Eschenbach
22.12.2020 - 15:09 Uhr

Liedertafel Eschenbach: Staade Zeit auch für das musikalische Leben

Wie sehr ihnen das gemeinsame Singen fehlt, spüren viele Chorsänger derzeit extrem. Auch bei der Liedertafel Eschenbach ist seit März Zwangspause. Corona ist stärker. Auf Licht im Tunnel warten, ist derzeit der einzige Hoffnungsschimmer

"Noch nie war es so schwierig, unserer Passion nachzugehen", bedauert Karl Ott, Vorsitzender der Liedertafel Eschenbach. Bild: do
"Noch nie war es so schwierig, unserer Passion nachzugehen", bedauert Karl Ott, Vorsitzender der Liedertafel Eschenbach.

Chorgesang in Coronazeiten ist gefährlich. Der fehlende Sozialkontakt ist nur eine Seite der Medaille. Singen ist gesund und auch gut für die Seele, heißt es zwar. Doch in der Pandemie ist das Gegenteil der Fall. Chorsingen erhöht das Ansteckungsrisiko, sagen Musikmediziner. Deshalb ist auch bei der Liedertafel seit Beginn des ersten Lockdowns Schluss mit den beliebten wöchentlichen Probenabenden im Dammbauernhaus und den anschließenden geselligen Runden.

Chorsingen ist gemeinschaftsstiftend

Das fehlende gemeinsame Gruppenerlebnis macht alle Sänger traurig. „Ein Chor ist die Summe seiner Teile“, sagt Karl Ott ein bisschen philosophisch. „Wenn man mit anderen zusammen singt, ist das auch gemeinschaftsstiftend.“ Nun fehle dieses soziale Element. Durch Corona sei im Chorleben eine neue Erfahrung hinzugekommen, sagt der Liedertafelvorsitzende nach einem Dreivierteljahr sängerischer Zwangspause. „Plötzlich wurde aus den vielen positiven Effekten des Singens eine gefährliche Tätigkeit.“ Die neue Wahrheit heiße Maske tragen, Abstand halten und Sozialkontakte vermeiden.

Sänger gehören zur Risikogruppe

Hinzu kommt, dass der Männerchor auch altersmäßig eine heterogene Gruppe mit einem großen Anteil an Sängern ist, die in Coronazeiten zur Risikogruppe zählten. „Deshalb kann sich der Chor auf kein Abenteuer einlassen“, betonte der Liedertafel-Vorsitzende. Die Devise laute: Warten, bis bessere Zeiten kommen. Auch anderen Vereinen fehle das Momentum eines sinnstiftenden gesellschaftlichen Lebens. Ein schwacher Trost, aber der Einzige, so Karl Ott. Für ihn persönlich bedeute die Zwangspause zudem, dass die Vorfreude wegfalle, auf das Mitwirken des Chors hinzuarbeiten. So sei es zum Beispiel Tradition gewesen, zu Weihnachten die Festgottesdienste in der Stadtpfarrkirche und im BRK-Seniorenheim musikalisch zu gestalten.

Künftig im Vermessungsamt

In einem Rundbrief an die Sängerkollegen sieht der Liedertafel-Vorsitzende dennoch einen Hoffnungsschimmer, im Lauf des kommenden Jahres wieder mit der Probenarbeit neu zu starten. Dann in neuen Räumen. Von der Stadt sei dem Chor ein Probenlokal im Vermessungsamt zugewiesen worden. Mit dem Abschluss der Sanierungsarbeiten rechnen die Sänger nach Rücksprache mit dem Bürgermeister im zweiten oder dritten Quartal 2021. Bei dann immer noch bestehenden Hygienevorgaben sei es möglich, in einem größeren Probenraum die Infektionsschutzvorschriften einzuhalten.

Jubilarehrung wird nachgeholt

Karl Ott bedauerte zudem die ausgefallende Jahreshauptversammlung, in der auch die Ehrung der Sänger-Jubilare Hans Kohl für 70-jähriges Singen im Chor, von Richard Höller (65 Jahre), Helmut Polatschek und Georg Bayerl (jeweils 40 Jahre aktiver Sänger) geplant gewesen sei. Verschoben aber nicht aufgehoben sei die Würdigung von Dirigentin Riita Michelson für ihr zehnjähriges Engagement bei der Liedertafel. Auch die kleinen Feiern für die Geburtstagsjubilare Hans Kohl (90 Jahre), Hubert Schindler und Werner Schreglmann (80), Robert Dotzauer (75) und Gerhard Schäftner (65) werden nachgeholt, versprach der Vorsitzende.

Musikrat empfiehlt Fenster- und Balkonkonzerte

Die Weihnachts- und Neujahrsgrüße an alle Sänger und ihre Familien, an die passiven Mitglieder und die vielen Unterstützer des Chors verband Karl Ott mit dem Appell, in schwerer Zeit bei der Stange zu bleiben. Hinweise gab es auch zu einer Empfehlung des Bayerischen Musikrats zu „Fenster- und Balkon-Konzerten“ am Heiligen Abend. Mit Blick auf die Herausforderungen in der Coronakrise werden alle Sänger und Musizierenden dazu ermuntert, am 24. Dezember um 15 Uhr auf dem Balkon oder aus dem Fenster zu singen und zu musizieren, um in schwerer Zeit einerseits ein gemeinschaftliches, musikalisches Erlebnis zu schaffen und andererseits ein Zeichen zu setzen, sich von der Pandemie nicht unterkriegen zu lassen.

Eschenbach22.10.2020
 
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