Eslarn
02.11.2019 - 09:36 Uhr

Schütze, Koch und Bierbrauer: Bürgermeister mit vielen Leidenschaften

Junge Eslarner können sich nicht daran erinnern, dass es in ihrem Ort je einen anderen Bürgermeister gab als Reiner Gäbl. Der überzeugte Sozialdemokrat feiert am 6. November 60. Geburtstag.

Bild: Wolfgang Steinbacher
Reiner Göbl, Bgm von Eslarn zum 60. Bild: Wolfgang Steinbacher
Bild: Wolfgang Steinbacher Reiner Göbl, Bgm von Eslarn zum 60.

Man kann ihn getrost als Allrounder bezeichnen, denn Reiner Gäbl ist vielfach interessiert und engagiert. Das beweisen nicht zuletzt seine Mitgliedschaften in 25 Vereinen. Sein Bürgermeisteramt nimmt er sehr ernst und betrachtet es als Berufung, für die er berufliche und private Einschränkungen in Kauf nimmt.

ONETZ: Wie fühlen Sie sich so kurz vor Ihrem 60. Geburtstag?

Reiner Gäbl: Ich habe kein Problem damit, falls Sie das meinen. Ich warte immer noch auf die Midlife-Crises. Als ehrenamtlicher Bürgermeister werde ich natürlich nicht um ein Fest herumkommen. Es wird eine Art Tag der offenen Tür im Biererlebnis Kommunbrauhaus geben. Meine Philosophie ist, dass jeder und jede herzlich willkommen ist. Um 10 Uhr geht es los.

ONETZ: Was wünschen Sie sich?

Reiner Gäbl: Persönlich wünsche ich mir gar nichts. Wenn Geschenke sein müssen, dann freue ich mich über Spenden, die einem gemeinnützigen Zweck wie zum Beispiel dem Atzmannsee zugeführt werden. Vielleicht kann ich bei der geplanten Spielelandschaft für die Kinder ein Gerät beisteuern.

ONETZ: Seit 2002 sind Sie Bürgermeister, nächstes Jahr werfen Sie bei den Wahlen erneut den Hut in den Ring. Auf welches Projekt sind Sie besonders stolz und was haben Sie mit der Grenzgemeinde noch vor?

Reiner Gäbl: Stolz bin ich auf alles, was wir im Zusammenhang mit dem Städtebaulichen Konzept auf den Weg gebracht haben. Ich denke da vor allem an das Kommunbrauhaus und natürlich die Sanierung des Tillyplatzes. Das ist für uns ganz, ganz wichtig. Damit haben wir mitten im Ort eine Antwort auf den demographischen Wandel gefunden. Wir haben noch so viele Projekte vor uns. Da ist das Thema Freizeit und Erholung mit größeren Investitionen in den Atzmannsee. Wir müssen Wohnraum schaffen und in die Infrastruktur investieren. Kläranlagenneubau im Jahr 2021 und auch die Wasserversorgung sind enorm wichtig, denn sie sichern die Zukunft unseres Ortes.

ONETZ: Im Rückblick auf fast 18 Jahre als Chef der Gemeinde: Was würden Sie heute nicht mehr so machen?

Reiner Gäbl: Da denke ich nicht an ein bestimmtes Projekt. Vielleicht hätte ich die Zusammenarbeit im Gemeinderat hin und wieder anders gestalten können. Auch außerhalb der Sitzungen einen Konsens finden. Weil ich schon der Meinung bin, dass Parteipolitik in einer Kommune nichts verloren hat. Andererseits musste ich immer ohne Mehrheit im Gemeinderat klarkommen. Und die überragende Anzahl der Beschlüsse war von Einstimmigkeit geprägt.

ONETZ: Wie sehr sind sie als ehrenamtlicher Bürgermeister eingespannt?

