Eschenbach
21.12.2018 - 12:51 Uhr

Plötzlich Pflegeeltern

"Der erste Tag war eine Katastrophe." "Wir haben die Nächte sehr schlaflos verbracht." Vier Jugendliche machen sich ein Wochenende lang bei einem Praktikum mit der Situation junger Eltern vertraut. Sie betreuen rund um die Uhr ein "Baby".

Den Sozialpädagoginnen Eva Vitzthum und Susanne Schuster berichten (von links) Peter Schiener, Jana Kraus und Kevin Forster von ihren Erfahrungen mit einem Babysimulator. Bild: rn
Den Sozialpädagoginnen Eva Vitzthum und Susanne Schuster berichten (von links) Peter Schiener, Jana Kraus und Kevin Forster von ihren Erfahrungen mit einem Babysimulator.

Während eines Wochenendes machten die Schüler der M 10 der Markus-Gottwalt-Schule (MGS) ein Praktikum, das zwei deutsche Diplompädagoginnen unter dem Namen "Babybedenkzeit" eingeführt haben. Es wurde ins Leben gerufen, um Jugendlichen und Heranwachsenden die Aufgaben des Elternseins und die Verantwortung für Babys erlebbar zu machen.

Die Eschenbacher Mittelschüler erlebten den Alltag mit einem "eigenen" Baby über mehrere Tage und Nächte. Das "Kind" der Schüler war ein Babysimulator, 50 Zentimeter groß und etwa 3000 Gramm schwer. Programmiert war dieser in Anlehnung an die Tagespläne "echter" Säuglinge und verlangte daher eine Versorgung rund um die Uhr. Mit unterschiedlichem Schreien forderte er Füttern, Windelwechseln, Aufstoßen und in den Armen wiegen. Um das richtige Halten eines Babys zu vermitteln, reagierte der Simulator auf falsche Positionierung und fehlende Kopfunterstützung, aber auch auf grobe Behandlung sowie Vernachlässigung. Eine unlösbar am Handgelenk der Pflegeeltern befestigte ID erlaubte nur diesen, das Baby zu versorgen. Die Betreuung konnte nicht an jemand anderen abgegeben werden. Ob die Teilnehmer ihr Baby gut oder nicht so gut versorgt hatten, wurde aus Aufzeichnungen des Babycomputers ersichtlich und diente der Auswertung des Projekts.

Begleitet wurde das Elternpraktikum von den Sozialpädagoginnen Susanne Schuster und Eva Vitzthum von der Caritas Weiden. Eingefädelt hatte es Maria Rübe-Hitzinger, Sozialarbeiterin an der MGS. Die ersten Reaktionen der Pflegeeltern ließen auf "erlebnis- und erfahrungsreiche" Tage schließen. Es fielen spontane Äußerungen wie "Der erste Tag war eine Katastrophe, wir wären fast verzweifelt" oder "Es war wohltuend, wenn uns bewusst wurde, dass wir einige Stunden geschlafen haben". Die Schüler erzählten auch, dass sie allmählich die Bedürfnisse des "Babys" anhand der Lautstärke der Schreie erkannt haben. Sie räumten aber auch eine gewisse Eingewöhnungsphase ein. Auf die Frage, ob das Geschehen der vergangenen Tage realistisch gewirkt habe, kam ein deutliches "Ja".

 
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