Deutschland und die Welt
28.11.2018 - 15:04 Uhr

Fahrbericht VW Touareg: Schiff mit Schliff

Sie haben beim Konfigurieren Ihres neuen Tiguan Allspace die 57 000-Euro-Grenze überschritten? Dann sollten sie mal neu nachdenken.

Ist das Flaggschiff der Marke und sieht auch so aus: Der neue VW Touareg. Bild: Michael Ascherl
Ist das Flaggschiff der Marke und sieht auch so aus: Der neue VW Touareg.

Darüber nämlich, ob Sie Krims oder Krams aus der Optionenkiste wirklich brauchen oder besser mit einem "nackten" Touareg klar kommen. Denn dieser mächtige Geländewagen startet bei 57 975 Euro und hat serienmäßig schon viele Dinge an Bord, die beim "kleineren" Bruder extra zu bezahlen sind. Allradantrieb zum Beispiel, LED-Licht oder 18-Zöller. Dazu 8-Gang-Automatik und einen Sechszylinder-Diesel mit 231 PS. Den gibt es für den Tiguan schon mal nicht. Soweit unser Tipp für Sparfüchse unter Ihnen.

Denn der Touareg - und hier speziell unser Testwagen - kann auch Luxus. Er ist das Flaggschiff der Marke und lässt sich mit allem anreichern was heutzutage gut und teuer ist. Was er immer kann: Offroad - und zwar ernsthaft. Auch wenn es die Sperren des Vorgängers nicht mehr gibt. Was er außerdem ist: Ein hochkomfortabler Reisewagen für die lange und die ganz lange Strecke. Ohne Abstriche für fünf Personen und reichlich Gepäck.

Wieder Chef im Ring

Der Touareg III lässt rein äußerlich keine Zweifel aufkommen: Der Abstand zum Rest der Familie ist wieder hergestellt. Da nimmt es einer mit BMW X5 und Mercedes GLE auf, auch bei der Wertanmutung und der Qualität. Er ist in Länge und Breite gewachsen und bietet nun noch mehr Platz. Im Testwagen bezaubern Alu und Leder. Die Digitalinstrumente bestehen aus zwei sehr großen bündig eingepassten und teils zum Fahrer hin ausgerichteten und gebogenen Bildschirmen. Im Zusammenspiel mit dem perfekt ablesbaren Head-up-Display lassen sie keine Frage offen, wollen aber für nahezu alle Funktionen "betatscht" werden. Für die Lautstärkeregelung hat VW gerade noch ein Drehrad vorgesehen, der Rest geht übers Fingertippen. Das ist nicht immer gut.

Bei 286 PS ist derzeit Schluss

Der oryxweiß lackierte Testwagen (Perlmutteffekt kostete 1890 Euro) hat den stärksten momentan verfügbaren Motor unter der Haube, den 286-PS-Diesel. Später wird es noch einen Hyper-Diesel und einen Benziner geben. Das gefahrenen Triebwerk weist, wie bereits mehrfach bei anderen Modell des Konzerns festgestellt, eine Anfahrtsschwäche im unteren Drehzahlbereich auf, die stört. Harmonisches Beschleunigen ist nur bedingt möglich, weil der Touareg erst Luft holt, ehe er vehement losbraust. Die verschiedenen Fahrmodi gleichen einiges aus, aber eben nicht alles. Für 5900 Euro bekommt der Kunde ein luftgedertes Adaptivfahrwerk mit Wankstabiliserung. Das putzt Schlaglöcher weg wie nix und lässt den großen Geländewagen um enge Kurven im Stiftland wuseln, als wäre er ein Golf.

Assistenten zu Hauf

Andererseits tut der Wagen alles, um die Insassen zu entschleunigen. Beginnen wir beim Ambientelicht, das sich in allen Farben des Regenbogen einstellen lässt. Die gewählte Farbe legt sich in die Zierleisten, ist ferner in den kleinsten Widgets in den Instrumenten zu finden; dazu eine Massage durch die belüfteten und beheizten Ergo-Comfort Sitze, eine picksüßen Elvis aus der 730-Watt-Dynaudio-Anlage! Der Pilot hat kaum zu tun, denn der Wagen hält selbst die Spur, passt das Tempo den Vorschriften und der Beschaffenheit der Straße an (bremst vor Kurven und Einmündungen), haut aus den Matrix-Scheinwerfern ein Flutlicht heraus, ohne den Gegenverkehr zu blenden und zeigt - erstmals bei VW - über ein Nachtsichtgerät Fußgänger und Radfahrer mit farbiger Markierung an, weit bevor das Auge sie erfasst.

Darf so ein Luxus-Schiff mehr als 100 000 Euro kosten? Jein. Klar: Wer alle Kreuzchen in der Liste macht, bekommt auch die Rechnung präsentiert, manche Extras kalkuliert VW gefühlt recht großzügig. Man muss ja nicht alles haben. Oder man nimmt den Tiguan ...

Zwei Bildschirme bilden ein bündiges Info-Kino, luxuriöses Ambiente. Bild: Michael Ascherl
Zwei Bildschirme bilden ein bündiges Info-Kino, luxuriöses Ambiente.
Datenblatt des VW Touareg WOB-T 3308 3,0l V6 TDI SCR 210 kW (286 PS) 8-Gang-Automatik (Tirptronic), Oryxweiß Perlmutteffekt. Bild: Michael Ascherl
Datenblatt des VW Touareg WOB-T 3308 3,0l V6 TDI SCR 210 kW (286 PS) 8-Gang-Automatik (Tirptronic), Oryxweiß Perlmutteffekt.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.