Eschenbach
27.03.2019 - 11:31 Uhr

"Wir leisten tolle Sozialarbeit"

Was bringt der Bayerische Landessportverband für seine Vereine und wo kann er helfen? Bei einer Gesprächsrunde dazu bringen Vertreter der Clubs auch ihre Probleme vor.

Ernst Werner (links) und Dietmar Wildenauer (Dritter von rechts) vom Kreis Weiden/Neustadt des BLSV haben Vereinsvertreter zu einer Gesprächsrunde ins Sportheim des SC Eschenbach geladen. Bild: rn
Ernst Werner (links) und Dietmar Wildenauer (Dritter von rechts) vom Kreis Weiden/Neustadt des BLSV haben Vereinsvertreter zu einer Gesprächsrunde ins Sportheim des SC Eschenbach geladen.

Zu einem Informationsgespräch hatte der Kreisverband Weiden-Neustadt des Bayerischen Landessportverbands (BLSV) alle Sportvereine und Bürgermeister aus dem westlichen Landkreis ins Sportheim des SCE geladen. Als Verbandsvertreter und Moderator informierte Ernst Werner und hörte sich die Klagen der Vereine an.

Zum Ende der gut zweistündigen, rege geführten Gesprächsrunde waren deren Repräsentanten aus Eschenbach, Grafenwöhr, Kirchenthumbach und Vorbach überzeugt: „Wir leisten tolle Sozialarbeit. In den Vereinen lernen die Kinder, mit Sieg und Niederlagen umzugehen und sich an feste Zeitschienen zu gewöhnen. Aus der Gemeinschaft nehmen sie soziale Erfahrungen mit.“

Als Ziel des Kreisverbands nannte es Werner, einmal im Jahr mit größeren Vereinen ins Gespräch zu kommen. Den ersten Anlass nutzte er dazu, den BLSV - mit seinen 56 Sportfachverbänden, insgesamt 4,6 Millionen Mitgliedern, zirka 12 000 Vereinen, 90 700 Übungsleitern und 30 Landesleistungszentren - als Einrichtung vorzustellen, die mehr als 100 olympische Sportarten bewegt und durch ihre Förderung Weltklassesportler hervorbringt.

Als Serviceleistungen des BLSV nannte er als erstes Dienstleistungen für den Sportstättenbau, die Vermittlung von Gema-Sondernutzungsrechten oder den Klima-Check an Vereinsgebäuden. Große Bedeutung maß Werner ihm auch als Ansprechpartner rund um die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Trainern und Übungsleitern bei. Mit der Zusicherung „Wir versuchen Lösungen zu finden“ empfahl er den BLSV nicht zuletzt bei Steuer- und Rechtsfragen sowie zur Unterstützung bei der Vereinsoptimierung, wie zum Beispiel der Neugliederung von Strukturen.

Da der Sport in den Gemeinden einen hohen Stellenwert genießt, erhielten auch zwei stellvertretende Bürgermeister das Wort. Karl Lorenz (Eschenbach) sah im SCE eine wichtige örtliche Einrichtung, die die Kommune in den Bereichen Jugend und Baumaßnahmen unterstützt. Einem roten Faden gleich zog sich das Thema "Vorschriftenflut" durch den Abend. In ihr sah Lorenz ein erhebliches Hindernis zur Übernahme von Führungsfunktionen. Seine Vorbacher Amtskollegin Angelika Thurn pflichtete ihm bei, fand es interessant, dass der BLSV zu einer Gesprächsrunde einlädt, und stellte ihre Vereine sowie deren Förderung durch die Gemeinde vor.

Der SC Eschenbach war durch alle Spartenleiter vertreten. Stellvertretender Vorsitzender Tobias Lehl berichtete von knapp 1000 Mitgliedern in 7 Sparten, aber auch von einem Problem: „Wir haben keinen ersten Vorsitzenden.“ Er selbst bekleide im Verein bereits drei Posten.

Josef Reisner, stellvertretender Vorsitzender des SC Kirchenthumbach, meldete 670 Mitglieder in 6 Sparten und freute sich über den „guten Zulauf von Mädchen in der Sparte Fußball“. Die Vorschriftenflut kommentierte er deutlich mit den Worten: „Du stehst mit einem Fuß im Knast.“

„Hier ist die Politik gefordert“, erklärte Werner und ging auf negative Erfahrungen beim Datenschutz ein. Diesem Stichwort folgten mehrere überaus kritische Wortmeldungen zum übertriebenen Datenschutz in der Mitgliederverwaltung und zur bildlichen Darstellung von Sportlern. „Ist es für ein Kind nicht eine Strafe, wenn es nicht aufs Foto darf und damit aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wird?“ Diese Frage ergänzte der BLSV-Vertreter mit einer eigenen Beobachtung: „Aber dann wird dieses Kind wiederholt auf Facebook gezeigt.“

Breiten Raum in der Aussprache nahmen das Thema "Übungsleiter/Betreuer" sowie das Anspruchsdenken vieler Mitglieder und auch das der Eltern junger Mitglieder ein. Die Vereinsvertreter waren sich einig, dass bezahlte Trainer nicht finanzierbar seien und das Ehrenamt gefordert sei. Als bedauerlich werteten sie es, dass viele Teilnehmer von Ausbildungs- oder Übungsstunden nach deren Ende keine Bindung mehr zum Verein zeigen und die Sportstätte verlassen.

Sie stellten Vergleiche zum Verhalten bei den wesentlich teureren Kursen beim Volksbildungswerk an und hinterfragten das Verhalten von Eltern, die „mit dem niedrigen Vereinsbeitrag ihrer Kinder gewisse Ansprüche verbinden, aber erbetene persönliche Hilfen zu Veranstaltungen ablehnen". Die Mütter und Väter sollten vielmehr stolz sein auf die Leistung ihrer Kinder, diese in Relation zum Beitrag stellen und sich überlegen, was der Verein für das Kind leistet, forderten die Vereinsvertreter.

„Wir haben uns vielleicht nicht gut verkauft und die Zeichen der Zeit verkannt“, mutmaßte Werner zu den Ursachen dafür und rief dazu auf, verbessert darzustellen, „was wir können“. Auch vermisste er ein höheres Engagement ehemaliger aktiver Sportler im beruflichen Ruhestand. Für 2. Mai lud er zur Teilnahme an der Veranstaltung „BLSV Direkt“ ab 18.30 Uhr in der Max-Reger-Halle in Weiden mit vier Werkstattangeboten ein. Unter Hinweis auf neue Fördermittel rief er dazu auf, die Töpfe anzuzapfen.

Das letzte Wort hatte Dietmar Wildenauer. Der Referent für Sportabzeichen warb für die „Goldmedaille des Breitensports“, die zugleich das „Aushängeschild jeder Kommune“ sei und auch als Familienabzeichen erworben werden könne. Für 29. Juni kündigte er die Abnahme des Sportabzeichens in Eschenbach an.

 
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