Sie halfen alle zusammen, weil eben 900 Jahre Ortsbestehen nach detaillierter Planung verlangten. Unzählige Sitzungen, Aufgabenlisten von Buchstärke. Dabei hätten sich die Wolfringer feiern lassen können. Doch wer Gäste erwartet, muss den Tisch decken und selbst servieren.
Erst kam die Enttäuschung. Eiskalt fegte der Regen über den Dorfplatz, als Bürgermeister Christian Ziegler am Samstag das zweitägige Fest eröffnete. Der eingefleischte Optimist gewann der Schlechtwetterfront die positive Erkenntnis ab: "Wir nehmen's, wie es kommt." Doch andere haderten und sahen die Felle ihrer Bemühungen buchstäblich den Fensterbach hinunter schwimmen.
Trotz aller Polarkälte gingen die Lichter erst spät aus. Besonders in den überdachten Raststationen. Draußen pendelte sich die Temperatur am Gefrierpunkt ein. Da tauchte dann tatsächlich einer in kurzer Lederhose auf und kreuzte seinen Weg mit bärtigen Männern, die im mittelalterlichen Wams daherkamen und sich ein dickes Fell um die Schultern geschlungen hatten. Wie ein Orakel gleichsam. Denn jeder hielt die Daumen für Sonntag.
Dann war sie da, diese zweite Serpentine in einem geschichtlichen Rückblick. Da kam ein Glückslos aus der Trommel: Plötzlich Sonne und sich immer mehr füllende Parkplätze. Endlich das, was die Wolfringer gewünscht hatten: Ein Fest für viele, die sich ohne aufgespannten Schirm auf Tour begeben konnten. Er machte Spaß, dieser Spaziergang auf der Festmeile. Im Dorfstadel gab es ein Singen des Oberpfälzer Volksliedkreises und bis hinaus zu den aufgefahrenen Oldtimer-Traktoren tönte es: "Zwei rehbraune Augen." Fleischpflanzln vom Wildgetier brieten auf dem Grill der Jäger schön braun, und von der Gutsgärtnerei aus stiegen bunte Ballons in einen Himmel hinauf, der sich freundlich zeigte. Am Stand der Post gab es Sonderstempel für eigens produzierte Jubiläumsbriefmarken.
"Alles bestens", klopften die Organisatoren einander auf die Schulter und scharten sich zum Finale um die Bühne am Dorfplatz. Dort traten die "Sunny Bottom Boys" an die Mikrofone und lieferten zum Abschluss einen grandiosen Mix von Country, Hillbilly und Rock 'n' Roll. Das passte. Die Cool-Linedancer aus Dürnsricht entschlossen sich spontan zum Auftritt und weit hinaus in die anbrechende Nacht tönte es: "Great Balls of Fire". Große Feuerbälle. Hatte man erlebt, als abends zuvor eine Truppe an gleicher Stelle zeigte, dass Flammen auch künstlerisch einsetzbar sind. Das war's. In 100 Jahren wieder. Kommentar des Bürgermeisters. "Dann bin ich mit meiner Frau im Urlaub!"
















Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.