Das Team der Gemeindebücherei Eslarn um die Leiterin Michaela Zierer wird Ende Juli sein ehrenamtliches Engagement beenden. Bürgermeister Reiner Gäbl verkündete dies im öffentlichen Teil der jüngsten Gemeinderatssitzung. Die Tatsache, dass der Rathauschef keine weiteren Details nannte, eröffnete großzügigen Spielraum für Spekulationen. In einem Gespräch mit Oberpfalz-Medien erklären sich nun die Beteiligten genauer.
Die Leiterin begründet ihren Rückzug damit, dass sie als 60-Jährige und nach etlichen Jahren, in denen sie viel Herzblut in die Bücherei gesteckt habe, nun etwas kürzertreten will. "Für dieses Ehrenamt braucht man Leidenschaft und Power", meint Zierer offen. Um etwas mehr Zeit für Hobbys und Freizeitaktivitäten zu bekommen, habe sie ihrem Chef – Zierer arbeitet als Verwaltungsangestellte im Eslarner Rathaus – eröffnet, dass sie zum 1. August als Leiterin der Bücherei nicht mehr zur Verfügung stehen werde. Innerhalb des Teams, so betont sie, herrsche "absolut guter Zusammenhalt". "Wir sind als Team miteinander gewachsen." Die erfolgreiche Arbeit schlage sich nicht zuletzt in "super Ausleihzahlen" nieder. Ihr Rückzug habe einzig und allein persönliche Gründe.
Zierer das Zugpferd
Auch Gäbl erkennt die "große Einigkeit der Damen". Gerade der gute Zusammenhalt von Michaela Zierer, Karina Dimper, Andrea Lindner, Monika Maier und Olga Uhlemann sei für ihn der Grund dafür, dass das komplette Team zurücktritt. "Frau Zierer ist das Zugpferd, keine Frage. Sie hört auf, und jetzt gehen alle mit ihr mit." Der Rückzug kam für Gäbl überraschend. Er hätte die Nachfolge gern "mittelfristig planen wollen". Und so habe er sich dazu entschieden, das Thema gleich in der nächsten Marktratssitzung im öffentlichen Teil anzusprechen. "Sonst hätte die Gerüchteküche noch stärker gebrodelt", erklärt der Bürgermeister.
Gäbl will in den kommenden Tagen mit dem Büchereiteam das Gespräch suchen. Er könne sich vorstellen, dass Zierers Kolleginnen sich doch noch zum Weitermachen überreden lassen, da er die Angestellte im Rahmen ihrer Verwaltungsarbeit im Rathaus zehn Stunden pro Woche für den Bereich der Bücherei einsetzen werde. Wenn dann die anderen Frauen mitmachen würden, könne man die Gemeindebücherei "in einer etwas abgespeckten Form" weiterführen. "Natürlich werden wir dann das Angebot etwas herunterschrauben müssen. Ob es dann noch ein Frühstück gibt, wird man sehen."
Zierer liegt die Bücherei nach wie vor am Herzen, sie hofft auf eine schnelle und gute Lösung: "Derjenige, der die Leitung übernimmt, kann sich über ausgezeichnete Bedingungen freuen. Die Ausstattung ist super. Es wurde in den vergangenen Jahren viel umgebaut. Und der- oder diejenige wird auf alle Fälle gut eingearbeitet. Ich hoffe, es findet sich jemand."
Besuch der Vohenstraußer SPD
Erst vor kurzem waren einige Vohenstraußer SPD-Mitglieder um Stadtrat Bernd Koller nach Eslarn gekommen, um sich das erfolgreiche Konzept der Gemeindebücherei näher anzusehen. Sie bewunderten die hellen Räume, die vielfältige Auswahl an Medien und das große Engagement der Frauen. Bürgermeister Gäbl hatte bei der Gelegenheit betont, dass er mit dem Marktrat einhellig hinter der Erweiterung der vorbildlichen Einrichtung und der kostenlosen Ausleihe stehe. Der Betrieb der Einrichtung sei nur durch den vorbildlichen Einsatz von ehrenamtlichen Helfern zu bewältigen.
Das Eslarner Büchereiteam leistet im Jahr 1052 Mitarbeiterstunden, wobei noch Stunden für Organisieren, Einkaufen, Backen und Bücher abholen dazu kommen. Im Jahr werden rund 8000, zu Spitzenzeiten über 10.000 Medien ausgeliehen. Auch das Binden der neuen Bücher übernimmt das Team in Eigenregie. Durch einen Lieferservice versorgen die Frauen alle Bürger mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen mit Lesestoff. Um im Gespräch zu bleiben und neue Leser zu bekommen, führten die Akteure generationsübergreifend ein Lesecafé, Frühstücks- und ein Handarbeitstreff ein. Zudem kann sich jeder Leser sein Wunschbuch bestellen lassen und sich am wöchentlichen Thementisch bedienen.
Koller staunte nicht schlecht: "Unsere Stadtbücherei hat derzeit leider noch geschlossen und die Ausleihe bei uns ist nicht kostenlos, sondern an einen Mitgliedsbeitrag gekoppelt." Bei einem Vergleich mit der Ausleihe in Eslarn und Vohenstrauß kam Koller trotz der fast dreifachen Einwohnerzahl auf "nur" 6387 Ausleihen, wobei der Medienbestand rund 7500 beträgt. "Durch die mit Sitzgelegenheiten wohnliche gestaltete Einrichtung macht es Spaß nach Büchern zu suchen und Probe zu lesen."
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