„Guter Gott, heute ist es ein doppelter Abschied: Wir verabschieden uns von Anne und sie verabschiedet sich von uns. Sei bei uns auf den Wegen, die vor uns liegen.“ Mit diesem Tagesgebet begleitete Lektorin Gabriele Scherl den Gottesdienst zur Verabschiedung und Entpflichtung von Pfarrerin Anne Utz. Kirchengeläut, feierlicher Einzug, Orgelspiel, ein Beitrag von „New Voices“ und ein Willkommen an die Vertreter von Stadt, Schulen, Dekanat und katholischer Kirche durch Dr. Knut Thielsen leitete am Sonntag in der Kreuzkirche einen besonderen festlichen Gottesdienst ein. Es galt Abschied zu nehmen von einer Pfarrerin, die ihren seelsorgerischen Dienst für Eschenbach und Kirchenthumbach im März 2011 begonnen und auf vielfältige Art geprägt hatte.
Ihre Abschlusspredigt stellte Utz unter den Leitgedanken „Tue das, so wirst du leben“. Diesem Jesus-Zitat aus dem Evangelium maß sie Verheißung, aber auch Anspruch zu und begründete dies damit, dass Jesus „wirklich leben mit Leib und Seele, mit Haut und Haar, mit Freude und Leid, eben Leben in seiner ganzen Fülle“ gemeint hatte. In ihren Gedanken dazu sah sie in der Liebe den Weg zu einem intensiven Leben und in der Selbstliebe keinen äußerlichen Egoismus, sondern das Bestreben „mit Zärtlichkeit und Zuneigung zu schauen, was ich wirklich brauche“.
Thomas Berthold übernimmt Vertretung
Dekan Thomas Guba erinnerte an die Ordinierung der scheidenden Pfarrerin und an deren Diplomarbeit „Das Pfarramt zwischen Anspruch und theologisch empirischer Realität“ und bescheinigte ihr eine prägende Interpretation des Evangeliums. Als äußere örtliche Veränderung kündigte er eine „nur mehr halbe Pfarrerstelle“ für Eschenbach und Kirchenthumbach an. Für richtig hielt er zudem die „harte Entscheidung“ zur Kirche in Kirchenthumbach, freute sich jedoch, dass ihm Utz als Schulpfarrerin in Weiden erhalten bleibt. Bis zur Neubesetzung der örtlichen Pfarrei werde Thomas Berthold, stellvertretender Dekan und Pfarrer in Grafenwöhr, als Vakanzvertreter tätig sein. Nach der Entbindung von Anne Utz vom Pfarrdienst erteilte er ihr den Segen für die weitere seelsorgerische Tätigkeit.
In den von Thomas Guba, Thomas Berthold, Gabriele Scherl und Bettina Gomez vorgetragenen Fürbitten sprach unter anderem Synodale Herbert Steinbeck: „Ermutigender Gott, wir bitten dich für Anne um einen guten Start, Freude und Kraft für ihre neue Aufgabe, Menschen, die sie auf ihrem Weg begleiten, und die Gewissheit, dass wir durch nichts aus deiner Gnade fallen können.“
Nach dem kirchlichen Zeremoniell bescheinigte Stefani Schön, stellvertretende Seniorin des Pfarrkapitels Weiden, Anne Utz: „Du hast viel Licht gebracht in unsere Gemeinden, deine Predigten waren ein Geschenk.“ Für den seelsorgerischen Einsatz in den Kommunen, den einfühlsamen Umgang mit Kindern und Jugendlichen und die spontanen Hilfsangebote während der Coronazeit dankte ihr zweiter Bürgermeister Karl Lorenz. In ihrem Gottesdienst zum Bauernmarkt sah er ein „großes Highlight“, ihre einfühlsamen Worte bei Beerdigungen wertete er als Stütze der Hinterbliebenen. Ihre „guten Botschaften bei den leider sehr seltenen ökumenischen Begegnungen“ kommentierte er mit: „Dazu braucht es aber einen Partner, der sich ebenfalls ernsthaft aufeinander zubewegen will.“
Intensive, schöne Zeiten
Als Vertreter der Schulen erinnerte Rektor Wolfgang Bodensteiner an eine „einfühlsame Kindersegnung während der Coronazeit“ und würdigte mit Beispielen das bescheidene Wesen der Pfarrerin. Ein Vertreter des Kirchenvorstands Grafenwöhr beneidete die Europa-Schule Weiden „um den Fang, den sie mit dir gemacht haben“ und bescheinigte ihr, mit großem Herzen und Verstand ihre Aufgabe wahrgenommen zu haben. Kirchenpflegerin Birgit Drechsler sprach von manchmal stressigen, aber auch intensiven und vor allem schönen Zeiten, die Gemeinde und Kirchenvorstand miteinander hatten.
In ihren abschließenden Worten an ihre Pfarrgemeinde ließ Anne Utz Reue und Demut anklingen, als sie bekannte, „dass es manchmal nicht ganz einfach mit mir war“ und resümierte, dass sie erst zum Schluss gelernt habe, mehr Emotionen zu zeigen. Nicht passender hätte der abschließende Beitrag von „New Voices“ sein können, „You raise me up!“, dem ein heiterer und gesprächsintensiver Empfang in den Gemeinderäumen folgte.
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