Mitten in Etsdorf: Vögel zwitschern, Bäume rauschen im Wind. Die Sonne scheint. Die perfekte bayerische Idylle an einem Sonntagvormittag. Dort oben auf dem Berg, von der Europastraße aus gut sichtbar, will Wilhelm Koch einen Tempel errichten. Aus Beton. Puristisch und statisch.
"Wahnsinn. Das schafft der nie." Das dachten vor 18 Jahren Viele. Vor allem die katholische Kirche war sehr kritisch eingestellt. Koch ist das egal. Er geht einen Schritt nach dem anderen. In der Ruhe liegt die Kraft. Etliche Bürgerversammlungen später und ein Petitionsausschuss im Landtag führten 2009 zur Baugenehmigung. Architektur-Historiker Hansgeorg Bankel aus München bekam unterdessen Wind von der Idee des Luftkünstlers und stellte ihn zur Rede. "Willi, das geht so nicht, das sieht ja schrecklich aus", sagte er. "Das muss überarbeitet werden. Da muss ein Profi ran."
Peter Haimerl plant
Diesen Profi fand Koch in seinem langjährigen Freund Peter Haimerl. Der Architekt entwarf das extravagante und minimalistische Konzerthaus Blaibach und das Philharmonische Kraftwerk in Aubing. "Er ist einfach perfekt, der beste für den Entwurf", sagt Wilhelm Koch. Und: Peter Haimerl ist überzeugt von der Idee, einen Tempel in Etsdorf an der Europastraße zu errichten. Denn die Oberpfalz habe sich zu einem Hot-Spot der regionalen Kultur entwickelt. Dieses hohe Niveau an Kunst gelte es zu unterstützen.
Von der ursprünglich geplanten Walhalla entfernte sich Haimerl. "Wir können das nicht einfach nachmachen", erklärt der Münchener. Zur Umsetzung gehöre die philosophische Haltung aller Mitwirkenden. Haimerl ist seiner Zeit weit voraus. In dieser Moderne leben wir in einer Welt voller Algorithmen und sind in die Prozesssteuerung eingedrungen. "Wir werden in komplexen Räumen wohnen müssen."
Eine strenge Ordnung
Diese Erkenntnis nahm Einfluss auf seinen Entwurf. Der Architekt erstellte ein 2D-Bild, um es dann mathematisch per Computerprogramm in eine dreidimensionale Form umzukalkulieren. Er hat die Software über 5000 Variationen errechnen lassen und das Original somit deformiert. Die Proportionen eines historischen Tempels der Vergangenheit stimmen aber noch überein. Denn, es gibt nichts Neues unter der Sonne. "Das Ganze basiert auf einer strengen Ordnung und ist nur eine aus Milliarden von Möglichkeiten."
Licht spielt hier eine bedeutende Rolle: Optische Täuschung, Schattenspiele und Ruhe sollen das Hauptaugenmerk sein. "Der Tempel ist ein Symbol der Demokratie und ein Ort für geistige Auseinandersetzungen", erklärt Wilhelm Koch die eigentliche Nicht-Funktion der Kultstätte. Etwa 1,5 Millionen Euro würde der Bau kosten - sobald die Summe erreicht ist, könnte der Europa-Tempel innerhalb eines Jahres schon den Etsdorfer Berg schmücken.
Man stelle sich vor, welche Menschen dieses Projekt magnetisch anziehen würde: Filmemacher, Models und ihre Fotografen - nicht nur die Selbsternannten von Instagram, Politiker und Geistige. Vorbeifahrende und die neugierige Nachbarschaft. Es fehlt nur noch ein Element zur Umsetzung: Sponsoren und Baufachleute, die mit Material und Zeitaufwand Teil einer Vision werden könnten.
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