Fichtelberg
28.10.2022 - 09:35 Uhr

Zweckverband vergibt Bau-Auftrag für neue Seilbahnen am Ochsenkopf

37 Millionen Euro investieren der Landkreis Bayreuth und drei Ochsenkopf-Gemeinden in die neuen Seilbahnen am Ochsenkopf. Für die Tourismusbetriebe ist das ein wichtiges Signal.

Pläne verbessert, Wasserproblem gelöst und Ausgaben genau nachgerechnet: Die neuen Seilbahnen für den Ochsenkopf können gebaut werden. Am Donnerstagvormittag gab Bayreuths Landrat Florian Wiedemann (Freie Wähler) die Vergabe des Bau-Auftrages bekannt. Damit investiert der Seilbahn-Zweckverband nun 37 Millionen Euro. Davon entfallen 22,5 Millionen auf die Nordbahn und 14,5 Millionen auf die Südbahn.

Seit der Kommunalwahl 2020 rauchten die Köpfe. In der Versammlung des Zweckverbands und im Kreistag. Es gab Kritik und schwere Vorwürfe. Die äußerte der FWG-Chef Kreisrat Hans Hümmer aus Trockau. Er warf dem früheren Landrat Hermann Hübner (CSU) eine übereilte Kreditaufnahme vor. Zudem seien 800 000 Euro für Planungshonorare in den Sand gesetzt worden.

"Meilenstein"

In der Gaststätte Asenturm schien all das längst Geschichte zu sein. Die Stimmung unter den Verbands- und Gemeinderäten, Bürgermeistern, Firmenvertretern und Landrat war gelöst wie selten. Wiedemann: "Ein großer Schritt zur Erneuerung der Seilbahnen ist gemacht." Die Bauaufträge seien vergeben. Sie gingen an die Bietergemeinschaft Züblin und Leitner.

"Das ist ein Meilenstein für unser Leuchtturmprojekt", sagte der Landrat, der auch den Vorsitz des Zweckverbandes innehat. Der Weg bis zur Auftragsvergabe sei alles andere als einfach gewesen. Die Pandemie, steigende Materialpreise und Umplanungen hätten dafür gesorgt, dass das Projekt regelmäßig neu justiert werden musste.

Seilbahnen in Südtirol

Wiedemann bezeichnete die Unternehmen Züblin und Leitner als zuverlässige Partner. Züblin baut gegenwärtig beim Friedrichsforum in Bayreuth mit. Die Firma Leitner aus Sterzing in Südtirol hat bereits die in die Jahre gekommenen bestehenden Seilbahnen errichtet.

"Nun sind wir guter Dinge, dass beide Bahnen in dem eng gefassten Zeitraum erneuert werden", so Wiedemann. Die Nordbahn soll im Anschluss an die Wintersaison im Frühjahr 2023 abgebaut werden. Nach den Worten des Landrats soll die neue Seilbahn bis zum Beginn der Wintersaison 2023/2024 fertig sein und in Betrieb gehen.

Im Frühjahr 2024 soll dann die Südbahn ersetzt werden. Dort sei mit der Inbetriebnahme zur Wintersaison 2024/2025 zu rechnen, erklärte Wiedemann.

Der Nordbayerische Kurier fragte die Beteiligten, wie sie sich gegen Kostenmehrungen schützen. Dazu hieß es, es sei eine sogenannte Preisgleitklausel bei den Baumaterialien in den Vertrag aufgenommen worden. Weil für das nächste Jahr ein Rückgang der Preise zu erwarten sei, werde es wegen der Materialien wohl nicht zu Kostenmehrungen kommen. Es werde eher günstiger. Der Kurier fragte auch, ob in den Bausummen Risikozuschläge für "böse Überraschungen" einkalkuliert sind. Dazu hieß es, im Zuge der Ausschreibung seien Spielräume bemessen worden, die eventuellen Mehraufwand auffangen können.

Die Überlegungen, neue Seilbahnen zu bauen, reichen zurück bis ins Jahr 2015. Da erreichte den Seilbahn-Zweckverband ein Schreiben des Siemens-Konzerns. Wie der Landrat schilderte, gab das Unternehmen darin bekannt, dass es für die Steuerungen der Seilbahnen keine Ersatzteile mehr liefern könne. In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu Betriebsstörungen. Von den neuen Bahnen versprechen sich die Beteiligten im Zweckverband starke Impulse für den Fremdenverkehr und die damit verbundenen Branchen im Fichtelgebirge.

Stimmen aus der Geschäftswelt

Der Kurier hörte sich um bei Betrieben in Fleckl und in Bischofsgrün. Einige der Gesprächspartner kamen auf die Verzögerungen zu sprechen, die das Seilbahnprojekt nach der Kommunalwahl erfahren hat. Sie fanden es merkwürdig, dass ein einziger Kreisrat - namentlich Hans Hümmer von der FWG - ein für das Fichtelgebirge bedeutsames Projekt aufhalten konnte. Soweit hätte es nicht kommen dürfen, so die Kritik auf beiden Seiten des Ochsenkopfes.

"Neue Seilbahnen geben uns Planungssicherheit und Perspektiven für die Zukunft", sagt Andreas Wollenberg vom Gasthof Sonneneck in Fleckl. Das Fichtelgebirge wäre ohne die neuen Seilbahnen wohl gestorben. "Ich bin froh, dass sich die Politiker zu der Erneuerung durchgerungen haben." Das stimme zuversichtlich. Die neuen Seilbahnen werden viele Neugierige an den Ochsenkopf locken. Darunter dann auch Gäste für das Sonneneck.

"Die neuen Seilbahnen sind eine Verbesserung für uns", meint Wolfgang Biedermann von der Skischule Hottenroth in Fleckl. Die Zehnergondeln würden es erleichtern, mit Kindergruppen auf den Gipfel zu gelangen. Die Modernisierung der Bahnen gleiche Nachteile aus, die der Ochsenkopf gegenüber anderen Skigebieten habe, und sichere der Skischule ein Stück die Zukunft.

Barrierefrei

Thomas Puchtler vom Hotel und Gasthof Deutscher Adler in Bischofsgrün sagt auf die Nachricht von der Auftragsvergabe: "Wir freuen uns sehr, dass das nasse Kind in trockenen Tüchern ist." Wie er sagt, eröffnen die barrierefreien Seilbahnen auch Menschen mit Handicap neue Möglichkeiten. Die Seilbahnen unterstützten die Existenz seiner Betriebe.

Familie Fischer hat vor zwei Jahren 1,5 Millionen Euro für ein neues Gebäude an der Talstation bei Bischofsgrün investiert und rund 500 000 Euro für Skiausrüstungen ausgegeben. "Das haben wir in Erwartung neuer Seilbahnen getan", sagt Karlheinz Fischer von der Skischule Nordbayern. Die neuen Seilbahnen hätten auch schon früher fertig sein können. Für das Fichtelgebirge seien sie gewiss ein großer Impuls.

 
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