Wer am Kirwa-Montag in Floß beim Frühschoppen mitfeiern will, muss tatsächlich früh aufstehen. Die Mitfahrgelegenheit ist längst gebucht. Rein ins Dirndl oder die Lederhose, hübsch gemacht und ab nach Floß. Bereits um 8.30 Uhr kurven die ersten Busse durch den „schöinsten Mak vo der Welt“. Endstation Festgelände an der Flosser Kläranlage. Dann heißt es einreihen in die lange Warteschlange, die minütlich anwächst. Um 9.30 öffnen die schwarzgekleideten Herren der Security die Gatter und das schneidige Partyvolk stürmt das Areal.
Den verantwortlichen Männern und Frauen vom Burschenverein Floß ist längst klar: Das wird erneut ein kräftezehrender Kirwatag. Von Nervosität ist kaum etwas zu spüren. Das Programm wird abgespult, als würden die Leute um Vorsitzenden Christian Kunz täglich 3000 Feierbiester in Schach halten. Zig Massen Bier stehen schon bereit. Die Bedienungen schnaufen tief durch. Die vielen Kilometer, die sie seit dem Kirwaauftakt am Freitag in den Beinen haben, verdrängen sie. Noch einmal ein paar Stunden laufen und sich durch die dichte Menschenmenge schlängeln. „Wir sind fit für den Frühschoppen“, klingt es aus der gut gelaunten Truppe. Bei den Kolleginnen hinter dem hohen Tresen an der Bar gehen ebenfalls die Daumen hoch: Bereit für den nächsten Besucheransturm.
Begeisterte Spitzbuam
Hinter der Bühne haben sich die „Stoapfälzer Spitzbuam“ zur letzten Absprache versammelt. Der Sound ist gecheckt, die Kehlen befeuchtet. Alois, Tom, Chris und Mane freuen sich unbändig auf den Auftritt in Floß: „Seit 2012 haben wir die Ehre, auf der Flosser Kirwa zu spielen. Das ist ein brutales Highlight im Terminplan.“ Um 9.55 Uhr klettern die ersten Kirwabesucher auf die Bänke. Die Show kann beginnen. Ein Aufwärmen oder Anheizen wird nicht nötig sein. Die Atmosphäre vibriert. „Davon kannst du doch als Musiker nur träumen? Was will man mehr?“, schwärmt Keyboarder und Sänger Alois Zinnbauer. Vom legendären „Flosser Marsch Nr. 18“ haben die „Stoapfälzer Spitzbuam“ bislang nichts gehört. „Das ist ja interessant. Wenn es Aufnahmen davon gibt oder Noten, könnten wir den ins Programm aufnehmen“, meint Zinnbauer und setzt sich den Filzhut auf. Wenige Augenblicke später werden die Vier auf der Bühne wie von einem Strudel mitgerissen. Die Menge lässt ihnen keine Wahl. Jetzt wird geliefert, was das Zeug hält.
Draußen vor dem Zelt schwitzen die einen in der Sonne, die andern mit etwas mehr Glück erfreuen sich im kühleren Schatten. In nur wenigen Minuten hat jeder der rund 3000 Besucher mindestens eine Mass Bier in der Hand. Wie sich die scheinbar endlosen Warteschlangen an den Versorgungsstationen im Nu auflösen und genauso schnell wieder neu bilden, bleibt ein Rätsel. Alles klappt wie am Schnürchen. Das bestätigt der Schriftführer des Ländlichen Burschenvereins Floß und Umgebung, Stephan Bodensteiner: „Es läuft perfekt. Die Leute sind einfach heiß auf’s Feiern. Das merkt man.“ Nach den zwei Jahren ohne Kirwa mussten sich die Verantwortlichen die Abläufe erst wieder in Erinnerung rufen. „Das war die eigentliche Herausforderung“, gibt Bodensteiner zu. Angesichts der Menschenmassen werde den Organisatoren auch zum Frühschoppen nicht bange: „Es ist genug von allem da. Und wenn etwas fehlen sollte, können wir nachordern.“
Keine großen BRK-Einsätze
Über das Kirwa-Wochenende hinweg hielt das Rote Kreuz Stellung auf dem Festgelände. Bis Montagmittag registrierten die BRK-Leute um den Flosser Arzt Rüdiger Hettler 24 Versorgungen. Vier Personen mussten ins Klinikum nach Weiden gebracht werden. Hettler spricht von „kleineren Verletzungen“, Problemen mit dem Kreislauf oder unliebsamen Nebenwirkungen übermäßigen Alkoholkonsums. „Für die große Anzahl der Besucher ist es aber insgesamt relativ ruhig gewesen“, resümiert der BRK-Sprecher vor Ort, Johannes Windschiegl.
Zur Mittagszeit von Müdigkeit keine Spur. Ganz im Gegenteil: Es wird nahrungstechnisch nachgelegt, um mit einer guten Unterlage für die nächsten Goaßmassen mit hohem Spritverbrauch gerüstet zu sein. Auf der einen Seite duftet es nach Gyros und Pizzaschnitten. Etliche hungrige Besucher lassen sich Weißwürste schmecken. Die Stände auf der gegenüberliegenden Seite bieten Süßes an. Dazwischen sitzen viele junge und wenige alte Besucher und unterhalten sich über die entspannte Zeit auf der Kirchweih. Krieg und Corona sind für ein paar Stunden wie weggehext. Das kann sich nach den schweißtreibenden Feiertagen in Floß schnell ändern. Denn: Im Zelt war’s schon ziemlich eng. Das bringt ein Kirwa-Montag eben mit sich.
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