zusammenführung aller drei Einrichtungen unter das Dach einer "gemeinnützigen GmbH" (gGmbh) verhandeln werde, so geschehe das nicht, weil die VHS "ums Überleben kämpfe", unterstrich der Vorsitzende. Hierin wusste sich Frankenberger mit stellvertretendem Landrat Albert Nickl einig, der der Einrichtung bescheinigte: "Sie ist gut aufgestellt und steht keinesfalls am Rande der Auflösung."

Dass der Landkreis auf Stärke und Zukunft des Volkshochschulwesens vertraue, beweise schon die Sanierung des Eschenbacher Landratsamtsgebäudes, bei der man insbesondere die Belange der VHS als Nutzerin im Blick habe. "Die Eschenbacher VHS ist bei den anstehenden Gesprächen in einer starken Position", urteilte Nickl. Warum also die Fusionsverhandlungen? Der Grund seien die ab 2021 geltenden strengeren Richtlinien für eine Mitgliedschaft im Bayerischen Volkshochschulverband (BVV), erläuterten Frankenberger und VHS-Geschäftsführerin Angelika Denk. Um dem Verband mit allen Rechten angehören zu dürfen, müsse eine VHS unter anderem eine jährliche Kursbelegung im Umfang von 30 000 Teilnehmerdoppelstunden nachweisen.

Diese Vorgabe habe man bisher knapp eingehalten, doch mit dem weitgehenden Wegfall von Sprach- und Integrationskursen infolge der rückläufigen Zuwandererzahl sei das nicht mehr gewährleistet. Auch müsse die VHS einen professionellen Datenschutzbeauftragten bestellen und ein Qualitätsmanagement umsetzen. Theoretisch, so Frankenberger, wäre ein Fortbestand der VHS außerhalb des BVV zwar denkbar, jedoch verlöre die Einrichtung Rechte und Vorteile, auf die sie schwerlich verzichten könne. So würde sie beispielsweise nicht mehr in die von BVV und DVV (Deutschem Volkshochschulverband) ausgehandelten Verträge mit der Bundesagentur für Arbeit, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und anderen Institutionen oder in die Rahmenverträge mit der GEMA und anderen Verwertungsgesellschaften einbezogen.

Auch würde die für Kontakte zu diversen Behörden und Institutionen wichtige "Schnittstelle BVV" gekappt, und nicht zuletzt entfielen BVV- und Regierungszuschüsse in Gesamthöhe von 20 000 Euro pro Jahr. Frankenbergers Fazit: "Ohne den BVV würde es uns in drei oder vier Jahren nicht mehr geben. Es bleibt nur eine Verbundbildung oder Fusion." Scharf kritisierte der Eschenbacher Bürgermeister Peter Lehr die rigideren Richtlinien, mit denen der BVV möglicherweise eine "politische Entscheidung" nachvollziehe, die "allen Zielsetzungen einer Stärkung des ländlichen Raums" zuwiderlaufe. "Es ist eine Sauerei, wie man mit kleinen Volkshochschulen umgeht."

Auch Frankenberger bedauerte, dass man in der Erwachsenenbildung einem Zug zur Zentralisierung das Wort rede, während die bayerische Regierung in der Staatsverwaltung auf Dezentralisierung setze. Letztlich komme man "an den Vorgaben nicht vorbei, auch wenn wir gut gewirtschaftet haben", resümierte Denk. Vorbachs Bürgermeister Werner Roder pflichtete bei: "Uns bleibt jetzt, aus den Gegebenheiten das Beste zu machen." Im Blickpunkt

Info:

Keine Abstriche im Angebot

Einstimmig bevollmächtigte die außerordentliche Mitgliederversammlung der Volkshochschule (VHS) Eschenbach/Westlicher Landkreis Neustadt ihren Vorsitzenden Thomas Frankenberg, die Verhandlungen mit der VHS Weiden/Neustadt und der VHS Vohenstrauß über die Bildung einer gemeinsamen „gemeinnützigen GmbH“ aufzunehmen. In ihr würde der VHS-Verein aufgehen, informierte Geschäftsführerin Angelika Denk.

Einig war sich die Versammlung, dass in dieser gemeinsamen Organisation ein Kursangebot auf vertrautem Niveau gewährleistet sein müsse. Barbara Müller aus Speinshart lobte das „flächendeckende Außenstellennetz“ mit Kursangeboten in allen Gemeinden als „besondere Stärke“ der Eschenbacher VHS, die es zu sichern gelte. Ebenso wie Frankenberger verwies sie auf das Gegenbeispiel der VHS Weiden/Neustadt, deren Kursprogramm sich derzeit weitgehend auf Weiden konzentriere.

Auch den Fortbestand von Geschäftsstellen mit Programmgestaltungsautonomie in Eschenbach und Vohenstrauß sähen die Mitglieder gern garantiert. Diese und weitere Eckpunkte gingen in ein Programmpapier ein, das der Kirchenthumbacher Bürgermeister Jürgen Kürzinger als „rote Linie für die Verhandlungen“ bezeichnete.

Info:

Verhandlungsposition stärken

Angelika Denk, Geschäftsführerin der Volkshochschule (VHS) Eschenbach, sieht in einer größeren organisatorischen Einheit sogar eine Chance, das Kursangebot im westlichen Kreis vielseitiger zu gestalten, weil man mehr denn je „synergetisch“ auf Anbieter aus den anderen Landkreisteilen zurückgreifen könne. Die Rückendeckung des Landkreises versprach Vizelandrat Albert Nickl: „Ein Erhalt bewährter VHS-Strukturen und Angebote liegt im Interesse des Kreises“, versicherte er in der VHS-Mitgliederversammlung.

Um die Verhandlungsposition der Eschenbacher VHS zu untermauern, rief Eckhard Bodner aus Pressath auf, mehr denn je für Kurse zu werben und das Angebot durch Kooperationen mit anderen Vereinen und Institutionen noch attraktiver zu gestalten: „Jede Teilnehmerdoppelstunde stärkt uns.“ Als ratsam werteten Bodner und der Vorbacher Bürgermeister Werner Roder einen „Minderheitenschutz“ in der künftigen VHS-gGmbH. Denkbar seien „Sperrklauseln“, die die Position der Eschenbacher und Vohenstraußer „Juniorpartner“ in Entscheidungsprozessen festigten.

 
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