Etzenricht
15.05.2025 - 16:25 Uhr

Professor Michael Sterner gibt Antworten auf Fragen der Etzenrichter zum geplanten Batteriespeicher

In Etzenricht soll der bisher größte in Planung befindliche Batteriespeicher in Deutschland entstehen: Drei Anlagen mit einer Gesamtleistung von fast 1000 Megawatt. Die Bürger haben noch viele Fragen.

Das Pfarrheim in Etzenricht war voll besetzt, 125 Zuhörerinnen und Zuhörer wurden gezählt. Kein Wunder bei dem Thema: Es ging um den in Etzenricht geplanten Batteriespeicher mit einer Gesamtleistung von fast 1000 Megawatt. Das ist die Leistung, die die drei geplanten Batteriespeicher ins Netz abgeben würden. Neben Bürgermeister Martin Schregelmann und dem Bauamtsleiter der Verwaltungsgemeinschaft Weiherhammer, Michael Klein, war Professor Michael Sterner, Professor für Energiespeicher und Erneuerbare Energien an der OTH Regensburg, als Experte geladen. Den Abend moderierte Dr. Hannah Büttner vom Kompetenzzentrum Naturschutz und Energie, Herrsching am Ammersee.

Bürgermeister Schregelmann erwähnte eingangs, dass die teils seit Sommer 2024 geführten Debatten im Gemeinderat und in der Bürgerversammlung für ihn Anlass waren, das Duo Sterner/Büttner nach Etzenricht zu holen, das neutral und ohne eigene Interessen fachlich kompetent informieren sollte. Bauamtsleiter Klein stellte heraus, dass das Vorhaben bis Anfang des Jahres als "Privilegiertes Verfahren im Außenbereich" gesehen wurde. Nun aber hätten sich Änderungen in dieser Privilegierung ergeben. Das heißt, die Gemeinde erhalte Planungshoheit in Form der Änderung des Flächennutzungsplans und Erstellung eines Bebauungsplans. Der Aufstellungsbeschluss für beide Verfahren wurde am 19. März vom Gemeinderat gefasst.

"Wir brauchen Batteriespeicher"

"Wir brauchen Batteriespeicher zur Versorgungssicherheit, sonst funktioniert das System der Energiewende nicht", begann Professor Sterner und ging dann eine Stunde lang auf die Notwendigkeit, die Technologie, die konkreten Projekte vor Ort, auf Vor- und Nachteile sowie Alternativen ein. Etzenricht mit dem Umspannwerk als Knotenpunkt habe die nötige Energietechnik und nun die Chance, dass die Wertschöpfung aus der Energiewende vor Ort bleibe. Wind und Sonne seien die größten Energiequellen. Deren Nutzung aber stoße an Grenzen, weil es die Netze und Speicher nicht gebe.

"Windstrom aus dem Norden zum Saufüttern, Photovoltaikstrom im Süden, der nicht eingespeist werden kann", so sei die Situation. Großspeicher sorgen nach Ansicht von Sterner für einen sicheren Netzbetrieb, dämpfen die Strompreise und stabilisieren. Die konkreten drei Vorhabensträger für Etzenricht sind: Elements Green Deutschland GmbH mit einer Leistung von 470 Megawatt (MW) und einer Speicherkapazität von 940 Megawattstunden (MWh) auf 6,1 Hektar Fläche; Neoen Renewables Deutschland GmbH mit 251 MW und 600 MWh auf deiner Fläche von 3,6 Hektar sowie Enerpeak GmbH mit 180 MW und 429 MWh auf 3,1 Hektar Fläche. Die Laufzeiten lägen bei 20 Jahre "plus". 940 Millionen Euro würde allein das Karlsruher Unternehmen "Elements Green" in die Speicher investieren, dazu kämen 1,5 Millionen Euro jährlich für den Betrieb. Man könnte sich eine Bürgerbeteiligung und sogar Bürgerstrom vorstellen.

Bürgerbeteiligung vorstellbar

Keine Angaben über Kosten gibt "Neoen" an, kann sich aber auch eine Bürgerbeteiligung vorstellen. Nur als Vorhabensträger fungiert "Enerpeak". das Unternehmen würde die Anlage für 180 Millionen Euro bauen und sie danach verkaufen. Darum gab es keine Angaben über eine Bürgerbeteiligung.

Sterner stellte zum Schluss Vor- und Nachteile gegenüber. Technisch ausgereift, effizient, wirtschaftlich und ökologisch gehörten zu den Vorteilen. Nachteile seien in einer gewissen Brandgefahr, dem Wasserschutz sowie dem erzeugten Lärm auszumachen. Für den Brandschutz gebe es entsprechende Vorgaben, für den Wasserschutz sogenannte Wannen und den Lärmschutz regle die "TA Lärm", so der Experte. Eine Teilhabe der Bürger würde hier sicherlich erhöhte Akzeptanz schaffen, schloss Sterner.