Reiner Gäbl: Ich habe anfangs noch in Teilzeit in der Arbeitsagentur gearbeitet. Bis ich gemerkt habe, dass ich hier in der Gemeinde gefordert werde. Dann habe ich mich zu 100 Prozent freistellen lassen. Ich muss meiner Verantwortung gerecht werden. Für mich ist das Bürgermeisteramt eine Berufung. Das Haushaltsvolumen hat sich mittlerweile verdoppelt, die Aufgaben werden immer mehr. Das kann man kaum nebenbei machen. Aber das ist es mir wert, auch wenn ich dadurch natürlich finanzielle Einbußen habe. Und was bei dem Thema sehr wichtig ist: Ich habe eine Top-Verwaltung. Eine junge, dynamische Truppe, auf die ich mich voll verlassen kann.

ONETZ: Die Zeit für Hobbys ist also sehr eingeschränkt?

Reiner Gäbl: Ich bin in 25 Vereinen Mitglied. Beim Schützenverein Hubertus bin ich seit knapp 50 Jahren aktiv. Alle anderen Vereine unterstütze ich gerne, will aber hier keinen besonders hervorheben, weil sie mir alle wichtig sind. Ich gehe mit meiner Hündin Paula gerne spazieren. Oft auch über die Grenze. In der wunderbaren Umgebung kann man Kraft schöpfen. Dann habe ich noch mein kleines Rotwildgehege mit 15 Hirschen. Ein großer Erholungsfaktor für mich. Und dann koche ich sehr gern. Hauptsächlich deftige Sachen, weil ich selbst kein Süßer bin.

ONETZ: Die deutsch-tschechische Freundschaft ist Ihnen ein großes Anliegen.

Zur Zeit der Grenzöffnung war ich beim Studium in Mannheim. Das finde ich rückblickend immer noch sehr schade. Seit Jahren unterstütze ich alle Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit unserer tschechischen Partnerstadt Bělá nad Radbuzou. Insbesondere die Schulpartnerschaft liegt mir sehr am Herzen. Legendär sind die Ausflüge der Kommunbrauer nach Chodová Planá. Da sind wir immer einmal im Jahr mit einem Sonderzug unterwegs. Das ist die Schau. Sowas muss man erlebt haben.

ONETZ: Sie geben selbst das Stichwort zum Thema Zoigl. Brauen Sie immer noch selbst?

Reiner Gäbl: Ja klar. Ich braue zweimal im Jahr für mich und für Freunde. Mir ist schnell bewusst geworden, welches Potenzial in dieser Einmaligkeit des Kommunbrauwesens steckt. Unser Kommunbier ist geschützt, darauf bin ich sehr stolz. Und mit dem Erlebniskommunbrauhaus haben wir dafür gesorgt, dass die Tradition für kommende Generationen erhalten bleibt.

ONETZ: Als "roter" Bürgermeister haben Sie keine Berührungsängste zu "schwarzen" Amtskollegen.

Reiner Gäbl: Nein, gar nicht. Ganz im Gegenteil. Ob das Andreas Wutzlhofer in Vohenstrauß oder Josef Beimler in Waldthurn ist. Das klappt hervorragend. Ich bin ja bei der neu gegründeten ILE, die als Nachfolger der "Elf Freunde" im Osten des Landkreises gewertet werden kann, zum Vorsitzenden gewählt worden. Die Zusammenarbeit mit den anderen Bürgermeistern ist da sehr bedeutsam und für uns alle überaus wichtig. Trotzdem bin und bleibe ich ein Sozialdemokrat. Ich fühle mich in meiner SPD-Familie sehr wohl.

Reiner Gäbl feiert am Mittwoch, 6. November, 60. Geburtstag. Für die Gemeinde Eslarn hat sich der Bürgermeister noch einiges vorgenommen. Bild: Wolfgang Steinbacher
Reiner Gäbl feiert am Mittwoch, 6. November, 60. Geburtstag. Für die Gemeinde Eslarn hat sich der Bürgermeister noch einiges vorgenommen.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.