Zeitzeugen, die das damalige Geschehen in Eschenbach während des Zweiten Weltkriegs bewusst miterlebt haben, sind inzwischen nahezu alle verstorben. Was geblieben ist, sind Gesprächsnotizen und Schriftstücke dieser Generation. Ein zeitgeschichtliches Dokument ist die Niederschrift von Michael Griesbeck. Er war nach vierjähriger Dienstzeit bei der Wehrmacht und nach viermonatiger Lazarettzeit in Dresden am 12. Februar 1945 als Schwerkriegsbeschädigter aus der Wehrmacht entlassen worden.
Am 20. Februar wurde er mit Hans Ott, der nach schwerer Verwundung ebenfalls nicht mehr kriegsdienstfähig war, zum Volkssturm einberufen. Als gediente Soldaten mit Fronterfahrung wurde ihnen vom SS-Kommando die Aufsicht über circa 80 Wehrertüchtigungs-Jungen im Alter von 15 und 16 Jahren übertragen. Die Beiden mussten die Jugendlichen täglich vom Arbeitsdienstlager (es befand sich auf den Flächen des heutigen Lagerhauses Schloderer) abholen und an der Speinsharter Straße etwa auf Höhe der jetzigen landwirtschaftlichen Anwesen Roth und Kroher mit ihnen Verteidigungsstände für Maschinengewehr und Panzerfäuste anlegen. Außerdem mussten sie unter Aufsicht von zwei Wehrmachtspionieren auf dem damaligen Feldweg zwischen den jetzigen Anwesen Pressler und Reinl 22 Löcher graben, in die dann „für eine Panzersperre Tellerminen verlegt“ wurden. Des Weiteren schreibt Griesbeck von einer Straßensperre aus schweren und mit Ketten verbundenen Baumstämmen, die in der Speinsharter Straße auf Höhe der Einfahrt zur Kalvarienbergsiedlung (damals ein Hohlweg) verlegt wurde. Das Vorhaben, die Durchfahrt durch die beiden Bahnbrücken durch abgekipptes Grubenholz (es lagerte beim Bahnhof) zu sperren, scheiterte mangels erforderlicher Hilfsgeräte und an der Weigerung von Landwirten.
Bis ins Detail beschreibt Griesbeck die Ereignisse des 19. April 1945: „In der Nacht zum 19. April verschwand die SS, und wir waren wenigstens dieser Gefahr nicht mehr ausgesetzt. Daraufhin haben Hans Ott und ich die Buben aus dem Lager nicht mehr abgeholt. Wir waren sehr froh, da die Buben mit den vorhandenen Waffen in den Kampfständen immer schießen wollten. Es kann zehn Uhr gewesen sein, als nach Haselbrunn, zur Sommerleite und zum Galgen hin drei Warnschüsse fielen. Mittlerweile war die Flur zwischen Höfen und der Stadt voll von Panzern und Fahrzeugen aller Art. Als Hans Ott und ich feststellten, dass keine SS mehr da war, haben wir das Minenfeld gekennzeichnet.“ Dazu berichtet Griesbeck über eine Notlösung. Als Markierungshilfe diente ein Stück von Otts weißem Hemd, „damit nicht noch in letzter Minute einer drauffährt“. Als die ersten Panzer und Spähwagen anrollten, verließen die beiden eiligst die Sperren. „Wir liefen über die damalige Wäschebrücke am Stadtweiher und sahen gegenüber Prösl-Böhm (Anmerkung: Lebensmittelgeschäft) am Stadtweiher Herrn Pfarrer Maierhofer und H. Bundscherer stehen; da haben wir uns auch mit hingestellt. Es dauerte etwa eine halbe Stunde, dann kam ein Spähwagen angefahren, dahinter folgten Panzer. Der Spähwagen hielt an, und der US-Captain fragte Herrn Pfarrer in reinem Deutsch, wo der Bürgermeister ist. Da es der Herr Pfarrer nicht wusste, fragte der Captain, wer die Stadt übergibt. Darauf sagte Herr Pfarrer, ‚dies ist der Mann’ und deutete auf Hans Ott. Dieser musste dann auf den Spähwagen und zum Rathaus mitfahren. Zu mir sagte Herr Pfarrer: ‚Michl, geh zum Kirchturm rauf und häng die bereits bereitgelegten Fahnen raus.’ Auch im Pfarrhof wurden sie durchs Dachfenster in Richtung Tremmersdorf gehisst, durch Herrn Pfarrer Maierhofer. Wegen der Stadtübergabe sagte mir dann später Hans Ott, dass bei der Litfass-Säule Herr Ficker Senior und Amtsgerichtsrat Dorner standen, die dann die Stadt übergaben.“ Die Schilderung Griesbecks deckt sich mit den Inhalten eines Briefs, den ein damals 16-jähriger ostpreußischer Flakhelfer im Jahr 1995 an den Pfarrhof schickte. Er gehörte zur RAD-Abteilung 3/401, die im Arbeitsdienstlager eine militärische Ausbildung erhielt.
