Ruhestandspfarrer Richard Salzl, bekannt geworden als WAA-Gegner, ist am 12. September, dem Dienstag, mit 83 Jahren in Regensburg verstorben. Salzl kommt aus dem Amberger Handwerker-Milieu und er war als junger Mann erst einmal selbst Handwerker, bevor er ein Theologiestudium aufnahm und katholischer Priester wurde.
Geboren wurde er am 30. Januar 1940 in Amberg. Sein Vater war Korbmacher. Nach dem Schulabschluss mit 14 Jahren erlernte Richard Salzl das Handwerk des Ofensetzers. Er arbeitete in diesem Beruf von 1954 bis 1961. Danach leistete er seinen Grundwehrdienst ab und war schließlich bis zu seinem 25. Lebensjahr als Fliesenleger tätig.
Im Jahr 1965 veränderte sich das Leben von Richard Salzl. Er entschloss sich, Priester zu werden. Von 1965 bis 1970 besuchte er folglich das Spätberufenen-Gymnasium in Waldram in Obernbayern. Nach dem Abitur folgte von 1970 bis 1975 das Theologiestudium in Regensburg.
Mit 36 Jahren Priester geworden
Vor seiner Priesterweihe war Salzl in den Jahren 1975/76 als Diakon in der Pfarrgemeinde Neuhaus-Wurz im Landkreis Neustadt/WN tätig. Am 26. Juni 1976 erfolgte im Dom zu Regensburg dann die Priesterweihe. Da war Salzl bereits 36 Jahre alt. Als Geistlicher wirkte er zunächst als Kaplan in Viechtach. 1980 übertrug ihn Bischof Rudolf Graber die Pfarrei in Penting. Zugleich war er Pfarrprovisor in Seebarn. Das sind beides Ortsteile von Neunburg vorm Wald.
Salzl war dort insgesamt 30 Jahre lang als Pfarrer tätig. Mit seiner ruhigen, besonnenen Art, vor allem aber auch durch seine Seelsorgerqualitäten, gewann Richard Salzl seine „Schäfchen“ schnell für sich. Beide Gemeinden blühten mit ihm auf, und das nicht nur, weil Salzl sein Geschick als „Baumeister“ mehrere Male unter Beweis stellte. In Penting wurden unter seiner Ägide Kirche und Pfarrhof renoviert und das Pfarrheim neu gebaut. Generalsaniert wurden in Seebarn die Kapelle St. Leonhard, das alte Schulhaus, Pfarrhof, Pfarrkirche und zuletzt das Pfarr- und Jugendheim.
Jahre im WAA-Widerstand
Die 1980er Jahre waren die Zeit, als unweit von Penting die atomare Wiederaufbereitungsanlage entstehen sollte. Salzl sah die Gefahren dieser Anlage für die Heimat und schloss sich dem Widerstand an. Neben Landrat Hans Schuierer wurde er in der Folge zu einer der Symbolfiguren des Widerstandes. Ein Gespräch beim Bischof konnte diesen Widerstand nicht brechen. Jeden Sonntagnachmittag beteiligten sich er und andere Priester an den ökumenischen Anti-WAA-Andachten. So war es dann auch nicht verwunderlich, dass das Aus der WAA für ihn einer der größten Glücksmomente in seinem Leben war. Zu Altlandrat Hans Schuierer und dem ehemaligen Vorsitzenden der Bürgerinitiative, Wolfgang Nowak, blieb über die Jahre ein guter und freundschaftlicher Kontakt erhalten.
Dass Salzl im Anti-WAA-Kampf keine Berührungsängste kannte, zeigt eine Anekdote des Regensburger Musikers Claus Hofmann. Anlässlich eines seiner regelmäßigen Spaziergänge zum Marterl, wo Pfarrer Salzl gerade einen seiner Gottesdienste abhielt, wurde Hofmann von Salzl gefragt, ob er nicht mit der Gitarre, die er wie so oft auf dem Rücken mit sich führte, mitwirken wolle. Ein ursprünglich vorgesehener Posaunenchor war wegen der klirrenden Kälte ausgefallen. Hofmanns zunächst ablehnende Antwort, er sei als Atheist wohl nicht der geeignete Musiker für einen Gottesdienst und hätte nur nicht-religiöse Friedenslieder im Repertoire, begegnete Pfarrer Salzl mit dem Einwand, dass seine Lieder ja wohl „von Herzen“ kämen und ehrlich seien.
Auch die Mutter von Hofmann, ebenfalls kein Mitglied einer Kirche, konnte sich dem Charme von Pfarrer Salzl nicht entziehen, als der sie bat, beim Gottesdienst aus der Bibel vorzulesen. So kam es, dass Mutter und Sohn als überzeugte Atheisten dazu beitrugen, dass ein gelungener Gottesdienst im Wald stattfinden konnte.
Bekannt und beliebt als Musiker
Als Kaplan war Salzl Jugendseelsorger und später Landvolkpfarrer bei der Katholischen Landvolkbewegung, die ihn zum Ehrenlandvolkpfarrer des Kreisverbandes Schwandorf ernannte. Neben seinem priesterlichen Wirken gehörte seine Leidenschaft schon seit frühester Jugend der Musik. Bei vielen öffentlichen Auftritten unterhielt Richard Salzl die Menschen mit seiner Gitarre.
Im Jahr 2010 trat er in den Ruhestand. Eine neue Heimat fanden er und Pfarrhaushälterin Gisela Beer zunächst in Schmidgaden, ab 2015 in Dürnsricht. Als Ruhestandspriester wirkte Salzl in Schmidgaden und Fensterbach-Dürnsricht.
Aussegnung ist am Samstag, 16. September, um 17 Uhr in Fensterbach-Dürnsricht, anschließend Rosenkranz. Requiem ist am Montag, 18. September, um 13 Uhr in Amberg-St. Georg, danach Beerdigung im Priestergrab am Katharinenfriedhof in Amberg.
WAA Wackersdorf
- Ziel: Die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf sollte die zentrale Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) für abgebrannte Brennstäbe aus Kernreaktoren in Deutschland werden.
- Bauzeit: Der aus Steuermitteln finanzierte Bau, begonnen 1985, wurde von massiven Protesten von Teilen der Bevölkerung begleitet und 1989 eingestellt.
- Einordung: Die WAA gilt als eines der umstrittensten Bauprojekte in der Geschichte der Bundesrepublik.
- Neue Nutzung: Das WAA-Baugelände wurde danach mit erheblichen Steuermitteln zum Gewerbegebiet Innovationspark Wackersdorf umgestaltet.
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