21.08.2019 - 17:35 Uhr

Fleisch, Mehl, Fett und Kücheln

Ungewöhnliche Geschichte(n) der Neusorger Pfarrkirche Patrona Bavariae - Ergreifender Abschiedsgottesdienst von Pfarrer Hans Riedl

Pfarrer Hans Riedl (Mitte) zelebrierte anlässlich des 70. Weihejubiläums der Pfarrkirche Patrona Bavariae Neusorg gemeinsam mit Dekan Johann Klier (von links), Diakon Harald Schraml, Pfarrer Dr. Dr. Josef Waleszczuk und Heimatpriester Geistlichen Rat Josef Englmann den Festgottesdienst. Bild: öt
Pfarrer Hans Riedl (Mitte) zelebrierte anlässlich des 70. Weihejubiläums der Pfarrkirche Patrona Bavariae Neusorg gemeinsam mit Dekan Johann Klier (von links), Diakon Harald Schraml, Pfarrer Dr. Dr. Josef Waleszczuk und Heimatpriester Geistlichen Rat Josef Englmann den Festgottesdienst.

Am 15. August 1949 wurde die katholische Pfarrkirche Patrona Bavariae von Erzbischof Michael Buchberger geweiht. Mit einem Festgottesdienst in Konzelebration von Dekan Johann Klier aus Selb, dem neu für die Pfarrgemeinde Neusorg zuständigen Priester Dr. Dr. Josef Waleszczuk aus Pullenreuth, Heimatpriester Geistlichen Rat Josef Englmann und Diakon Harald Schraml feierte Pfarrer Hans Riedl das 70. Weihejubiläum.

In seiner Predigt betonte der Priester, hilfsbereite Neusorger und Nachbarn haben von 1946 bis 1949 unter großen Schwierigkeiten an der Pfarrkirche mitgebaut. Geweiht wurde sie der heiligen Maria, der Schutzfrau Bayerns. Der damalige Priester Michael Mulzer hatte während des Zweiten Weltkriegs versprochen, eine Kirche zu Ehren der Gottesmutter zu errichten, wenn Neusorg beim Anrücken der Amerikaner oder auch von den Nazis nicht zerstört wird.

Das Problem war jedoch, einen geeigneten Baugrund zu finden. Ein Mädchen aus der Pfarrei, Dora Schraml, die auf das Wort Marias vertraute, bot Gott ihr Leben dafür. Unerwartet konnte danach ein Grundstück erworben werden und am 5. Juli 1946 war der Spatenstich. Dora Schraml verstarb nach wochenlangem Fieber am 1. September 1946 zur Stunde der Grundsteinlegung. Pfarrer Riedl betonte, im Vertrauen auf Marias mächtige Hilfe sei in einer Zeit voller Not und Bedrängnis der Kirchenbau begonnen worden. Schulkinder hätten damals die Ziegelsteine zugetragen, damit Arbeiter die Mauern hochziehen konnten. Auch als beim Aufstellen der vier tragenden Holzsäulen eine mitten unter die Arbeiter stürzte, blieben alle unverletzt. Geld besaß in den Jahren des Kirchenbaus bis zur Währungsreform 1948 keinen Wert mehr. Deshalb begaben sich Pfarrer Mulzer, Kirchenpfleger Koller und Bürgermeister Lohr auf Betteltour. Zum Hebfest am 16. September 1947 brachten sie 40 Pfund Fleisch, 10 Gänse sowie Mehl und Fett für einige Hundert Kücheln zusammen.

Pfarrer Hans Riedl erinnerte auch an das von Kirchenmaler Weber aus Amberg 1949 gemalte Bild des Hochaltars. Es zeigt die apokalyptischen Reiter und Maria, die durch ihren weit ausgebreiteten Mantel das Jesuskind schützt. Dabei wies der Geistliche auch auf die Marienfigur hin, die als Abbild in Bronze auf dem Brunnen vor der Kirche stehe - als Geschenk von Prälat Edmund Stauffer, dem ersten von neun Neusorger Primizianten.

Dem Gottesdienst schloss sich der Verkauf von Kräutersträußen durch die katholische Arbeitnehmerbewegung Neusorg vor dem Gotteshaus an. Anschließend fand in der Friedenstraße das Pfarrfest statt, bei dem für das leibliche Wohl der Gäste bestens gesorgt war.

 
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