Dem Naturliebhaber Wolfgang Reiß wird selten langweilig. Der „Kirschnerbiener“, wie der Hausname der Bauernfamilie lautet, die in der Wohnstube der Rußweiherstadt – dem Karlsplatz – lebt, hat ein Hobby, um das ihn so mancher beneidet. Es erfordert aber auch viel Selbstdisziplin. Er nimmt außer sonntags jeden Tag um 7.30 Uhr, 12 Uhr und 17.30 Uhr die Temperaturmessungen am Karlsplatz vor, die Niederschlagsmengen werden außerdem am Stadtrand und auf Wiesen beim Rußweiher gemessen. „Ich mach` es jetzt seit 45 Jahren und es macht immer noch Spaß“, erklärt Reiß, 1956 hatte er die Lehrzeit im damaligen Vermessungsamt am Karlsplatz beendet, das er von daheim innerhalb von Minuten zu Fuß erreichen konnte. Nach 50 Jahren ging er, inzwischen Beamter, in den Ruhestand.
Sehr interessant sind die Zahlen der Messungen, die Reiß in den vergangenen zehn Jahren am Karlsplatz vorgenommen hat. 2010 fielen demnach je Quadratmeter 826 Liter (Januar bis März 120 Liter), von April bis August 418 Liter. Im Jahr 2011: von Januar bis zum März 100 Liter und von April bis August 351 Liter, insgesamt 698 Liter pro Quadratmeter.
Im Jahr 2012 gab es je Quadratmeter 646 Liter Niederschlag, nur acht Liter davon regnete es im März. Insgesamt hat es 2013 797 Liter pro Quadratmeter geregnet. Mit je 200 Litern regnete es 2014 und 2015 nur jeweils 597 Liter. Mit 562 Litern (14 Liter im November) ist das Jahr 2016 das regenärmste Jahr seit 1977 (363 Liter pro Quadratmeter). 644 Liter pro Quadratmeter hat es im Jahr 2017 geregnet und 2018 wurden 606 Liter Regen je Quadratmeter gemessen. Von April bis August waren es mit 202 Litern genauso wenig wie 2003. Mit 734 Litern im Jahr 2019 und 797 Litern im Jahr 2013 sind sie die regenreichsten Jahre seit dem Jahr 2010 mit 826 Litern. Mit 221 Litern von Januar bis März 2020 hat Wolfgang Reiß die vierfache Menge des gleichen Zeitraums wie 1996 (216 Liter) gemessen. Mit 27 Litern pro Quadratmeter sind die Monate Januar bis März 1975 das Quartal mit der geringsten Niederschlagsmenge, die Reiß seit 45 Jahren messen konnte.
„Man kann gar nicht glauben, dass es 2018 und 2019 so viel geregnet hat“, staunt Reiß. "Ist aber durch Messungen bei anderen Eschenbachern verbürgt. Es ist scheinbar daher auch so trocken gewesen, weil es wärmer war als früher“, meint der Regenmesser aus Spaß an der Freud.
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