Eschenbach
12.09.2022 - 16:30 Uhr

Zentrale Rolle in der Kulturgeschichte: „Brotzeit ist uns die schönste Zeit“

„Es wäre natürlich schön, wenn das gemeinschaftliche Backen in den Ortschaften ringsum fortgeführt oder wiederbelegt würde.“ Diesen Wunsch äußerte Karlheinz Keck bei der Eröffnung der Ausstellung „Unser täglich Brot“.

Der Ausstellungssaal des Museums „Beim Taubnschuster“ vereinte Brotliebhaber, Lokalhistoriker und Familien mit Backtradition. Das wichtigste Lebensmittel für die Esskultur regte zu Plaudereien, Rückbesinnen und Vergleichen an. Alle vereinte die Sehnsucht nach einem herzhaften Brot.

In seinen begleitenden Worten zur Ausstellung ließ Keck anklingen, dass der Kunde an der Ladentheke einer Bäckerei wegen einer Menge an Brotsorten wie Roggen-, Mehlkorn- und Vollkornbrot, Baguette, Pumpernickel oder Weißbrot und zahllosen Arten von Kleingebäck heutzutage die Qual der Wahl hat. Dennoch sehnten sich manchmal die Älteren, die die einstigen Backtage an einem der Backöfen der Kommunen noch erlebt haben, nach „einem herzhaften Bauernbrot, das immer nur in einer Sorte aus dem Backofen kam“. Er räumte ein, dass die Frage nach dem täglichen Brot heute mehr eine Frage des Geschmacks als der Verfügbarkeit ist, und freute sich der Tatsache, dass die Auswahl an Brot und Brötchen dank eines besonders aktiven Bäckerhandwerks „weltweit nirgends größer und umfangreicher ist, als in Deutschland“. Dementsprechend gälten die Deutschen europaweit als die fleißigsten Brotesser.

Dubiose „Hungerbrote“

„Das tägliche Brot hat es in der Geschichte des Brotes immer nur für wenige in Überfluss gegeben“, räumte der Vorsitzende des Heimatvereins in einem Rückblick ein. Der Mangel am wichtigsten Nahrungsmittel habe in Notzeiten häufig zu Hungersnöten, Aufständen und Unruhen geführt. Er erinnerte an einen Vulkanausbruch in Indonesien, der „um 1816 auch bei uns zu einer Klimaveränderung mit Missernten und Hungersnöten geführt hat“. Er gab den damaligen Backwaren den Namen „Hungerbrote“, die immer kleiner wurden, und das Mehl mit Ersatzstoffen wie kleine Strohhäcksel, Kleine, Wurzeln und sogar Holzmehl gestreckt wurde. Die Folge dieser Katastrophe sei die große Auswanderungswelle nach Amerika gewesen. Die Folgen ähnlicher Praktiken während und nach dem 1. Weltkrieg waren für ihn politische Umwälzungen und das Ende der Monarchie in Deutschland. Keck sah darin Beispiele für die enorme Bedeutung der Brotversorgung und für den Grund des Heimatvereins, „einen Blick zurück zu werfen zu den Backtraditionen unserer Vorfahren“.

Gemeinschaftsgeist des Backens

Er ging ein auf die Aussagekraft der Ausstellungsexponate und würdigte die Heimatkundler, die die einstigen Verhältnisse rund ums Brot dokumentiert haben, und die Geber von Exponaten. In der Fortführung des erwünschten gemeinschaftlichen Backens sah er nicht nur den Erhalt von Tradition, sondern auch die „Stärkung nachbarschaftlichen Gemeinschaftsgeistes“. Den Hinweis auf ein Oberpfälzer Grundgesetz „Brot und Bier gehören zusammen“ ergänzte er mit dem Sprichwort „Brotzeit ist uns bleibt die schönste Zeit“. Dies bewahrheitete sich bei den nun folgenden geselligen „Sitzungen“ im Unterschoß des Museums.

Die „immer wieder neuen Inhalte“ der Ausstellungen des Heimatvereins würdigte dritter Bürgermeister Udo Müller, erinnerte sich an bleibende Kindheitserinnerungen in Bäckereien in Mainz und sprach von großen Erfolgen deutschstämmiger Bäcker in den USA.

 
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