Ihren Augen traute die Sprecherin des Pfarrgemeinderats, Elisabeth Lehner, bei ihrem Besuch der katholischen Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Floß während der Kirchweihwoche nicht. Ein Blick auf die Kanzel zeigte ihr, dass der große Engel mit Trompete und Flammenschwert sich nach vorne geneigt hatte und gänzlich abzustürzen drohte. Die Flügel des Engels hatten zwischen den beiden Engeln mit Hoffnungsanker und Kelch Halt gefunden und damit Schlimmeres verhindert. Sofort verständigte sie Pfarrer Max Früchtl, der ohne zu zögern die Männer der Freiwilligen Feuerwehr und das Mitglied des Pfarrgemeinderats, Karl Kraus, um Hilfe bat, den herabgefallenen Engel von der Kanzel abzunehmen. Die über zwei Meter lange Figur wurde in der Kapelle deponiert. Sobald der Restaurator aus dem Urlaub zurück ist, sollen die sichtbaren kleinen Schäden am Arm, der Trompete und an den Flügeln behoben werden. Mit einem Baugerüst soll der restaurierte Erzengel wieder auf die Kanzel aufgebaut und sicherheitsmäßig verankert werden. Damit können Schäden dieser Art nicht mehr vorkommen.
Dieser Vorfall ereignete sich fast auf den Tag genau 112 Jahre nach der feierlichen Konsekration der neuen Pfarrkirche am 26. August 1912. So wurde der Festgottesdienst am Kirchweihsonntag, 25. August, ohne den Erzengel Michael auf der Kanzel gefeiert. Die Weihe des Gotteshauses hatte damals Bischof Dr. Antonius von Henle vom Bistum Regensburg vollzogen. Zuvor teilten sich in Floß seit 1652 katholische und Evangelische Christen einen Kirchenraum, ein sogenanntes Simultaneum, das 1912 ein Ende fand.
Die Herkunft der Kanzel ist unbekannt. Als Entstehungszeit wird das Ende des 18. Jahrhunderts angenommen. Die Kanzel trägt bereits klassizistische Merkmale. Die Symbole sind auf die Verkündigung abgestellt. Zwei Engel zeigen die Tafel der zehn Gebote, auf dem Baldachin ein Engel mit dem Hoffnungsanker, der andere mit einem Kelch, Symbol der Liebe Christi. Ganz oben der Erzengel Michael mit Trompete und Flammenschwert: Er ruft uns die Entscheidung für Gott, der seinen Sohn das Gericht über Lebende und Tote übertragen hat.
Pfarrer Früchtl hat ein großes Interesse daran, dass der Schaden so schnell wie möglich behoben wird und der Erzengel wieder seinen Platz auf der Kanzel findet. Er wird auch die Diözese über diesen Schaden informieren. Die anfallenden Kosten für die Sanierung muss die Kirchengemeinde tragen.
Die Kanzel in der Pfarrkirche in Floß
- Ganz oben der Erzengel Michael, ein Engel des Jüngsten Gerichts mit Posaune und Flammenschwert.
- Predigtstuhl zwei Engeln mit den Zehn Geboten
- Auf dem Baldachin sitzt ein Engel mit dem Anker als Hoffnungszeichen; ein anderer Engel zeigt einen Kelch, Symbol der Liebe und Hingabe Christi.
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