Eschenbach
27.12.2019 - 12:14 Uhr

Waldexkursion der Forstbetriebsgemeinschaft Eschenbach

Wenn die Wälder krank werden, zittern die Menschen. Sturmschäden, Schädlinge, Luftverschmutzung und Klimawandel setzen dem Bestand gewaltig zu. Was tun, um den Wald zu retten? Dieser Frage geht die Forstbetriebsgemeinschaft Eschenbach nach

Dürre, Hitze und Schädlinge bringen das Naturgefüge ins Wanken. Welche Baumarten sich künftig für einen klimastabilen Wald eignen, erläutern an Jungbeständen im Detail Revierförster Martin Gottsche (Zweiter von links) und der geschäftsführende Vositzender der Forstbetriebsgemeinschaft Eschenbach Reinhard Wiesent (links). Bild: do
Dürre, Hitze und Schädlinge bringen das Naturgefüge ins Wanken. Welche Baumarten sich künftig für einen klimastabilen Wald eignen, erläutern an Jungbeständen im Detail Revierförster Martin Gottsche (Zweiter von links) und der geschäftsführende Vositzender der Forstbetriebsgemeinschaft Eschenbach Reinhard Wiesent (links).

Das grüne Kleid der Oberpfalz hat viele Besitzer. Staat, Kommunen und Kirchen sind als Eigentümer für zirka 40 Prozent des Waldbestandes verantwortlich. Zehntausende von Privatbesitzern teilen sich den Löwenanteil. Wer Wald besitzt, steht vor schwierigen Aufgaben. Immer größer wird die Waldschadenssituation, wie Reinhard Wiesent, geschäftsführender Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Eschenbach, bei einer Exkursion in den Eschenbacher Stadtwald feststellte.

Die Sorge um den Wald lastet auch auf den Staatsforsten und den kommunalen Körperschaften. Deshalb nahm Wiesent einen weiteren Betroffenen und Experten beim Rundgang durch Eschenbachs Forstkulturen gleich mit. In seiner Eigenschaft als Berater der Kommunen und Waldbauern und als forstlicher Fachberater des Naturparks Nördlicher Oberpfälzer Wald begleitete Martin Gottsche die zirka 50 Teilnehmer, um ihnen an Beispielbeständen und Neupflanzungen Wege aus einer vielleicht beginnenden Naturkatastrophe aufzuzeigen. Für Gottsche eine große Gemeinschaftsaufgabe.

Der Forstmann mahnte Waldbesitzer, den Wald nicht nur als wichtige Rohstoffquelle, sondern vor allem als ökologisch hochwertiges Gut anzusehen. Als wichtigstes Instrument sah der Forstexperte waldbauliche Maßnahmen, zum Beispiel durch den verstärkten Umbau der vorherrschenden Nadelholzwälder in einen artenreicheren Mischwaldbestand. Gottsche verwies in diesem Zusammenhang auch auf die käferbedingte Anfälligkeit der Kiefernwälder bei steigenden Temperaturen und sinkenden Niederschlägen. Das Überleben eines Kiefern-Mammutbaumes im geschätzten Methusalem-Alter von zirka 300 Jahren, wie ihn die Exkursionsteilnehmer im Stadtwald bestaunen konnten, war für Gottsche deshalb mit Blick auf die künftige Entwicklung die absolute Ausnahme.

Im Rahmen der Besichtigung von Musterpflanzflächen empfahl der Fachberater deshalb den Waldbesitzern, den Umbau ihrer Wälder in Richtung Klimastabilität zu forcieren. Eine Thema, das die Experten schon lange begleitet und vermutlich wegen der vielen Unwägbarkeiten bei der Entwicklung des Naturhaushalts dauerhaft begleiten wird. Zu den tragfähigen Lösungen zählte Gottsche unter Berücksichtigung der Erholungsqualität des Waldes den Anbau klimastabiler Baumarten.

Neben dem Einbringen von heimischen Alternativbaumarten wie Traubeneiche, Eisbeere, Buche oder Wildbirne verwies der Leiter des Forstreviers Eschenbach auch auf das Pflanzen fremdländischer Baumarten. Sie sind seit zehn Jahren dank der Experimentierfreude des Forstmannes auch im Eschenbacher Stadtwald zu entdecken. Als mögliche neue Baumarten nannte er unter anderem Zedern, Tulpenbäume, Douglasien und Hemlocktannen. Dabei beeindruckte die Exkursionsteilnehmer bei der Besichtigung der Standorte besonders das gute Heranwachsen der vielseitig verwendbaren Zedern und Tannen.

Mehrfach betonte der Forstmann die besondere Bedeutung des individuellen Pflanzgebietes. „An jedem Standort herrschen andere Bedingungen vor und jeder Baum hat seine Eigenarten“, betonte Gottsche. Da nichts generell gelte, empfahl er den Waldbauern, im Vorfeld von Neuanpflanzungen die Beratung der Forstverwaltung in Anspruch zu nehmen. Die Staatlichen Forsten seien für die Waldbesitzer erfahrene Begleiter. Auch auf staatliche Fördermöglichkeiten bei Pflanzmaßnahmen wies Gottsche hin.

Wiesent ergänzte die Informationen mit der Warnung: „Nicht alle Bäume wachsen in den Himmel.“ Der Wald sei eine ständige Baustelle und mache Arbeit. Der FBG-Geschäftsführer verwies zudem auf die Möglichkeiten von Sammelbestellungen von Pflanzgut über die Forstbetriebsgemeinschaft. Die Favoriten unter den Jungpflanzen seien allerdings derzeit ausverkauft. Weitere wertvolle Tipps gab es zum Ablauf von Holzernten, zum Zaunbau und zur Bodenbearbeitung. Als Initialzündung wertete Martin Gottsche ein Geschenk für die Zukunft. Im Namen der Fortverwaltung überreichten der Forstamtsrat und der FBG-Geschäftsführer an jeden Teilnehmer für einen künftigen klimastabilen Wald einige Versuchsbäume.

Der Klimawandel setzt den Wäldern zu. Auf die Waldbesitzer warten deshalb große Aufgaben. Antworten gibt es bei einer Exkursion in den Eschenbacher Stadtwald auf Einladung der Forstbetriebsgemeinschaft Eschenbach. Bild: do
Der Klimawandel setzt den Wäldern zu. Auf die Waldbesitzer warten deshalb große Aufgaben. Antworten gibt es bei einer Exkursion in den Eschenbacher Stadtwald auf Einladung der Forstbetriebsgemeinschaft Eschenbach.
 
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