Heinrich von Kleist lehnte sein Lustspiel an die griechische Tragödie an. Optisch erinnert die Szenerie in der Aula des Gymnasiums ein bisschen an das "königlich-bayrische Amtsgericht".
Auf dem Richtertisch stehen die Bierflaschen, eine Flasche Schnaps steht herum, ein Richterpult und harte Stühle und daneben ein weißes Bettgestell aus Eisen, an dem sich der Richter vermeintlich verletzt hat. Eine Matratze und ein abgenutzter Sessel, auf dem unaufgeräumt die Klamotten hängen, ergänzt die bewusst einfache Bühnengestaltung.
Als derber Schwank kommt "Der zerbrochene Krug" aber trotzdem nicht daher, sondern als fein choreografiertes Lustspiel. Bei der Neuaufführung der bekannten Geschichte des Dorfrichters Adam, der gegen sich selbst ermitteln muss, führte Seminarleiter Michael Werner Regie. Dorfrichter Adam (Raphael Zellner) ist in einer schwierigen Lage. Er sitzt zu Gericht, um herauszufinden, wer in der Nacht in die Kammer einer Jungfer einstieg und bei seiner überstürzten Flucht einen wertvollen Krug zerdepperte.
Der Richter kennt die Wahrheit, denn der Übeltäter auf der Balz war er selbst. Am Morgen hatte Schreiberling Licht (Anna Gallei) den Dorfrichter jämmerlich zugerichtet angetroffen. Unglücklicherweise wird an diesem Gerichtstag auch noch die Ankunft der Gerichtsrätin Waltraud (Rebecca Plößl) vermeldet. Diese möchte auf ihrer Revisionsreise der Sitzung beiwohnen.
Die Gerichtsrätin wird Zeugin, wie die aufgebrachte Wirtin Marthe Rull (Pia Haberberger) verbissen die Ehre ihrer Tochter Eve verteidigt und vor der Anklagebank des Richters den ungestümen aber aufrichtigen Freund ihrer Tochter (Patricia Schreml) anklagt. Ein schwieriger Prozess für den Dorfrichter in einer handfesten Komödie voller Sprachwitz und bäuerlicher Derbheit. Erheitert und vergnügt verfolgte das Publikum das Bühnengeschehen. Zudem regten hintergründige Bemerkungen zum Schmunzeln an.
Insgesamt wird das Stück zu einem rasanten Schlagabtausch in einer Gefühlswelt von Lüge, Ehre und Gewissen. Fließend gelingt den Darstellern eine ausbalancierte Gratwanderung zwischen menschlicher Tragik und befreiender Heiterkeit.
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