Eschenbach
17.05.2021 - 09:09 Uhr

Polizeiinspektion Eschenbach: So hat Corona die Kriminalstatistik verändert

Die Corona-Pandemie zeigt sich auch in der Kriminalstatistik der Polizei Eschenbach. Wie hat sie sich auf die Zahl der Fälle und die Art der Straftaten ausgewirkt?

Gesamtkriminalität PI Eschenbach Bild: gld
Gesamtkriminalität PI Eschenbach

Im Dienstbereich der Polizeiinspektion Eschenbach leben etwa 42.000 Menschen, davon sind etwa 15.000 US-Amerikaner. Die Beamten bearbeiteten im Jahr 2020 insgesamt 4499 Vorgänge, was im Vergleich zum Vorjahr (4953) einem Rückgang um 9,2 Prozent entspricht. "Hier bemerken wir die Auswirkungen der Ausgangssperre", erklärte Inspektionsleiter Werner Stopfer beim Sicherheitsgespräch im Rathaus Eschenbach.

Die Aufklärungsquote steigerte sich auf 75,9 Prozent und liegt damit über dem bayernweiten Durchschnitt von 66,4 Prozent. Genaue Gründe für die überdurchschnittliche hohe Aufklärungsquote bei der Polizeiinspektion Eschenbach konnte Stopfer nicht angeben. Insgesamt gab es 155 Anzeigen zum Infektionsschutzgesetz. "Es waren immer nur Einzelfälle, Partys waren keine dabei", betonte der Dienststellenleiter. Erfreulich ist der deutliche Rückgang der gefährlichen Körperverletzungen um 26,5 Prozent. Meist handelt es sich hierbei um die Verletzung eines anderen mittels eines gefährlichen Gegenstandes oder eine von mehreren Tätern gemeinschaftlich begangene Körperverletzung.

Im Deliktsbereich Diebstahl gingen die Zahlen bei einfachen und besonders schweren Fällen des Diebstahls deutlich zurück. Ladendiebstähle verringerten sich ebenfalls um mehr als die Hälfte von 17 auf 8 Fälle. Bei der Gesamtzahl der Sachbeschädigungen ist ein Rückgang um 21,2 Prozent (24 Fälle) zu verzeichnen. Obwohl die Sachbeschädigungen an Kraftfahrzeugen um fast 20 Prozent zurückgegangen sind, machen diese mit 38 Fällen noch einen Großteil aller Sachbeschädigungen aus.

Nachdem die Zahlen bei den Betrugsdelikten in den Jahren 2018 und 2019 rückläufig waren, stiegen diese im Jahr 2020 um 17 Prozent an. Bei den Waren- und Warenkreditbetrügereien gingen die bearbeiteten Fälle um drei Fälle (17,6 Prozent) leicht zurück. Dieser Bereich umfasst zum großen Teil Rechtsverstöße, die mit dem Internethandel in Verbindung zu bringen sind. Ein Großteil der Betrugsdelikte wird aufgrund örtlicher oder sachlicher Zuständigkeit an andere Dienststellen zur Endsachbearbeitung abgegeben. Darum bewegen sich die bei der PI Eschenbach angezeigten Fälle im Vergleich zu den hier endbearbeiteten in einem weit höheren Rahmen. Die im Deliktsbereich Waren-, Warenkreditcomputerbetrug angezeigten Fälle stiegen um 64,3 Prozent auf 92 Fälle an.

Ein beachtenswerter Anstieg war 2019 im Bereich der Rauschgiftkriminalität zu beobachten. Der erhöhte polizeiliche Kontrolldruck sowie die akribische Ermittlungsarbeit in der Kleindealer-Szene führten zu einigen beachtlichen Ermittlungserfolgen. Hierdurch stieg aber auch die Anzahl der festgestellten Verstöße nach dem Betäubungsmittelrecht signifikant. Wegen der im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie erlassenen Ausgangsbeschränkungen im Jahr 2020 kam es aber zu deutlich weniger Personenkontrollen und damit weniger Aufgriffen sowie Sicherstellungen in diesem Deliktsbereich.

