Der Wind erfasste die Eberesche, den Hausbaum der Familie. Der Baum steht seit November 1978 fast genau 40 Jahren an einem sonnigen Platz im Garten. Nun kam sein Ende. Als hätte den entwurzelten Baum ein versierter Forstmann fachmännisch gefällt, streckte er sich längs zum Haus. "Hauptsache kein Schaden und die Dinge muss man hinnehmen, wie sie sind" kommentierte der Hausherr gelassen das Malheur. Bereits im vergangenen Jahr merkte man dem Baum an, dass er in die Jahre gekommen war. "Er litt unter Spitzendürre und Flechten und Moose."
Mit Humus und Wasser versuchte das Ehepaar Winkelmann dem Baum vergeblich das Leben zu erleichtern. Letztendlich hatte die mährische Eberesche aus der Heimat der Eheleute Kehl am Rhein nach der extremen Trockenheit der Windböe nichts mnehr entgegenzusetzen. "Wir saßen zu der Zeit gemütlich im Haus beim Kartenspielen und der Regen prasselte gegen die Fensterscheibe, als es plötzlich krachte und wir dachten der Holzstoß vor dem Haus sei eingefallen." Doch es war die mährische Eberesche. Der entwurzelte Baum weckt beim Hausbesitzer auch Erinnerungen an seinen Bruder, mit dem er gemeinsam den Baum gepflanzt hatte, und an seine Heimat. Zudem wurden die Früchte als Trockenbeeren oder zu Konfitüre verarbeitet oder dienten im Herbst den Amseln und Drosseln als Wegzerrung für den langen Flug in den Süden.
Die Winkelmanns dachten pragmatisch: So schnell der Baum entwurzelt war, hatte ihn das Ehepaar zu Brennholz verarbeitet. Aus den roten Früchten ließen die Gartenbesitzer alle Jahre auch leckeren Vogelbeerbrand herstellen. Nach getaner Arbeit stießen die fleißigen Holzmacher vor dem Holzstoß auf das vollbrachte Werk an. Die Familie hat bereits beschlossen, an der selben Stelle wieder einen Vogelbeerbaum zu pflanzen.














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