Länger zurück liegt ein Erlebnisbericht von Hedwig Emmerling. Demnach hielten sich an dem Tag, an dem die US-Truppen in Eschenbach einzogen, die meisten Eschenbacher in den Felsenkellern auf. Da Emmerlings Mutter dazu nicht zu bewegen war, blieb die Familie in ihrem am nördlichen Ortsrand gelegenen Haus. Erst als ganz in der Nähe eine Panzergranate einschlug, suchte man Schutz in einem Splittergraben. Aus Richtung Höfen näherten sich dann über die Felder die ersten amerikanischen Panzer. Hedwig Emmerling folgte einem beim „Ficker-Schuster“ arbeitenden Weißrussen, der auf die Panzer zuging und vor den neben der Speinsharter Straße liegenden Minen warnte. Sie zeigte sich überzeugt, dass Eschenbach dadurch vor einem möglichen Beschuss verschont wurde.
Das Kriegsende erlebte Hans Wöhrl im Lazarett. Nach der Heimkehr erzählten ihm seine Eltern, die sich in einem der Felsenkeller in Sicherheit gebracht hatten, von einem letzten Verteidigungsaufruf. Demnach hat Volkssturmmann Hans Spiegl lautstark in den Keller gerufen: „Volkssturm antreten zum Gegenstoß.“ Als niemand antrat, sei Spiegl nach Hause gegangen.
Vielseitig sind die Erinnerungen, die Siegfried Bayer an seine Kinderzeit hat. Er weiß von polnischen Gefangenen, die der Landwirtschaft als Arbeitskräfte zugeteilt waren und nach Kriegsende Pferde aus Wehrmachtsbeständen des Lagers Grafenwöhr „organisiert und ihren Bauersfamilien übergeben haben“. Beeindruckend sei es gewesen, „zum ersten Mal einen Schwarzen zu sehen“. Entgegen der bisherigen Propaganda seien die US-Soldaten gut zu Kindern und sehr spendabel mit Konserven, Orangen und Schokolade gewesen. Allerdings habe seine Familie mehrmals die Wohnung für Soldaten räumen müssen, die „für den kleinen Flugplatz auf der Burgerwiese, dort wo heute der Kindergarten steht, verantwortlich waren“.
Das Wiesengelände am Weidelbach diente für kurze Zeit einem "Fieseler-Storch" als Start- und Landebahn, den die Amerikaner zur Landung gezwungen hatten. Bayer berichtet von einem rothaarigen US-Soldaten deutscher Abstammung, mit dem er „in die Lüfte“ ging.
Erinnerungen hat er auch noch an die Ankunft der ersten Flüchtlinge und Vertriebenen, die in der Volksschule (bisheriges Pfarrheim) einquartiert wurden. Der Unterricht fiel daher für etwa ein halbes Jahr aus. Später sei dann stundenweise im Sitzungssaal des Rathauses und im Otto-Heim (bisher Getränkekontor Siegler) unterrichtet worden. In der Schule habe es „zweierlei Menschen“ gegeben. Bauernkinder hätten als „Selbstversorger“ keine Schulspeisung erhalten, zu der ab und zu auch Schokolade gehörte. Daraus hätten sich Tauschgeschäfte „Schokolade gegen Wurst“ ergeben.
Michael Griesbeck berichtet auch über ein Nachkriegsgeschehen. Ursache ist die Minensperre, die Pioniere kurz vor dem Eintreffen der US-Truppen neben der Speinsharter Straße angelegt hatten. „So etwa Ende April, den genauen Tag weiß ich nicht mehr, mussten Hans Ott und ich zur Militärregierung. Dort wurde uns gesagt, wir sollen die 22 Tellerminen entfernen, weil wir beim Verlegen dabei waren. Wir hatten keinen Plan mehr, der wurde von den Pionieren mitgenommen, nur unser Wissen half uns. Wir bekamen zwei US-Posten zugeteilt, die uns bewachten, als wir vorsichtig das Graben begannen. Wir mussten ohne Suchgerät arbeiten und fanden nur 21 Minen. Die 22. blieb verschwunden. Wir sagten dies den Amerikanern. Sie sagten "Ok.", und wir duften heimgehen. Etwa ab dem 10. Mai wurde der Acker frei gegeben, und Josef Schmidt, genannt Färber-Sepp, wollte Kartoffeln legen. Und da passierte es. Beim Ackern trat ein Ochse auf diese Mine, wahrscheinlich mit den Vorderfüßen, da dem Färber-Sepp selbst nichts passierte. Er zitterte nur am ganzen Leib und war voller Dreck, als er zu meinem Schwiegervater Postschaffner Gradl sagte: ‚Sepp, ich habe meine Ochsen verloren.’ Als er nach Hause ging, weinte er bitterlich. Die Ochsen und der Pflug hingen zum Teil auf den nahen Pappeln und ein Hinterteil vom Ochsen flog bis zum Wolf Fritz in den Hof.“
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