Filchendorf bei Neustadt am Kulm
12.06.2019 - 10:15 Uhr

Von wegen schwaches Geschlecht

Die Feuerwehrdamen stehen in Filchendorf ihren Mann – und das schon seit vielen Jahren.

Sechs von elf Gründungsmitgliedern der Filchendorfer Damenwehr nehmen an der Feier des 40-jährigen Bestehens teil. Mit dabei sind (vordere Reihe, von links) Erna Matthes, Ilse Witt, Brigitte Dollhopf, Sabine Rix, Anni Priebe und Brigitte Preißinger.

Hintere Reihe (von links): Kreisbrandmeister Jürgen Haider, Gerhard Dollhopf, Abordnung FW Bochow mit Heidi Erpel, Kurt Erpel, Sandra Andreas und Ralf Kürt, Vorstand Wolfgang Ciesielski, Bürgermeister Wolfgang Haberberger, Adjutant Reinhard Dollhopf und Kommandant Ulli Preißinger. Bild: ow
Sechs von elf Gründungsmitgliedern der Filchendorfer Damenwehr nehmen an der Feier des 40-jährigen Bestehens teil. Mit dabei sind (vordere Reihe, von links) Erna Matthes, Ilse Witt, Brigitte Dollhopf, Sabine Rix, Anni Priebe und Brigitte Preißinger. Hintere Reihe (von links): Kreisbrandmeister Jürgen Haider, Gerhard Dollhopf, Abordnung FW Bochow mit Heidi Erpel, Kurt Erpel, Sandra Andreas und Ralf Kürt, Vorstand Wolfgang Ciesielski, Bürgermeister Wolfgang Haberberger, Adjutant Reinhard Dollhopf und Kommandant Ulli Preißinger.

Seit 40 Jahren kümmern sich in Filchendorf auch Frauen um den Brandschutz. Mit einer kleinen Feier würdigte die Feuerwehr das langjährige Engagement dieser Frauen. Im Festzelt vor dem Feuerwehrhaus begrüßte Vorsitzender Wolfgang Ciesielski neben den zahlreich erschienen Gästen auch die Gründungsmitglieder der Damenfeuerwehr und den damaligen verantwortlichen Kommandanten Gerhard Dollhopf. Auch Abordnungen der Patenvereine aus Burkhardsreuth und Bochow in Brandenburg sowie von den Ortswehren Neustadt am Kulm und Mockersdorf waren zum Festakt gekommen.

Die Andacht zu Beginn der Jubiläumsfeier zelebrierte Pfarrer Dirk Grafe. Der Geistliche ist auch Notfallseelsorger, weshalb er in seiner Ansprache aus eigener Erfahrung von den vielfältigen Einsätzen der Feuerwehren berichten. Wenn Menschen in Notsituationen sind, dann ist er gefragt. Den anwesenden Rothelmen wünschte er, dass sie zu solch kritischen Einsätzen, bei denen der Pfarrer gerufen wird, nie ausrücken müssen.

Gemeinsam mit Bürgermeister Wolfgang Haberberger ehrte anschließend Kommandant Ulli Preißinger die Gründungsmitglieder der Damenfeuerwehr. Er berichtete, dass die Filchendorfer Wehr vor 40 Jahren Personalprobleme hatte. Deshalb machte der damalige Kommandant Gerhard Dollhopf – entgegen dem Widerstand einiger Altgedienter – den Weg für Frauen frei, sich mit um den Feuerschutz im Dorf zu kümmern. Scherzhaft fügte Preißinger hinzu, dass ein weiterer Grund für die Aufnahme von Frauen war, dass das weibliche Geschlecht und vor allem Mütter einen Hang zur Katastrophenvermeidung hätten.

Da in den ersten Jahren keine passende Schutzausrüstung vorhanden war, mussten Frauen mit bereits ausgesonderten Helmen ihre Übungen bestreiten. Hier waren sie zur Überraschung vieler Männer sehr ehrgeizig und legten auch erfolgreich ihre Leistungsprüfung ab.

Heute sind die Damen bei der Wehr nicht mehr wegzudenken. Sie stellen ein Drittel der Mannschaft. Sie sind mit ihrer Zuverlässigkeit eine wichtige Stütze der Wehr und sorgen dafür, dass diese immer einsatzbereit ist. Zum Abschluss dankte der Kommandant den weiblichen Aktiven für ihren Einsatz.

Anschließend ließ Gerhard Dollhopf die Zeit vor 40 Jahren noch einmal Revue passieren. Damals machte sich die Führung der Feuerwehr Sorgen um die Einsatzfähigkeit der kleinen Dorfwehr. Wegen des Hofsterbens in der Landwirtschaft mussten sich viele Männer eine Arbeit in Betrieben außerhalb des Dorfes suchen. Tagsüber waren deshalb nur noch wenige für den Einsatz bei der Feuerwehr anwesend. 1979 beschloss der Vorstand, eine Damengruppe in der Feuerwehr zu etablieren. Elf Frauen erklärten sich bereit, unter Führung des damaligen Gruppenleiters Reinhold Kynast die Ausbildung zum Feuerwehrfrau zu beginnen.

Mit seiner Idee stieß Gerhard Dollhopf damals außerhalb des Dorfes auf wenig Zustimmung. Die Kommune war nicht begeistert, denn sie mussten die notwendige Schutzbekleidung für die meist körperlich schwächeren Frauen finanzieren. Selbst der damalige Kreisbrandmeister meinte, dass Feuerschutz eine „Männersache“ sei. Er konnte sich nicht vorstellen, dass das „schwache Geschlecht“ diese Aufgaben wirkungsvoll bewältigen könne.

Vielleicht ist es den Vorurteilen und Schwierigkeiten zu verdanken, dass aus den damaligen „Mädels“ eine besonders zuverlässige Feuerwehrtruppe wurde. Noch heute sorgen sie dafür, dass auch tagsüber, wenn die meisten Männer auswärts arbeiten, in Filchendorf der Feuerschutz ausreichend gewährleistet ist. Die Truppe der Gründungsmitglieder, obwohl schon vom aktiven Dienst ausgeschieden, engagiert sich heute noch im Verein und geht den Jungen mit gutem Beispiel voran.

Bürgermeister Wolfgang Haberberger überbrachte den Jubilaren die Glückwünsche der Kulmstadt und bedankte sich für das ehrenamtliche Engagement der Filchendorferinnen. „Stehen Sie auch weiterhin so gut Ihren Mann“, wünschte er den Damen.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.