Auf den 125 Stühlen hatten Notizblöcke und Stifte gelegen, so dass Fragen notiert werden konnten. Diese wurden anschließend an die Stellwände geheftet. Beantwortet wurden sie von den beiden örtlichen Vertretern sowie Michael Sterner. Beispielsweise zum Stand der Batterietechnik. Die sei seit 30 Jahren ausgereift, werde aber immer besser. Ob man die Abwärme nutzen könne? Bei dieser Dimension wäre Fernwärme für Etzenricht tatsächlich vorstellbar.

Braucht es Lärmgutachten?

Zum Thema Lärm kam die Frage, ob sich bei drei Projekten nicht eine richtige Lärmwelle aufbauen könne? Die "TA Lärm" gebe hierfür die Norm vor, war die Antwort. Die Forderung nach niedrigeren Werten müsste von der Gemeinde begründet werden. Die Gemeinde könnte ein Lärmgutachten fordern, dieses in Überlagerung auf das Gesamtkonzept und nicht auf jede einzelne der drei Anlagen ausrichten und dabei das Umspannwerk selbst einbinden. Wobei die Platzierung der Batteriecontainer bereits Lärm von Etzenricht abhalten könnte. Dieser Lärm gestalte sich leicht rauschend im näheren Bereich und sei in einer Entfernung von 300 Metern zum ersten Gehöft und 800 Metern zu Etzenricht selbst "überhaupt keine Diskussion", hieß es.

Zum Thema Umweltschutz hieß es, die Container seien "brandsicher" und der Wasserschutz per integrierter Wanne gesichert. Auch Gewitter hätten keine Auswirkungen. Macht diese Konzentration an Anlagen bei Etzenricht und die Nähe zur Verdichterstation Gas den Standort zu einem möglichen Angriffsziel, war eine weitere Frage eines Bürgers. Das sei seitens der Experten kaum vorstellbar. Weitere Fragen waren: Wie lange wird gebaut? Ein Jahr. Wie sieht es mit dem Rückbau nach dem Ende der Nutzung aus? Das gelte es im Bebauungsplan zu verankern. Und wo liegt der Nutzen für Etzenricht? Zum Beispiel in der Abwärme als Fernwärme, eventuell bekomme man den Strom etwas günstigerer und es sei eine private Beteiligung über Genossenschaften vorgesehen.

"Der Betrieb sollte auch für die Bürger etwas abwerfen", sagte Professor Sterner. Darauf ging der Bürgermeister noch einmal explizit ein. Da sei schon einmal die Gewerbesteuer, geschätzt eine Million Euro im Jahr, mit der die Gemeinde vieles für Etzenricht machen könne. Zudem seien Modelle denkbar und umsetzbar, die Bürger über niedrigere Gebühren bei Wasser/Abwasser zu beteiligen.

Die Informationen an diesem Abend waren anscheinend umfassend. Denn als Moderatorin Hannah Büttner die Frage stellte, ob sich die Menschen jetzt gut informiert fühlten, hoben nur fünf der 125 Menschen im Saal nicht die Hand. Beim Verlassen des Pfarrheims konnten die Besucher abschließend mittels Klebepunkten die Frage "Ich kann mir eine Großbatteriespeicheranlage in Etzenricht vorstellen" beantworten. Nur drei rote Punkte klebten am Ende auf der Nein-Seite.

Hintergrund:

Wer baut die Batteriespeicher?

  • Elements Green 6,1 Hektar Fläche, Leistung: 470 MW, Speicherkapazität: 940 MWh; Investition 940 Millionen Euro, Betriebskosten 1,5 Millionen Euro/Jahr, Bürgerbeteiligung/Bürgerstrom vorstellbar
  • Neoen, 3,6 Hektar Fläche, Leistung: 251 MW, Speicherkapazität: 600 MWh; keine Angabe zu Kosten, Bürgerbeteiligung vorstellbar
  • Enerpeak, 3,1 Hektar Fläche, Leistung: 180 MW, Speicherkapazität: 429 MWh; Anlage würde gebaut und danach verkauft
 
Kommentare

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Manfred Schiller

Der Text weist fachliche Fehler auf: 1000 Megawatt sind eine Leistung und keine Kapazität. Um welche Kapazität handelt es sich nun wirklich für die mehr als eine Milliarde ausgegeben wird?

15.05.2025
Eva-Maria Hinterberger

Hallo Herr Schiller, 

vielen Dank für den Hinweis. Wir haben den Artikel dementsprechend korrigiert. 

16.05.2025
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