Schrill, rau, trompetenartige Rufe, ein V-förmiger Formationsflug und eindrucksvolle Tänze: Wie für den Fotografen bestellt zieht eine Formation Kraniche durch den „Kulmgau“. Bei ihrem Anblick denkt so mancher Zeitgenosse an den Vogel als Symbolträger für Glück und für ein langes Leben.
Noch viel bedeutender aber ist, dass der Kranich seit Anfang der 2000er Jahre auch wieder Brutvogel in Bayern ist, betont Dr. Miriam Hansbauer. Ein Blick in ihre Statistik zeigt auf, dass zum Beispiel im Landkreis Neustadt/WN im vergangenen Jahr 13 Brutpaare nachgewiesen wurden. Einige Exemplare hätten in den Feuchtgebieten des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr ein neues Zuhause gefunden, berichtet sie.
Hansbauer ist seit 2006 ehrenamtlich im internationalen Kranich- und Feuchtgebietsschutz tätig und gehört zum Fachvorstand „Kranichschutz Deutschland“. Das Netzwerk überwacht die Kranichzüge ebenso wie die Sammel- und Raststellen in Deutschland und fördert eine sichere Brutheimat für den „Glücksvogel“. Hansbauer arbeitet zudem eng mit relevanten Institutionen in Bayern zusammen, zum Beispiel mit dem Landesbund für Vogelschutz, den Bayerischen Staatsforsten und den Naturschutzbehörden. Auf Einladung der Volkshochschule in Zusammenarbeit mit dem Bundesforst Grafenwöhr kam sie zu einem Vortrag ins "Hexenhäusl".
Lange Zeit war der Wappenvogel der Lufthansa als Brutvogel in Bayern ausgestorben. Über 100 Jahre galt lang eine Brut im Jahr 1890 als letzter Nachweis. Seit knapp 20 Jahren entdeckt die Expertin Überraschendes: Der Kranich hält wieder Hof im Regierungsbezirk. Miriam Hansbauer vermutet ein verändertes Verhalten bei den Zugrouten als Grund dafür. Rund 300 000 Graukraniche wählen alljährlich im Herbst einen Weg, auf dem sie die nördliche Hälfte Deutschlands von Nordosten in Richtung Südwesten überqueren, um die kalte Jahreszeit in Frankreich, Südspanien oder im Nordwesten Afrikas zu verbringen.
Für Hansbauer besonders interessant sind Veränderungen dieses Vogelzugs: Aus Richtung Ungarn kommend fliegen die Kraniche in westlicher Richtung, um später in der Camargue zu rasten. Daraus resultierend gebe es in heimatlichen Gefilden zunehmend wieder Brutpaare, freut sich die Biologin über die kontinuierliche Zunahme der Population.
Mit beeindruckenden Zahlen untermauert sie die Beobachtungen der Vogelschützer. Bei Kranich-Zügen im Oktober 2017 etwa seien bis zu 25 000 Vögel an einem Tag im Bereich Unterfranken gesichtet worden. In Bayern entdecke dann manches Kranich-Paar gute Brutbedingungen. Dennoch zweifelt die Referentin an einer bevorstehenden "Invasion": Reich gedeckte Tische und ideale Rastplätze seien in Bayern Mangelware.
Weitere Betrachtungen gehörten in ihrem Vortrag dem Leitungsanflug als Gefährdungsursache und dem Klimawandel, den Hansbauer aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtete. Die Biologin empfahl zudem eine bessere Kooperation mit der Landwirtschaft. Eine kurze Diskussion schloss sich an. Die gut besuchte Veranstaltung in der Infostelle des Geo- und Naturparks Nördlicher Oberpfälzer Wald im "Hexenhäusl" am Rußweiher endete mit stimmungsvollen Bildern aus Kranich-Brutgebieten.
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