Die Biogasanlage in Roßtränk bei Eslarn wird wohl in der beantragten Form umgebaut werden dürfen. Zwar befindet sich das Verfahren beim Landratsamt Neustadt derzeit in der Schwebe, jedoch hat das Amt die Marktgemeinde Eslarn bereits zweimal aufgefordert, der geplanten Erweiterung der Anlage nicht länger die Zustimmung zu verweigern. Laut Pressesprecherin Claudia Prößl ist die zweite Aufforderung verknüpft mit der Ansage, "dass andernfalls die Ersetzung des gemeindlichen Einvernehmens durch das Landratsamt beabsichtigt ist".
Mit diesem Machtwort dürften die Diskussionen um den Betrieb von Wolfgang Kleber aber nicht zu Ende sein. Viele der Vorwürfe, die im Gemeinderat zu einer Verschiebung und Ablehnung der Pläne geführt haben, hält er für unbegründet. Der 35-Jährige hat inzwischen "die Schnauze voll". "Ich kann's eigentlich nur falsch machen." Im Jahr 2006 hatte er begonnen, für seine Biogasanlage Mais zu verwenden und dafür von den Eslarnern Kritik einstecken müssen: Er vergeude Lebensmittel zur Energieerzeugung. Seit 2016 verwendet er Hühnermist. Der kommt aus Niedersachsen. 7600 Tonnen im Jahr. "Der ersetzt den Mais, somit bleibt die Anbaufläche wieder für Lebensmittel", sagt Kleber. Doch gerade dieses Vorgehen war einer der Hauptgründe für die Ablehnung der Erweiterung der Anlage durch den Gemeinderat. Die Mehrheit der Räte mit Bürgermeister Reiner Gäbl störte sich daran, dass der Hühnermist auf den Feldern und Wiesen der Umgebung ausgebracht wird. "Da geht‘s nur darum, dass die großen Hühnerfarmen nicht mehr wissen, wohin mit ihrem Dreck", sagt der Bürgermeister. Ihm wäre es lieber, wenn die Biomasse vor Ort produziert und wieder ausgebracht wird. "Biogas ist nicht schlecht, wenn ich den Kreislauf einhalte. Aber wenn ich tonnenweise Material ankarre und den Abfall in die Böden einbringe, dann ist irgendwann der Punkt erreicht, wo ich sagen muss, wir können unseren Tiefbrunnen nicht mehr verwenden, weil er nitratbelastet ist. Da bin ich als Bürgermeister in der Pflicht." Gäbl stellt klar, dass er die Warnungen der Umweltschutzämter sehr ernst nimmt. Bei diesem Problem reagiere die Politik zu langsam, findet er.
CSU-Fraktionssprecher Wolfgang Voit sagt: "Der Einsatz ist politisch gewollt und wird sogar nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz gefördert. Es gibt keinen Grund, baurechtlich dagegen zu sein, weil da Geflügelmist reinkommt. Das Landratsamt hat auch bestätigt, dass keine Gefährdung beim Ausbringen des vergorenen Hühnermists besteht, auch weil diese Ausbringung kontrolliert werden muss, und diese Kontrolle auch jetzt schon stattfindet." Kleber wiederum meint, dass Hühnermist immer noch besser sei als Kunstdünger mit einer wesentlich schlechteren Umweltbilanz. "Das ist eine Neiddebatte", findet der Betreiber der Biogasanlage. Er gibt offen zu, dass die Entscheidung, Hühnermist einzukaufen, auf wirtschaftlichen Überlegungen beruht. Er sagt, er führe den Hof als das Lebenswerk seines Vaters und Großvaters weiter. Er ist stolz auf den Erfolg seiner Anlage. "Mein Vater war nie im Urlaub. Erst, seit er den Betrieb übergeben hat." Die Biogasanlage versorgt zehn umliegende Häuser mit Wärme und trocknet Klärschlamm, der ebenfalls wieder zum Heizen verwendet wird. Zusätzlich speist die Anlage Strom ins Netz. Mit der vorgesehenen Erweiterung wird das noch lukrativer, weil durch intelligente Speicherung der Strom dann eingespeist wird, wenn der höchste Preis damit erzielt werden kann. Kleber bestreitet auch den Erfolg seiner Anlage und den Wettbewerbsvorteil nicht, den er gegenüber seinen Kollegen hat. "Aber das hätte jeder Landwirt so machen können."
Bürgermeister Gäbl findet, Roßtränk könne die Anlage in ihrem Umfang nicht verkraften. "Das hat dann mit einem Weiler nichts mehr zu tun, das ist dann eine industrielle Großanlage." Allerdings ging es beim von Kleber im Oktober 2016 gestellten Antrag nicht um eine großflächige Erweiterung der Biogasanlage. Vielmehr wird nur die Leistung mehr als verdoppelt. Hierzu ist eine bauliche Veränderung auf etwa 60 Quadratmetern nötig. Darüber hinaus muss Kleber neue Auflagen erfüllen. Rund um die Anlage wird die Erde erhöht, um eine Wanne im Fall einer Havarie zu schaffen. Voit hält es für unbegründet, dass der Gemeinderat hier ein Exempel statuiert. Schließlich sei die Biogasanlage in ihrer jetzigen Form einschließlich der möglichen Leistungssteigerung bereits 2011 genehmigt worden. Gäbl kontert, bei der Anlage sei "salamitaktisch" immer etwas hinzugebaut worden, und nun sei Schluss.
Voit versucht es als Jurist salomonisch und erklärt die Kontroverse um die Biogasanlage mit der Energiewende: "Das sind Probleme, die früher vor Ort nicht da waren. Wir hatten ja nie ein Atomkraftwerk oder ein Braunkohlekraftwerk." Jetzt müsse man sich plötzlich in den Gemeinden mit Stromerzeugung befassen. Mit allen Vor- und Nachteilen. Doch Kleber hat inzwischen genug von diesen Debatten. Wenn er im Gemeinderat einen Antrag stellt, sagt er, ist die SPD immer dagegen. Er will nun einen Teil der Betriebsstätte nach Tschechien verlagern.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.