Der dritte und letzte Teil der "Eschenbacher Mundarttage 2019" garantierte dem Heimatverein erneut ein volles Haus: Der "Taubnschuster" wurde zum Mekka der Dialektfreunde. Mit instrumentalen und vokalen Stücken schuf die "Stodtbergsait’n" dort eine besonders heimelige Atmosphäre, was Karlheinz Keck, den Vorsitzenden des Heimatvereins, zu der kurzen, aber treffenden Aussage verleitete: „Woa des net a scheene Musi?!“
Gut die Hälfte der Beiträge, die präsentiert wurden, stammte aus der Feder von Franz Streit. Seine Begabung, Verse zu schreiben, hatten ihm den Ruf „Heimatdichter von Eschenbach“ eingebracht, sein musikalisches Talent ließ ihn zum gefragten „Volkssänger“ werden.
Ulla Streit trat in die Fußstapfen ihres seligen Vaters, der mit seiner Familie einst "beim Baatzent’n" gewohnt hat und am Tag der Veranstaltung seinen 107. Geburtstag hätte feiern können. Die ersten, von ihr zum Teil ohne Blick auf den Text vorgetragenen poetischen Ergüsse ihres Vaters betrafen „d’Huzazeit“, die Zeit nach der letzten Ernte: „Wenn z’Aoumd geß’n is, gleich naouch’n Be’n, und is 'n Schtool letztmal ‘n Vöich naouch ge’m, wird da Schuaz affe g’schteckt, d‘Holm va da Seggl o’griem und scho is ma z’huzan beim Nachbarn drü’m.“
Unter dem Titel „G’witta im Wold“ brachte Elke Müller Streits Kindheitserlebnis an einem "Summa-Namedooch" zu Gehör - beim Sammeln von „Buzlköih im Wold", während dem er „durch döi Baam aa döi Schwiaz niat beacht“. Wortgewaltig und sehr gefühlvoll beschreibt Streit in dem Gedicht den niederprasselnden Regen und die Gebete seiner Mutter und resümiert: „Wos a G’witta im Wold is, des mou ma sälwa dale’m, denn wos Schlimmas um oin ka ‘s gaoua niat ge’m.“
Zum „Büldbaam“ entführte Carmen Longares-Ulrich die Zuhörer. In dessen Umfeld musste der kleine Franz „Biascht o-rächan im Mittelkrist“. Es ging „üwa Creis’nbruck drüwa und döi Foua rächts ai, a Wech woa des, z’ammgfoahn und dräckat, o mai, o mai.“ Und dann: „Da Wold haout gaoua sua finsta aasgschaut, daou siahre in meine Angst und Möih dream in da Hosaguck’n Schnäiglöckla schtöih“. Bald beschreibt er unter Nennung weitere Flurbezeichnungen: „Af amal is ganz hell und sua endrisch woun, des is Däissarat denk a man, öitz haoust d‘ Mutta ganz valoun.“ Als er sie findet, versichert sie ihm: „Siahst Bou, nöichats ka ma be’n sua rouhara und schtaad, wöi daou heruntn am Büldbaam in da Däissarat.“
Laienspieler Franz Teichmann war ganz in seinem Element, als er als Rezitation Streits längeren Rückblick auf „Sua woas fröia“ wiedergab mit Verszeilen wie: „S hal Jaoua sa ma boafers g'rennt", "San mit Bins’n umma g’schwumma, daß ma niat is dasoff’n", "Nur wenn ma krank woa, haouts ge’m a woichs A“. Das Resümee regte zum Nachdenken an: „Ja, wia woan scho oam dra oder vielleicht a reich, wenn i unna Zeit mit da heitig’n vagleich.“ Mit verteilten Rollen erfreuten die Vortragenden noch mit Streit-Geschichten über den "Fruaschgrobm", den ersten Rausch und die „Sorgen und Nöte eines Stammtischbruders“.
Martin Dilling trug dann Erlebnisse seines Vaters vor und begann die kleine Rundreise mit dem „Fischessen in Tremmersdorf“: „Wenn una Fisch dann oigwürgt san, nou is a Zeit lang staad, wird manches Seidl hinti gschitt, dass oischwemmt däi Fischgraat.“ Doch auch für den, der kein Karpfenfreund ist, gilt: „Kaam oiner wird‘s vergess’n, im nächsten Joahr beim Vetternwirt is wieder a Fischess’n.“
Der Jahreszeit angepasst waren die Erlebnisse „beim Schläihahuln“. Die Anreise zu „de Schläihaplätz“ führte über "Galgen" und "Hotzaberch" zu einer „groußn Staudan af da Summerseit’n“, an der Otto Dilling einen „Hosn assahupfn siat“. Als er mit „vollem Schläiha-Gschirr“ heimkommt, sagt seine Frau „vor Freid entsetzt: Däi Schläiha dou, die wern nu heint a’gsetzt.“ Nach der vollmundigen Beschreibung der Gär-, Einlagerungs- und Verkostungsvorgänge resümiert er: „Des zwoate Glasl woar glei laa, o wäherla, o weiha. Wäi dann däi Flaschn aller woar, woar i sua blau – wäi d‘ Schläiha.“
Karlheinz Keck und Bernd Thurn streuten Eschenbacher Gschichten ein, die von "Kouhpritschern", der "Wurstsuppn im Kellerschacht", einem "Kouhflüsterer", einem abgenommenen "Haxn", Fred Schumann und Robert Dotzauer, vom "Oaschleckn am G'richt", dem "oarmen Fischer Schreml-Luck" und vom „Ausflug“ zum Finanzamt Kemnath handelten. Keck verstand es zudem, mit Blick in das alte bayerische Wörterbuch von Johann Andreas Schmeller, die Aussagekraft Oberpfälzer Spezialausdrücke zu beleuchten.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.