Flackernde Teelichter vor und im Pfarrheim Sankt Marien wiesen auf das besondere Gastspiel hin. Im Namen des Katholischen Frauenbundes begrüßte zweite Vorsitzende Inge Freisleben 40 Frauen und zwei Männer. Geschichtenerzählerin Edeltraud Forster aus Wörth an der Donau war zum Märchenabend gekommen.
Die Erzählerin war erstmals in Eslarn. Sie trug im mystisch verdunkelten Saal ihre Geschichten frei vor. Bereits als Fünfjährige hatte sie den Geschichten ihres geliebten Großvaters gelauscht. Es war einmal Schneeweißchen und Rosenrot, begannen Grimms Hausmärchen. "Diese erste Geschichte ist wie ein Stern in meine Seele gefallen, öffnete meine Seelentür und von da an haben mich die Märchen nicht mehr losgelassen", sagt die Wildkräuter- und Märchenpädagogin. In den Folgejahren hörte Edeltraud Forster den Erwachsenen beim Erzählen zu, sammelte und erlebte den Zauber dieser alten wunderbaren Geschichten. Seit 2016 ist sie Mitglied der Gilde der Europäischen Märchengesellschaft.
Die Zuhörer tauchten ein in eine Welt voller Wunder, Legenden und Volksweisheiten. Mit Leichtigkeit rezitierte Forster die Märchen, variierte das Tempo und untermalte ihre Worte mimisch und gestenreich. Man merkte, dass die Erzählerin auch Schauspielkurse besucht hatte. Nach dem Gedicht "Der Nebel steigt, es fällt das Laub" handelten die ersten Erzählungen von einem Glücksmärchen mit drei Wünschen und von der klugen Gretel. Diese hatte als Köchin ein Gericht selbst verzehrt, das eigentlich für ihren Herrn gedacht war. Es gelang ihr aber, dies einem Gast anzulasten.
Beim Märchen "Das Schneekind" verwandelte sich ein selbstsüchtiger und unfreundlicher Riese zum Kinder- und Naturfreund. "Märchen lassen unsere Seele klingen, alles was im Laufe der Zeit ins Unbewusste abgesunken ist, holen die Märchen wieder ans Licht", sagt Forster. In der Pause reichten die Damen vom Frauenbund den Gästen Häppchen und Kuchen. Martina Brenner (Keyboard) und Willibald Wirth (Violine) bereicherten die Erzählungen mit Musik. Sie spielten "Reich mir die Hand mein Leben" von Mozart, "Die Schöne" von Fuchs und den Einzugsmarsch "Zigeunerbaron" von Strauß.
Forster erzählte von "Wanja", die in einer stürmisch kalten Nacht erst einem Hasen ein warmes Quartier geboten hat. Auch einen Fuchs und einen Bären nahm sie auf, nachdem sich alle ein friedliches Miteinander versprochen hatten. Ein verletzter Wolf stand bei "Die Wolfsfrau" im Rampenlicht. Trotz der Warnungen vor der Gefahr im Wald machte sich eine Frau neugierig auf den Weg und fand in einer Falle einen jammernden Wolf. Für die Befreiung erhielt die Retterin eine Wolfswimper, die Glück brachte. Damit konnte die Frau Dinge, die gut und Dinge, die nicht gut waren, voraussehen.
Die afrikanische Geschichte "Wie es kam, dass die Katze zum Haustier wurde" soll nicht nur das Lieblingsmärchen von Nelson Mandela gewesen sein. Sie kam auch bei den Frauen sehr gut an. Eine Katze machte sich auf die Suche nach dem mächtigsten Lebewesen auf der Welt. Vom Kater, den der hungrige Löwe verspeiste, kam sie zum großen Elefanten. Der Elefant trampelte den Löwen tot. Doch wurde er wiederum von einem Jäger erlegt. So meinte die Katze, im Mann den Mächtigsten gefunden zu haben. Als dieser jedoch nach einem Streit von seiner Frau aus der Hütte geworfen wurde, sah die Katze in der Frau die mächtigste Gestalt auf Erden und blieb als Haustier bei ihr in der warmen Stube. Der Abend endete nach knapp zwei Stunden mit dem geistlichen Lied "Amazing Grace".
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