Am 17. und 18. März fanden in der Mehrzweckhalle etwa 80 Flüchtlinge aus der Ukraine Schutz und eine vorübergehende Bleibe. Feuerwehr und Bauhof hatten Flexibilität gezeigt und in der kreiseigenen Halle Betten für 100 Personen vorbereitet. Bereits am Montag darauf nahm das Ausländeramt Neustadt/WN die Registrierung auf. Bei der täglich dreimaligen Ausgabe von Speisen engagieren sich Angehörige des Katholischen Frauenbundes und des Arbeitskreises Asyl mit Sabine Fricke.
Als Gymnasiallehrerin Bettina Kummer in der 5. Klasse vom Schicksal der Flüchtlinge erzählte – und dass die Mehrzweckhalle zunächst nicht mehr für den Sportunterricht zur Verfügung stehe – entstand mit den Schülern spontan die Idee zu einer Kleidersammlung. Unterstützung fand Kummer bei ihrer Kollegin Isabella Beyer. Innerhalb weniger Tage lag eine erhebliche Menge von Kleidung, Spielsachen, Turnschuhen und Sportbekleidung zur Weitergabe bereit. Schüler der 11. Klasse halfen beim Sortieren und Verpacken mit. Die Kartons erhielten jeweils Aufschriften mit Angaben der Konfektionsgröße. Bei der Abholung der Spenden durch Fritz Betzl und Mitarbeiter des AK Asyl bedankte sich Betzl bei Schülern und Eltern für die „besonders gut bestückten“ Kartons. Er sprach von einer „Supersache“ der Schüler. Mit drei Fahrzeugen wurde das Sammelgut schließlich zur „Kleiderkammer“ verbracht und dort für den nächsten Ausgabetag gesichtet und vorbereitet.
Weitere Quartiere gesucht
Bis zum vergangenen Wochenende hatten nun mehr als die Hälfte der Eingewiesenen die Sammelunterkunft wieder verlassen. Bürgermeister Marcus Gradl spricht von aktuell 20 Bewohnern, rechnet jedoch mit weiteren Bussen aus dem Ankerzentrum Regensburg. Das Landratsamt ist weiter auf der Suche nach Quartiergebern. Nach Auskunft von Betzl haben bisher vier Eschenbacher Familien Hilfe angeboten und Unterkünfte bereitgestellt. Für die ärztliche Betreuung der Flüchtlinge engagieren sich Dr. Mari Javanovska-Betzl und Dr. Hannelore Lipiotta. Sie nehmen auch Corona-Abstriche. Mit der Belegung der Mehrzweckhalle begann auch die Arbeit von Dolmetschern und Sicherheitsdienst. Dolmetscher sind stundenweise vor Ort. Gleiches gilt für Fachkräfte caritativer Stellen.
Um eine Kinderbetreuung bemüht sich derweil der Arbeitskreis Fricke. Zur Verfügung stehen Malutensilien, Bücher, Spiele, Kreide und eine ehemalige Schultafel. Sichergestellt sind Sozialleistungen. Die Auszahlung erfolgt zurzeit noch über das Landratsamt. In der MZH aufliegende Faltblätter informieren in kyrillischer Schrift über Ansprechpartner beim Landratsamt. Plakate in Deutsch, Englisch und Kyrillisch geben Hinweise zur Feuerwehralarmierung.
Hocherfreut zeigt sich Marcus Gradl von der Hilfsbereitschaft seiner Eschenbacher. Sein Aufruf zu Kleider- und Kofferspenden habe große Resonanz erfahren. „Wir konnten der Kleiderkammer bereits mehr als 40 Koffer zur Weitergabe überbringen, die den Geflüchteten dann als mobiler Kleiderschrank dienen“, erzählte der Bürgermeister am Mittwoch. Er mache sich regelmäßig ein Bild vor Ort und stehe insbesondere wegen der Verteilung auf Wohnräume stets in engem Kontakt mit dem Landratsamt. Die für Neustadt/WN angedachten Wohncontainer für Flüchtlinge werden „keine Auswirkung auf die Notunterkunft in der Mehrzweckhalle Eschenbach haben“, versichert Claudia Prößl, Pressesprecherin des Landratsamts.
Schulbesuch und Willkommensgruppe
Zur Beschulung der Kinder war von Rektor Wolfgang Bodensteiner zu erfahren, dass für die ersten drei Monate ihres Aufenthalts in Eschenbach der Gastschulstatus gilt. Erst anschließend bestehe Schulpflicht. „In dieser Woche haben wir in der Markus-Gottwalt-Schule für täglich zwei Stunden den ersten Grundschüler aufgenommen, der über gute englische Sprechkenntnisse verfügt“, ergänzt Bodensteiner und räumt der Schaffung sozialer Kontakte einen hohen Stellenwert ein. Für die Zeit nach den Osterferien kündigt er die Bildung einer Willkommensgruppe an.
Die Betreuung der Kinder ab der 5. Jahrgangsstufe übernimmt das Gymnasium. „Wir haben bereits vier Jugendliche in die 9. Klasse aufgenommen, die auch über Deutschkenntnisse verfügen“, berichtet Harald Olschner. Der Schulleiter wertet dies als Grundlage dafür, die jungen Ukrainer in den Unterricht einzubeziehen. Als positiv wertet er bereits bestehende Schülerkontakte. Im Erleben des Schulalltags sieht er die erste Stufe der Eingliederung der Flüchtlinge und räumt ein: „Wir sind auf der Suche im pädagogischen Umfeld.“ Ihm geht es insbesondere um Personen mit Ukrainisch-Kenntnissen.
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