Ein großes Spruchband an der Wand erinnert noch an das unvergessene 50. Jubiläum des Männerchors im Jahr 2013 im Pfarrheim - dort, wo auch seit Jahrzehnten wöchentlich geprobt und manches Fest musikalisch umrahmt wurde. Jetzt - zehn Jahre später - trafen sich hier die Sänger zu einer letzten Mitgliederversammlung, ohne Feierlaune, eher wehmütig gestimmt: Einstimmig wurde der Beschluss gefasst, dass Vorsitzender Hermann Rohe und sein Stellvertreter Ludwig Roderer - so schreibt es die Satzung vor - den Männerchor Fichtelberg zum 31. Dezember 2023 auflösen. Bereits seit 14. Oktober 2021 ruhte der 39 Mitglieder zählende Verein.
Kein Nachwuchs
"Corona, ein stetiger Mitgliederschwund und die damit verbundene immer geringer werdende Zahl an aktiven Sängern führten zu diesem Schritt", betonte Hermann Rohe, der dem Chor seit zehn Jahren vorstand. "Und die Bemühungen um Sängernachwuchs blieben leider ohne Erfolg", bedauerte er, verbunden mit Lob und Dank an Chorleiter Werner Krug sowie an den Verein mit seinem engagierten Vorstand.
"Damit stirbt ein Stück Kultur", "Die Auflösung macht traurig", "Viel Freude am Singen und in der Gemeinschaft gehen verloren" hieß es aus der Versammlung.
Die Anwesenden blätterten auch gerne noch ein wenig in der Geschichte, erinnerten an musikalische Höhepunkte, ehemalige Chorleiter, Vorsitzende und gesellschaftliche Ereignisse. Unvergessen bleibt auch das Mitwirken bei der Landesgartenschau in Bayreuth und am Chorkonzert in der Stadthalle in Bayreuth vor 25 Jahren. Gesungen wurde in all den Jahrzehnten überall, ob in Kirchen, Konzertsälen, bei Jubiläen, Feierlichkeiten und Festabenden - immer auf hohem Niveau, immer stimmig und stimmungsvoll. Und der Bevölkerung werden nicht nur die besinnlich-anheimelnden Adventskonzerte in Fichtelberg und Oberwarmensteinach fehlen.
Auch Manfred Prechtl, Vorsitzender der Sängergruppe Siebenstern im Sängerkreis Bayreuth, der der Männerchor angehörte, dankte dem Chor mit seinem Chorleiter Werner Krug für all sein Engagement, seinen Idealismus und die Mühen in den vergangenen Jahren. Er bedauerte sehr, dass der Männerchor, nach dem Volkschor Warmensteinach, schon der zweite sei, der sich in jüngster Zeit in der Gruppe aufgelöst hat.
"Bleibt nur, in den sauren Apfel zu beißen", sagte Stefan Köferl, Vorsitzender des Allgemeinen Gesangvereins Oberwarmensteinach, der mit den örtlichen Sängern seit Jahren eine Chorgemeinschaft bildete. "Es war eine gute, eine schöne Zeit", blickte er zurück.
Ludwig Roderer, Zweiter Vorsitzender und zudem Kassier, lieferte einen letzten Kassenbericht und informierte, dass das Vermögen nach der Auflösung der Gemeinde zufällt, die es ausschließlich für gemeinnützige mildtätige Zwecke verwenden darf. Bürgermeister Sebastian Voit hatte schon angekündigt, dass der Chor in die Entscheidung mit eingebunden wird.
Natürlich ist auch Pfarrer Ferdinand Weinberger nicht glücklich über die Auflösung des Chors. Gab er doch auch vielen kirchlichen Feiern und Veranstaltungen einen festlichen musikalischen Rahmen. "Als ich vor sechs Jahren nach Fichtelberg kam, begrüßte mich Hermann Rohe gleich mit einer Vereinschronik", erzählte er.
Dieses aufwändig gestaltete, reich bebilderte Werk hatte das mittlerweile verstorbene Gründungs- und Ehrenmitglied Josef Schmidt dem Verein zum 50. Jubiläum geschenkt. "Gemeinsames Singen vermag der Seele Glücksgefühle, Ausgleich und Frieden zu geben." Und einer Studie nach würden schon 60 Minuten Singen dem Immunsystem einen Schub geben, schreibt er in der Einleitung. So überlegt auch mancher Sänger, sich vielleicht dem örtlichen Kirchenchor oder Nachbarvereinen anzuschließen. Im Pfarrbüro liegen noch einige Chroniken zum Kaufen und Durchblättern bereit.
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