Die Verantwortlichen hatten den Urlaubern in den vergangenen Jahren mit musikalischen und humorvollen Darbietungen viel geboten. Einer der vielen Höhepunkte war die Krönung der "Miss Bein" und Ernennung von "Mister Masskrug". Der rückläufige Tourismus und Mitgliederstand, die Schließung so mancher Gaststätten und das fehlende Interesse an Versammlungen veranlasste die Führungsriege, die Auflösung einzuleiten.
60 000 Übernachtungen
Der Tourismus erreichte in Eslarn nach 1980 mit rund 60 000 Übernachtungen den absoluten Höhepunkt. Diese positive Entwicklung führte am 16. Mai 1988 im Gasthof "Zum Alisn" mit 44 Frauen und Männern zur Gründung des Fremdenverkehrsvereins (FVV). Wegbereiter waren Bürgermeister Karl Roth, Tourismusleiter Albin Karl und Gründungsvorsitzender Hans Bauer. Dessen Stellvertreterin Inge Wildenauer, Schriftführerin Margaretha Leipold und Kassier Rolf Pöllmann sowie die Beiräte Alois Lang, Margit Sturm, Konrad Härtl, Maria Schmid, Karl Frischholz und Rosemarie Lang ergänzten das Gremium.
Bereits im ersten Jahrzehnt wuchs der Verein auf 70 Mitglieder an. Noch im Gründungsjahr organisierte die Marktgemeinde mit Verkehrsamtsleiter Karl und Stellvertreter Egid Strigl mit dem FVV-Vorstand für 50 Urlauber im Bauriedlsaal einen großen Heimat- und Hutzaabend. Der FVV "Eslarn und Umgebung " strebte den Eintrag ins Vereinsregister an und schrieb sich die Förderung des Fremdenverkehrs, die Pflege der Heimatliebe und -kunde, Vermittlung und Beibehaltung von Kulturgütern sowie die Schaffung und Erhaltung erholungsdienender Einrichtungen auf die Fahnen. Der damalige Bürgermeister Roth betonte wie auch seine Nachfolger den hohen Stellenwert der Feriengäste für Eslarn. "Urlauber, die sich an ihrem Urlaubsort wohlfühlen sind die beste Werbung für unseren Fremdenverkehrsort."
In den Folgejahren bot der FVV gesellige Hutza- und Ausbutterabende in den Gaststätten "Ritterklause", "Kuch", "Alisn", "Schellenbach", "Breiersaal", "Pfarrheim", "Böhmerwald", "Sportzentrum" und "Tillyschanz" an. Einige dieser Lokale haben inzwischen geschlossen. 1999 zählte die ehemalige Organisationsleiterin Margit Sturm über 107 Einsätze des Vereins. Ein Höhepunkt war der Auftritt von Brigitte Traeger mit Vater Konrad Träger und dem Jodlerkönig Max Zankl, die erstmals gemeinsamen das "Kufsteinlied" sangen. Die Verbundenheit zum staatlich anerkannten Erholungsort führte dazu, dass so manches Ehepaar Hochzeitstag in Eslarn feierte.
Ein Ehepaar aus Bielefeld reiste bereits durch ganz Europa, aber nach ihren Aussagen stand Eslarn stets ganz oben. Den Ansturm der Feriengäste in der Region nahm die Regierung der Oberpfalz zum Anlass, um eine extra Buslinie zwischen Pleystein, Moosbach, Tännesberg und Eslarn einzurichten. Unvergessen sind die Ausbutterabende mit Buttermeister Hans Bauer und Konrad Härtl, das Wettmelken und das "Wettnageln". Das "Wetttrinken" ließ die Teilnehmer durch den 25 Pfund schweren Masskrug verzweifeln und fand nie einen Sieger.
Wahl zur "Miss Bein"
Erinnert sei außerdem an die Wahl der schönsten Beine unter den Urlauberinnen, wobei Susanne und Ulrike als erste Beinköniginnen und als "Miss Bein" in die Chronik eingingen. Mit Wilhelm aus Niedersachsen wurde einer der ersten Masskrugstemmer zum "Mister Masskrug" ernannt. Die Damen des FVV boten Führungen an der Grenze, durch die Natur und um Eslarn an. Die Mitglieder beteiligten sich an Veranstaltungen der Marktgemeinde.
Nicht zu kurz kamen die Urlauberkinder, die sich stets auf Süßigkeiten und Spiele, sowie beim Besuch von Bauernhöfen auf Tiere freuen durften. 1996 folgte erstmals im Kurpark ein Bewegungskurs mit Inge Kneidl-Bauer und Gerda Eicker, die mit Inge Wanke bei Heimatabenden auch als Schuhplattler und Holzhacker-Mädchen im Lederhosenlook für Stimmung sorgten.
Seit der Grenzöffnung 1989 pflegt der FVV mit gemeinsamen Unternehmungen eine bis heute anhaltende Freundschaft mit dem Touristikclub Bela nad Radbuzou. Nach zwölf Jahren übergab Hans Bauer 2000 den Vorsitz an Marktrat Kurt Baumann und dieser später an Frank Jakob. Nach dem Rücktritt wurde Bauer zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Immer weniger Gäste
Seit Anfang des 21. Jahrhunderts waren die Übernachtungen rückläufig und so manches örtliche Lokal schloss für immer die Pforten. Der Abwärtstrend der Mitgliederzahlen, die immer weniger werdenden Gästeübernachtungen (2009 waren es nur noch rund 14 000 und 2016 rund 6000) sowie das mangelnde Interesse an den Veranstaltungen ließ die Führungsriege des FVV am Fortbestehen des Vereins zweifeln. Der Trend geht von Jahr zu Jahr vermehrt zum Tagestouristen über, die nach einer Übernachtung oder zwei Nächten weiterwandern oder mit dem Fahrrad den Ausflug fortsetzen.
Urlauberehrungen gingen im Rathaus oder beim Quartiergeber über die Bühne. Die einzigen Tätigkeiten war das Aufstellen eines Osterbrunnens. Auch nach der Auflösung des Vereins werden die Mitglieder die Freundschaft zum tschechischen Touristikclub weiter pflegen.
Auflösungsversammlung
An diesem Freitag um 19.30 Uhr steht in der außerordentlichen Mitgliederversammlung im Gasthaus Voit (Stofferl) die Auflösung des Fremdenverkehrsvereins auf der Tagesordnung. Nachdem in der vorausgehenden Zusammenkunft die Auflösung wegen der fehlenden Zweidrittelmehrheit fehlte, reicht dieses Mal die einfache Mehrheit.













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