Eschenbach
14.11.2018 - 11:18 Uhr

Zwei Mal auf der Flucht

Hannelore Helzel 80 Jahre - Aus Schlesien über Österreich in die Oberpfalz.

Enkeltochter Viktoria, Tochter Andrea (von links), Bürgermeister Peter Lehr, Seniorenbeauftragter Udo Müller und Sohn Matthias (von rechts) gratulieren Hannelore Helzel zum 80. Geburtstag. Bild: rn
Enkeltochter Viktoria, Tochter Andrea (von links), Bürgermeister Peter Lehr, Seniorenbeauftragter Udo Müller und Sohn Matthias (von rechts) gratulieren Hannelore Helzel zum 80. Geburtstag.

Ihren 80. Geburtstag feierte im Kreise ihrer Familie Hannelore Helzel, Hobbymalerin und ehemalige Faschingsprinzessin. Zu den Gratulanten zählten neben Bürgermeister Peter Lehr, dem Seniorenbeauftragten Udo Müller, Pfarrer Thomas Jeschner und Vertretern der Sudetendeutschen Landsmannschaft natürlich die beiden Kinder, Enkeltochter Viktoria und Bruder Dieter, der aus dem Ruhrgebiet angereist war. Seit seinem Eintritt in den Ruhestand verbringt er jeden Sommer am Rußweiher.

Die Kindheit von Hannelore Helzel war geprägt von den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs. Im Januar 1945 flüchtete Mutter Martha Chytroschek mit vier Kindern vor der heranrückenden russischen Armee aus Gleiwitz, dem Mittelpunkt des westoberschlesischen Gruben- und Hüttengebiets. Mit der Reichsbahn ging es in Richtung Wien. Vater Oskar galt da bereits als vermisst. Für einige Monate bot das Café Schaffer in Bad Hall der Familie Unterkunft.

Als die Sowjets den östlichen Teil Österreichs als Besatzungsgebiet übernahmen, folgte der zweite Teil der Flucht. Er führte die Chytroscheks über Regensburg, Weiden, Pressath, Schloss Dießfurt und Kloster Speinshart schließlich ins ehemalige Lager des Reichsarbeitsdienstes (RAD) in Eschenbach, das nun den offiziellen Namen "Flüchtlingslager" trug. Als es mit dem Bau der B 470 zu Beginn der 1960er Jahre abgebrochen wurde, zogen die noch verbliebenen Bewohner in neue Wohnblocks in der Stirnbergstraße.

Hannelore Helzel besuchte nach der Volksschule in Eschenbach die Hauswirtschaftsschule mit Internat in Auerbach. Es folgte eine Beschäftigung in einem kirchlichen Kindergarten in Bamberg. Als die Schwestern sie dort in ihren Orden aufnehmen und zur Kindergärtnerin ausbilden lassen wollten, kehrte sie nach Eschenbach zurück und übernahm Tätigkeiten in der Handschuhfabrik Kirchenthumbach, im Kreiskrankenhaus und bei der Firma Himolla.

Im April 1962 heiratete sie den aus Rumburg/Sudetenland vertriebenen Friseurmeister Werner Helzel. Im gleichen Jahr waren die beiden das Eschenbacher Faschingsprinzenpaar. 1965 wurde Tochter Andrea, 1972 Sohn Matthias geboren. Den Friseursalon Helzel am Karlsplatz sollte Tochter Andrea übernehmen, die bereits die Meisterprüfung bestanden hatte. Nach ihrer Heirat und dem damit verbundenen Umzug übergab Werner Helzel 1996 den Familienbetrieb an Roman Kill. Der Ehemann der Jubilarin verstarb nach längerer häuslicher Pflege im März 2010.

 
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