Drei außergewöhnliche Ereignisse erwähnte Stopfer gesondert: Der Vermisstenfall in Grafenwöhr hat sich deutschlandweit herumgesprochen, als in den späten Abendstunden am Montag, 13. Juli 2020, ein 17-Jähriger aus Grafenwöhr von seinen Eltern als vermisst gemeldet wurde. Insgesamt waren bei der Suche etwa 120 Einsatzkräfte der Landespolizei, Polizeihubschrauberstaffel, den umliegenden Feuerwehren, dem BRK, der Wasserwacht, der BRK-Rettungshundestaffel sowie Bergwacht beteiligt. Tage später wurde der Jugendliche dann unweit der Fischerhütte tot aufgefunden. Bei einem Raubüberfall auf ein Friseurgeschäft in Eschenbach wurde der Täter recht schnell dingfest gemacht. Zudem kam es in Grafenwöhr noch zu einem Bombenfund, an dem 175 Hilfs- und Rettungskräfte beteiligt waren.

Festzustellen ist, dass die Stadt Grafenwöhr bei den Straftaten im Verhältnis zu ihren Einwohnern überproportional vertreten ist. Dies ist auch der Tatsache geschuldet, dass in der Einwohnerstatistik die US-Soldaten sowie ihre Familienangehörigen nicht berücksichtigt sind.

Zur Verkehrsstatistik hatte die PI zwei Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang zu beklagen. Am 31. Juli 2020 kam eine junge Frau bei Eschenbach auf der B470 nach einem Zusammenstoß mit einem LKW ums Leben. Ebenfalls nach einem Verkehrsunfall starb ein Fahrradfahrer nach einem Verkehrsunfall am 24. Dezember 2020. Ansonsten gingen, wie bereits im Jahr 2019, die Verkehrsunfälle mit Verletzten von 81 auf 61, als auch die Anzahl der verletzten Personen von 107 auf 87 im Jahr 2020 weiter zurück.

2020 wurde insbesondere ein erheblicher Anstieg der Radfahrunfälle festgestellt, was sicherlich mit der Zunahme an Radfahrern in Deutschland zusammenhängt. So nahm die Anzahl der Unfallbeteiligten und verletzten Radfahrer im Vergleich zum Vorjahr um 111,1 Prozent bzw. 112,5 Prozent zu. Insgesamt wurden 629 Kleinunfälle aufgenommen, von welchen 452 die Wildunfälle (83,4 Prozent) einnahmen. Die meisten Wildunfälle ereigneten sich auf den Kreisstraßen (175) und Bundesstraßen B 299 und B 470 (143), die an dem wildreichen Truppenübungsplatz Grafenwöhr vorbeiführen. Aber auch der übrige Dienstbereich ist mit Wildunfällen stark belastet. Letztlich ist der Rückgang der Verkehrsunfallrate auch dem pandemiebedingten Lockdown sowohl im Frühjahr, als auch im späten Herbst 2020 geschuldet.

Im Berichtszeitraum wurden insgesamt 61 Fahrten unter Einfluss von Alkohol oder Drogen beanstandet. Die festgestellten Fahrten unter Drogeneinfluss stiegen zum Vorjahr von 5 auf 13 (ein Plus von 160 Prozent). Während bei den alkoholisierten Fahrzeugführern die Fälle im unteren Promillebereich (bis 1,09) gleich blieben (24 Fälle), wurde bei Werten über 1,1 Promille nur ein Rückgang um einen Fall auf 24 Fälle verzeichnet. Acht Verkehrsteilnehmer wurden mit einem Blutalkoholwert von mehr als zwei Promille angetroffen. Der höchste Wert lag bei 2,97 Promille und wurde bei einem Radfahrer ermittelt.

Am Ende seiner Ausführungen dankte Stopfer den Einsatzkräften von Feuerwehr, Rettungsdienst, THW und weiteren: "Man kann sich glücklich schätzen, wenn man solche engagierte Einsatzkräfte hat, denn sie tragen einen großen Part für die Sicherheit bei. Auch die Zusammenarbeit mit den einzelnen Gemeinden ist hervorragend.“ Wichtig ist ihm, das es über den kurzen Draht weiterhin so gut läuft.

Bürgermeister Marcus Gradl bedankte sich bei Stopfer und seinem Stellvertreter Thorsten Fiebiger für die gute Zusammenarbeit und hatte auch noch ein Thema, das ihm am Herzen liegt: „Am Stadtberg müsse etwas gemacht werden, um den älteren Leuten es zu ermöglichen, die Straße zu ermöglichen“. Stopfer will sich um eine Möglichkeit bemühen.

v.l. Christofer Neukam, Thorsten Fiebiger, Werner Stopfer und Bürgermeister Marcus Gradl Bild: jma
v.l. Christofer Neukam, Thorsten Fiebiger, Werner Stopfer und Bürgermeister Marcus Gradl
 
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