Eschenbach
20.06.2018 - 16:08 Uhr

"Im Verdachtsfall die 110"

Wie sich vor Kriminellen schützen? Die Tricks, denen speziell ältere Menschen zum Opfer fallen, sind arglistig und weit verbreitet. Wie solche Maschen funktionieren und wie man vorbeugen kann, davon berichtet einer, der die "Lumpen" jagt.

An „Opfer“ Marcus Gradl (rechts), dem Vorsitzenden der Siedlergemeinschaft, demonstriert Polizeioberkommissar Martin Behrendt von der Inspektion Eschenbach den sogenannten Münzgeld-Trick mit sekundenschnellem Diebstahl der Geldbörse. do
An „Opfer“ Marcus Gradl (rechts), dem Vorsitzenden der Siedlergemeinschaft, demonstriert Polizeioberkommissar Martin Behrendt von der Inspektion Eschenbach den sogenannten Münzgeld-Trick mit sekundenschnellem Diebstahl der Geldbörse.

(do) Denn wer informiert ist, kann sich vor Betrügereien schützen, ist Siedlerbund-Vorsitzender Marcus Gradl überzeugt. Er ließ deshalb einen versierten Polizeibeamten berichten.

Wer auf Aufschneider, Trickbetrüger und Kriminelle hereinfällt, erleidet nicht nur einen finanziellen Verlust. Im Vortrag "Vorsicht, Falle - Nepper, Schlepper, Bauernfänger" erzählte Martin Behrendt von der Polizeiinspektion Eschenbach davon, wie leicht es ist, in eine Falle zu tappen: "Einem Betrüger aufzusitzen, kann jedem passieren." Das Phänomen sei schon alltäglich, sagte der Gesetzeshüter mit Blick auf die vielen Hinweise und Anzeigen. "Für uns ein täglich Brot", bedauerte er.

Selbstbewusst auftreten

Gleichzeitig ist der Polizeioberkommissar ein Mann der Prävention. Vorsorgen ist besser als heilen: Dieser alte Grundsatz gelte auch bei fiesen Betrügereien, erklärte er. Als weiteren wichtigen Sicherheitsbaustein nannte er ein selbstbewusstes Auftreten. "Nicht Angst machen lassen", sei ein gutes Rezept zur Kriminalitätsabwehr.

Die folgenden Beispiele skrupelloser Täter sorgten bei den Siedlern für viel Aufmerksamkeit. Zu den häufigsten Trickversuchen zählte Martin Behrendt die Vorspiegelung einer Amtsperson an der Haustür oder am Telefon. So gäben sich Straftäter zum Beispiel als Polizisten aus, spiegelten mit einem sogenannten Glas-Wasser-Trick Ohnmachtsanfälle an der Haustür vor. Oder aber ein angeblicher Bankangestellter bitte zur Überprüfung um Scheckkarte und Geheimnummer. All das mit dem Ziel, Geld- oder Sachwerte herauszukitzeln, sich über häusliches Vermögen kundig zu machen oder mit der Scheckkarte und der Geheimzahl des Eigentümers Kasse zu machen.

Der Präventionsbeamte empfahl mehr Aufmerksamkeit und Vorsicht, um diesen Trickversuchen zu begegnen. Es sei immer ratsam, sich nach dem Namen des Anrufers und der Telefonnummer zu erkundigen, an der Haustür nach einem Dienstausweis zu fragen und dort eine Sicherheitskette zu installieren. Auch die Ankündigung einer Rückfrage bei der Polizei sei ein gutes Mittel, Betrugsversuche zu verhindern. "Haben Sie keine Scheu, rufen Sie im Verdachtsfall die 110 an", empfahl Berendt. Zu den weiteren Selbstverständlichkeiten zählte der Beamte gewünschte Geldzahlungen zu verweigern, keine Fremden in die Wohnung zu lassen und bei hartnäckigen "Besuchern" diesen mit lauter Stimme zu begegnen, um damit seine Wehrhaftigkeit zu demonstrieren. Der Polizist warnte auch vor nicht angekündigten und nicht bestellten Handwerkern.

Münzgeld-Trick

Zusammen mit dem Vorsitzenden der Siedlergemeinschaft demonstrierte der Referent anschließend den sogenannten Münzgeld-Trick. Besonders bei Touristen sei es für Taschendiebe gängige Masche, auf ein am Boden liegendes Geldstück aufmerksam zu machen, um dann in Sekundenschnelle den Geldbeutel aus der Hosen- oder Jackentasche zu entwenden. Große Barschaften im Urlaub seien deshalb höchst bedenklich. Der Präventionsbeamte empfahl vielmehr, nur das Nötigste an Bargeld mitzuführen und größere Summen nur im Brustbeutel unter der Kleidung zu verwahren.

Auch die Internet-Nutzer warnte Martin Behrendt vor Betrugsversuchen. Vermehrt registriere die Polizei Trick-Versuche angeblicher Microsoft-Mitarbeiter. Vermeintliche Fehler in Programmen und Betriebssystemen dienten den Englisch sprechenden angeblichen "Supportern" als Vorwand, um Kontrolle über den PC zu bekommen, per Fernzugriff Schadprogramme zu installieren und so private Daten zu stehlen.

Treffen könne es jeden, machte der Gesetzeshüter abschließend noch einmal deutlich. Vor allem die Cyber-Kriminalität gehe quer durch alle Altersklassen. Ein Verfallsdatum sei nicht in Sicht, im Gegenteil. "Seien Sie auch bei Telefonanrufen zu unchristlichen Zeiten vorsichtig", mahnte der Beamte. Ein Anruf am frühen Morgen, der vermutlich über ein Call-Center gesteuert werde, verheiße meist nichts Gutes. Neugierig geworden, werde ein Rückruf teuer.

Mit dem Appell "Seien Sie einfach aufmerksam und rufen Sie bei einem Verdacht die Polizei an, denn wir sind dazu da, Sie vor Straftaten zu schützen", beendete der Polizeioberkommissar den mit großem Interesse aufgenommenen Vortrag. Dass seine Ausführungen bei den Zuhörern ankamen, zeigte die rege Diskussion.


 
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