Die Proben hatten viele Wochen in Anspruch genommen. 50 Musikerinnen und Musiker studierten ein anspruchsvolles Programm ein. Keines der Stücke, die von der jungen Dirigentin Lena Breitschaft sorgsam ausgewählt worden waren, kam aus der Schlager- oder Bierzelt-Konserve. Was über die Rampe hör- und spürbar wurde, nannte sich „Eine Reise durch Musik, Zeit und Kultur“. Das Jahreskonzert der Fensterbacher Jugendblaskapelle in der Dürnsrichter Schulturnhalle war damit wieder ein Höhepunkt im kulturellen Leben der Gemeinde.
Schwierige Stücke
Diese Expedition war anspruchsvoll, ohne vordergründiges Heischen nach der Gunst des Publikums und professionell bis zum Schlussakkord. Nicht erst dann wusste man: Da spielte eine Truppe, die sich auf professionellen Gleisen bewegt und Freude daran hat, unter der Leitung von Lena Breitschaft auch schwere und schwierige Stücke so lange zu üben, bis daraus im orchestralen Einklang höchst unterhaltsame Programmpunkte werden.
Die Turnhalle in Dürnsricht war gut gefüllt. Das kam nicht von ungefähr. Denn längst besitzen die konzertanten Auftritte der Jugendblaskapelle eine Art regionalen Kultstatus. 2024 hatten Kinothemen dominiert. Heuer setzte Lena Breitschaft mit ihren Leuten dazu an, eher unbekannte Werke in den Mittelpunkt zu rücken. Zum Beispiel „Belle of the Ball“ und damit eine Komposition von Leroy Anderson, der auch schon den „Blue Tango“ aufs Notenpapier schrieb. Man hörte „Olympic Spirit“ von John Williams und bekam danach mit „African Harmony“ etwas serviert, das in der Tat mit dem Prädikat „Außergewöhnlich“ einherging. Denn neben dem Orchester trat ein Chor auf, der aus drei Damen und zwei Herren bestand. Die Harmonie, fast zehn Minuten lang, war für Amateur-Verhältnisse grandios und warf die Frage auf: Auf welch glückhaften Wegen haben diese Sänger zu den Kapellenmitgliedern gefunden?
Jugend überzeugt
Die Reise durch bisher nahezu ungekannte Klangfelder ging weiter. Bei „Lord of the Dance“ hörte man förmlich Michael Flatleys Step-Absätze klappern und „Jenseits von Eden“ rief bei den Älteren im Saal Erinnerungen an John Steinbecks Roman und Filmgigant James Dean wach. Auch das entpuppte sich als musikalisches Juwel und verband sich im Beifall mit einem dicken Kompliment an die Orchesterchefin. Denn so ein Stück in Szene zu setzen, beweist Mut zum Schwierigen und ist ein Beweis dafür, dass Erfolg nicht unbedingt mit dem Gleichschritt zum Zeitgeist einhergehen muss.
Auch der Nachwuchs bekam an diesem Abend die Chance zum Beweis dafür, dass im Haus der Blaskapelle am Wolfringer Dorfplatz beste Arbeit geleistet wird. Lena Breitschaft hob den Taktstock zu vier Stücken, zu denen auch die Titelmelodie zum Musical „Les Misérables“ gehörte. Miserabel? Keine Spur von Missklang. Die 22 Jungen und Mädchen ernteten Applaus und durften zur Kenntnis nehmen, dass sie ihre Aufgabe höchst passabel bewältigt hatten. Drei von ihnen bekamen das Leistungsabzeichen in Bronze ausgehändigt: Thomas Wisgickl, Ricarda Plank und Marlene Kemptner.
Was gab es sonst noch an diesem abwechslungsreichen Abend? Das Orchester wagte sich an Freddie Mercurys „Don’t stop me now“ und damit an ein Werk, das im Original eher durch die unvergleichbare Stimme des Queen-Sängers besticht. Gleichwohl, so ist zu vermuten, hätte die gebotene Version wohl auch dem Meister gefallen. Nach dem dafür gespendeten Beifall wäre eigentlich Schluss gewesen. Doch ohne Zugaben mochte keiner seinen Heimweg antreten.
Die drei servierten Extras kamen schwungvoll daher. Zuerst der Radetzky-Marsch von Johann Strauß, danach zwei weitere Gesangsnummern des zuvor schon gefeierten Chors, der sich aus Marion Heimler, Sabine Kemptner, Regina Schottenheim, Leonhard Porsch und Dominik Schanderl zusammensetzte. Sie, die Kapellenchefin und noch ein paar andere, die sich um den Konzertablauf verdient gemacht hatten, bekamen Blumen von einem Mann, der das Programm als Musiker mitgestaltet hatte. Markus Breitschaft, Vorsitzender des Vereins Jugendblaskapelle Fensterbach, hielt zwei kurze Reden, setzte sich wieder zum Ensemble und folgte dem Dirigat seiner Tochter. Sie darf sich sagen lassen, dass ihre Art, Klangbilder zu zeichnen, sehr bemerkenswert ist.
















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