Corona-bedingt war im Sitzungssaal des Rathauses bei seinerVerabschiedung eine sehr lockere Sitzordnung angesagt. In seiner Rede blickte der ebenfalls scheidende Bürgermeister Peter Lehr zurück auf das Jahr des Dienstbeginns von Roland Wiesent, in dem die Wehrpflicht von 18 auf 15 Monate verkürzt wurde, die Watergate-Affäre zum Rücktritt von US-Präsident Richard Nixon geführt hattee und wegen der Ölkrise das erste allgemeine Pkw- und Lkw-Sonntagsfahrverbot verordnet worden war.
Am 1. August 1973 hatte Wiesent die dreijährige Ausbildung zum Veraltungsfachangestellten angetreten. Mit Gründung der Verwaltungsgemeinschaft Eschenbach übernahm er zum 1. Mai 1978 das verantwortungsvolle Sachgebiet Einwohnermeldeamt, Passwesen, Gewerbe- und Ausländerrecht. Darin eingeschlossen waren Aufgaben im Zuge der Straßenverkehrsordnung, das Fischereiwesen sowie die Organisation sämtlicher Wahlen, Volksbegehren und -ntscheide.
Mit exemplarischen Aufzählungen ging Lehr auf Details der Aufgaben dabei ein: etwa die Erfassung der Wehrpflichtigen für das Kreiswehrersatzamt im Einwohnermeldeamt, der Vollzug des Ladenschlussgesetzes im Ordnungsamt, die Erteilung von Erlaubnissen für Gastronomie und Vereinsfeste im Gewerbeamt. Regelmäßig sehr viel Aufwand, Akribie und auch Überstunden bescheinigte der Noch-Bürgermeister bei den Tätigkeiten im Wahlamt. Nicht unerwähnt ließ er die Vorbereitung der monatlichen Geburtstagsgratulationen für den Bürgermeister.
„Wenn wir die genannten Aufgabenbereiche mit ihren Inhalten Revue passieren lassen, dann wird deutlich, dass dies sehr viel Fachwissen erforderte, das sich unser heute zu verabschiedender Sachgebietsleiter im Laufe der Jahre durch zahleiche Fachlehrgänge und 'Learning by Doing' aneignete“, resümierte Lehr. Dass Wiesent auch im Kollegenkreis Anerkennung gefunden habe, habe die Wahl zum Personalrat und zum Personalratsvorsitzenden für die Jahre 2009 bis 2013 bewiesen.
Einer dienstlichen Beurteilung glich Lehrs zusammenfassender Rückblick: „In den vergangenen nahezu 47 Jahren hat unser Roland öffentlichkeitswirksam, äußerst effektiv, akkurat und pflichtbewusst seine Arbeit im EWO, wie wir es in Kurzform bezeichnen, geleistet und damit zum reibungslosen Betrieb unserer Verwaltungsgemeinschaft beigetragen.“ Er bescheinigte ihm, als Ansprechpartner in Sachen Wahlen das dafür erforderliche Prozedere ruhig, souverän und mit Liebe zur Perfektion stets sehr gut zu Ende gebracht zu haben. Vollumfänglich sei es ihm zudem gelungen, das Rüstzeug für den Einstieg in den vielseitigen Aufgabenbereich an seinen Nachfolger Christopher Neukam weiterzugeben.
Als äußeres Zeichen des Dankes für die sehr guten Leistungen, die Wiesent zum Wohle der Bürger der VG erbracht habe, übergab Lehr dem scheidenden Sachgebietsleister Dankurkunde, einen Eschenbach-Schirm für zwei Personen, schottischen Whisky, Kaffeetasse und einen Blumengutschein für Ehefrau Klara.
47 Dienstjahre beim gleichen Arbeitgeber bedeuteten für Christopher Neukam eine Seltenheit. Der Personalratsvorsitzende erinnerte an langjährige gemeinsame Arbeitszeiten und übermittelte mit einem Wellness-Gutschein für eine Therme die besten Wünsche für die Zukunft.
Whisky-Freund Roland Wiesent hätte nach einem knappen halben Jahrhundert Berufsleben viel zu erzählen gehabt. Mit nur wenigen Beispielen gab er in seiner Dankes- und Abschiedsrede zu erkennen, wie „unheimlich viel“ sich in der Verwaltung getan und verändert habe und was aus heutiger Sicht umständlich gewesen sei. Er sprach von einem interessanten und breitgefächerten Sachgebiet und verheimlichte nicht, dass er „auch Bürgermeistern mitunter etwas sagen musste“.
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