Eschenbach
18.06.2018 - 14:09 Uhr

Schnuppern auf der Empore

Im Cockpit fehlt der Nachwuchs. Aber nicht etwa in Flugzeugkanzeln: Es hapert an Interesse auf der Orgelbank. Die "Königin" verlangt viel musikalisches Können. Ein Schnuppertag soll Begeisterung für die Orgel wecken.

Auf ein bemerkenswertes Interesse stößt der bistumsweite Orgel-Schnuppertag in der Pfarrei. Circa zehn Kinder und Jugendliche lockt die Einladung auf die Empore der Stadtpfarrkirche, wo sie von Organist Joachim Steppert in die Geheimnisse der „Königin“ eingeweiht werden. do
Auf ein bemerkenswertes Interesse stößt der bistumsweite Orgel-Schnuppertag in der Pfarrei. Circa zehn Kinder und Jugendliche lockt die Einladung auf die Empore der Stadtpfarrkirche, wo sie von Organist Joachim Steppert in die Geheimnisse der „Königin“ eingeweiht werden.

(do) Der machtvolle Klang der wertvollen Sandtner-Orgel erfüllte den Kirchenraum von St. Laurentius. Leicht und unmutig erklangen die Flötenpfeifen. Sie kletterten in die Höhe, Geigentöne schlossen sich an. Immer mehr Klänge gesellten sich dazu. Das variable Spiel gehörte zum Auftakt des Orgel-Schnuppertags in der Stadtpfarrkirche.

Nach dem 9-Uhr-Gottesdienst erklangen Teile des Präludiums in C-Dur von Johann Sebastian Bach. Auf der Orgelbank saß mit Gabriela Molz ein Nachwuchstalent. Eine weitere Hoffnungsträgerin ist Wiebke Thaller. Nach der 10.30-Uhr-Messe lud sie mit einem "Vorspiel" des Komponisten Justin Heinrich Knecht zum Schnuppern auf die Empore.

Jeder kennt den Klang des größten aller Instrumente. Doch es aus der Nähe gesehen oder gar in es hineingeschaut, das haben noch die wenigsten. Das sollte sich am Sonntag ändern - zumindest für circa zehn wissbegierige Kinder und Jugendliche. Sie empfing Joachim Steppert - Organist, Chorleiter und Chef der Musikschule - mit Trompeten- und Posaunenschall. Die Tonfülle beeindruckte sofort.

Den mächtigen Klängen folgte eine Einführung in die Geheimnisse des Acht-Tonnen-Kolosses. 3000 Pfeifen, dick und hoch, schmal und zierlich, bilden ein ganzes Orchester, erklärte Joachim Steppert. Die Besucher kamen aus dem Staunen nicht heraus, als der Organist mit Händen und Füßen zu spielen begann und zwischendurch die Technik erläuterte. Schwell-, Pedal-, Haupt- und Pfeifenwerk, Windladen, Zungen, Transmissionen, Manuale: Noch waren das für das Publikum spanische Dörfer. Doch der Profi klärte rasch auf. Auch ein Blick hinter die Kulissen faszinierte. Dort sind im Verborgenen 124 Holzpfeifen aufgestellt, und Tausende zinnlegierter Metallpfeifen verstecken sich hinter den Großpfeifen. Im Innern der Orgel gibt es Ventile und Magneten zu entdecken, verwirrend ist das Labyrinth - aber groß genug, um darin herum zu klettern. Besonders die Windladen interessierten: Ein Elektrogebläse presst frei atmenden Wind mit 28 Kubikmetern pro Minute in die Orgelpfeifen.

Nach dieser Exkursion bestand "dringender Handlungsbedarf": Die Orgelbegeisterten wollten einmal selbst auf der Orgelbank Platz nehmen. Welch ein Glücksgefühl, als unter Anleitung von Joachim Steppert das Großinstrument zu jubilieren begann. Eine zusätzliche Spielerei mit dem Pedal und weitere Töne brausten auf das Publikum herab. Das Erlebnis inspirierte, und auch den Vollblutmusiker freut's: "Das Zusammenwirken der komplexen Technik fasziniert jeden Tag aufs Neue."

Diese Faszination übertrug sich auf die "Schnupper-Lehrlinge". Vielleicht war das der Beginn einer Organisten-Karriere? Die Hoffnung von Joachim Steppert bleibt. An sie glaubt auch das Diözesanreferat Kirchenmusik. Denn die Zahl der aktiven Organisten in der Diözese ist wie überall in Deutschland rückläufig. In einem Flyer für die Besucher zeigt das Bistum Ausbildungswege zum nebenberuflichen oder ehrenamtlichen Kirchenmusiker auf.




 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.