Beim Dekanatsfrauenabend in der Simultankirche des Jahres 2021, der St.-Johannes-Baptista-Kirche, gab es eine Geschichtsstunde für die Teilnehmerinnen. Die Rolle der Frauen im Simultaneum wurde anhand von Auguste Sophie, Pfalzgräfin von Sulzbach und durch Heirat Fürstin von Lobkowicz, aufgearbeitet. Zunächst wurde jedoch eine Andacht gefeiert, die Kantor Andreas Kunz mit einem Musikstück einleitete. Die Vorsitzende des Evangelischen Frauenbundes, Christa Riedel, begrüßte Pfarrer Wilfried Römischer und Mitglieder des Katholischen Frauenbundes. Bettina Hahn führte ins Thema des Abends ein. Die Lesung sprach Evi Krähe, und Bettina Hahn machte sich Gedanken zum Text. Fürbitten, Vater unser und Segen durch Verena Wassink beendeten nach einem weiteren Orgelstück von Kunz die Andacht.
Simultaneum ist ein Zeichen der Toleranz und Fortschrittlichkeit, auch und gerade in der heutigen Zeit. "Niemand sollte wegen seines Glaubens benachteiligt werden", schickte Referentin Evi Krähe in ihrem Vortrag voraus.
Dann befasste sich Verena Wassink in Bild und Text mit Pfalzgräfin Auguste Sophie, die am 22. November 1624 in Sulzbach geboren wurde, am 30. April 1682 in Nürnberg verstarb und in der Lorenzkirche bestattet wurde. Auguste Sophie heiratete in dessen zweiter Ehe 1653 Fürst Wenzel Eusebius von Lobkowicz, Herzog von Sagan (1609 bis 1677). Wenzel Eusebius war katholisch, weshalb die Vermählung im Reich für Aufsehen sorgte.
Pfalzgraf Christian August von Sulzbach hat Spuren seines Schaffens auch im Flosser Amt hinterlassen. Er war der Erbauer des Alten Pflegschlosses. Und: Als 1684 Fürst Ferdinand August von Lobkowicz, dem die kleine Reichsherrschaft Störnstein gehörte, die Juden aus Neustadt an der Waldnaab vertrieb, war Herzog Christian August mit der Ansiedlung von vier Familien in Floß einverstanden. Damit legte der Pfalzgraf den Grundstein für die später bedeutende Flosser Judengemeinde.
Auguste Sophie kümmerte sich um das Schloss in der heutigen Kreisstadt, den lobkowiczschen Fürstensitz, wo sie eine eigene Kapelle im Alten Schloss besaß. Sie besuchte jeden Sonntag den Gottesdienst in Floß. Ihre vier Kinder wurden katholisch erzogen. Als Protestantin konnte sie ihrem Gemahl nicht in das katholische Böhmen oder an dem kaiserlichen Hofe in Wien folgen und ist deshalb bis zum Sturz ihres Ehemannes in der Oberpfalz geblieben. Wenzel Eusebius ernennt Auguste Sophie 1673 zur Regentin über Neustadt und Störnstein. Nach dem Tod ihres Mannes lebte die gebildete, herzlich und sozial eingestellte und von ihrem protestantischen Glauben standhaft geprägte Pfalzgräfin zuletzt in Nürnberg.
Die Flosserin Renate Lindner hatte zudem in der Kirchengeschichte geblättert. Bewusst habe die Kirchengemeinde den lateinischen Namen „St. Johannes Baptista Kirche" beibehalten, um damit sowohl auf das Alter als auch auf die reiche Tradition der Kirche hinzuweisen. Schon um 1200 sei die Pfarrei Floß urkundlich erwähnt worden, erfuhren die Teilnehmerinnen.














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