Eslarn
24.05.2018 - 13:53 Uhr

"Feuerpiquets" an der Spritze

Die Feuerwehr ist der älteste Eslarner Verein. Von Freitag bis Sonntag, 6. bis 8. Juli, feiern die Verantwortlichen das 150-jährige Bestehen und erinnern an die ersten Brandlöschtrupps im 19. Jahrhundert

Die Handdruckspritze mit der Aufschrift „Gemeinsrieth 1891“ im Feuerwehrhaus beweist, dass es im 19. Jahrhundert einen Löschtrupp in Eslarn gegeben hat. (gz)
Die Handdruckspritze mit der Aufschrift „Gemeinsrieth 1891“ im Feuerwehrhaus beweist, dass es im 19. Jahrhundert einen Löschtrupp in Eslarn gegeben hat.

(gz) Die Feuerwehr wurde nach den handschriftlich vorliegenden Feuerwehrstatuten vom 31. August 1868 und einem Schreiben vom Magistrat am 7. September 1868 ans königliche Bezirksamt in Vohenstrauß gegründet. Eine im Feuerwehrhaus vorhandene Handdruckspritze mit der Aufschrift "Gemeinsrieth 1891" beweist, dass es im 19. Jahrhundert einen Löschtrupp gab. Der deutsche Fabrikant Joseph Beduwe hatte sie in seiner Messing- und Glockengießerei in Aachen hergestellt und erhielt für seine Feuerspritzen weltweite Anerkennung.

Halber Ort abgebrannt

Nach mehreren Großbränden im 19. Jahrhundert, bei denen teilweise der halbe Ort den Flammen zum Opfer fiel, erhielt das Bürgermilitär durch königlichen Erlass vom 12. Januar 1868 die Aufgabe, sich mit sogenannten "Feuerpiquets" um das Feuerlöschwesen zu kümmern. Das Piquet in Eslarn bestand aus einem Unteroffizier und sechs Männern. Bei einem Brand schlug der Tambour mit seiner Trommel Alarm und alles was Beine hatte, musste löschen. In der Generalversammlung unterzeichnete Vorsitzender Hauptmann Alois Müller am 2. August 1876 die Statuten. Zwei Jahre später erließ der Markt eine Feuerlöschordnung. Nach den Vorschriften durfte nur die Eimerkette geübt werden.

Am 8. Juni 1880 kam beim Großbrand erstmals die Handdruckspritze zum Einsatz. Die Flammen vernichteten 24 Hauptgebäude, eine Frau starb. Das 1912 an der Böhmerstraße gebaute Gerätehaus war 1938 baufällig geworden, so dass die Geräte wieder im Rathaus untergebracht wurden. Eine neue Fahne wurde 1920 erforderlich. Bei der Segnung am 3. August 1924 übernahm die Freiwillige Feuerwehr Weiden die Patenschaft.

Die 1941 für 4240 Mark neu angeschaffte Motorspritze der Marke "Robel" kam erstmals bei einem Großbrand im Nachbardorf Eisendorf zum Einsatz. 2001 restaurierten Gerätewart Martin Distner und Karlheinz Wazl das Stück. Nach Zustimmung der Militärregierung wurde die Wehr im Mai 1946 wiedergegründet. Den Ausschuss bildeten Josef Hammerl, Franz Singer, Mathias Grötsch, Josef Karl, Johann Zierer und Hans Dippl, der von 1946 bis 1950 Kommandant war. Die Eslarner schafften für 24 000 Mark ein Ford-Löschfahrzeug LF 8 an. Die Staatsregierung gewährte damals einen Zuschuss von 10 000 Mark.

Unter Leitung von Kommandant Ludwig Landgraf und Vorsitzendem Josef Egerer von 1950 bis 1963 wurde die Ausrüstung erweitert und eine Sirene löste die Kirchenglocken als Feuermelder ab. Als Kommandant Landgraf 1956 Bürgermeister wurde, folgte von 1963 bis 1968 Adolf Bauer. Am 15. November 1963 wurde bei einem umfangreichen Löscheinsatz in Roßtränk der Feuerwehrmann Josef Baier tödlich verletzt. Den unermüdlichen Einsatz von Josef Bäumler als langjähriger zweiter Kommandant, als zweiter Vorsitzender und von 1966 bis 1972 als Kreisbrandmeister dankte die Wehr 2004 mit der Ernennung zum Ehrenkommandanten.


Jugendausbildung ab 1980

Zum 100-jährigen Bestehen am 4. August 1968 hatte die Wehr 220 Mitglieder um Vorsitzenden Michael Egerer. In der drauffolgenden Versammlung wurde Christian Kleber aus Ödmeiersrieth zum Kommandanten und Max Pöllmann zum Chef gewählt. Im März 1973 kam das Tanklöschfahrzeug TLF 16/25. Von 1976 bis 1998 war Johann Kleber Kommandant. Besonders bemühte er sich um den Aufbau einer Jugendwehr. Ab 1988 übernahm er 12 Jahre das Amt des Kreisbrandmeisters. Eine separate Jugendausbildung erfolgte erst ab 1980. Die Einweihung des neuen Gerätehauses an der Brennerstraße folgte 1982. Beim 115. Jubiläum stand die Feuerwehr Langau Pate. Die restaurierte neue Vereinsfahne trug Fahnenjunker Georg Preßl, Fahnenbräute waren Martina Bäumler, Sieglinde Frischholz und Ilona Singer.

Erste Prüfung für Frauen

Das Löschfahrzeug LF 8 wurde am 23. Juni 1990 eingeweiht, im September nahmen erstmals Damen an einer Leistungsprüfung teil. Das 125. Jubiläum folgte 1993 unter dem Vorsitz von Georg Rauch (1992 bis 2006). Seit 1995 befindet sich nach dem Bau der Mero-Ölpipeline im Feuerwehrhaus die Einsatzzentrale beim Katastrophenfall. Zum erste Ehrenvorsitzenden bestimmte die Wehr 1997 Josef Frischholz, der von 1981 bis 1992 an der Spitze stand. Seit 1998 ist Josef Kleber Kommandant. Von 1999 bis 2001 dauerten Umbau und Renovierung des Gerätehauses.

2010 löste das Löschfahrzeug 20/16 nach 37 Jahren das alte ab. Den Vorsitz des Feuerwehrvereins übernahmen von 2006 bis 2008 Johann Wagner, bis 2010 Karlheinz Wazl, bis 2013 Marco Procher, bis 2016 Stefan Schönberger und seit 2016 Jürgen Bösl. Die historische Fahne von 1924 tauchte vor Jahren in einem Winkel der Vereinsgaststätte "Kuch" auf und war in einem schlechten Zustand. Mit einer grundlegenden Restaurierung konnten wie die Fahnen von 1951 und 1983 das kostbare Gut der Nachwelt erhalten bleiben.

Die 1941 für 4240 Mark neu angeschaffte Motorspritze der Marke "Robel" kam erstmals bei einem Großbrand im Nachbardorf Eisendorf zum Einsatz. (gz)
Die 1941 für 4240 Mark neu angeschaffte Motorspritze der Marke "Robel" kam erstmals bei einem Großbrand im Nachbardorf Eisendorf zum Einsatz.
 
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