„Paaapaaa, die sind ja riesig“, hallt es bei der Schmetterlingsausstellung mit Insektenbörse durch den Saal der Flosser Mehrzweckhalle. Ein Junge zieht seinen Vater zu einem Schaukasten mit Goliathus orientalis, einem männlichen Goliathkäfer mit ausgebreiteten Flügeln, gefangen im Kongo, unter Sammlern für 90 Euro abzugeben. Viele weit aufgerissene Kinderaugen haben die rund 40 Aussteller aus acht Ländern schon gesehen, die in der Mehrzweckhalle ihre Schätze aus jahrzehntelanger Sammlerleidenschaft präsentieren.
Manfred Ströhle, Hobby-Entomologe, der seit vielen Jahren die Ausstellungen des inzwischen 60 Jahre alten Entomologischen Arbeitskreises Nordostbayern organisiert, kennt diese Reaktionen nur zu gut. Der pensionierte Polizeibeamte aus Weiden, der in seiner aktiven Dienstzeit der Fachmann für ausgebüchste oder ausgesetzte Schlangen oder Riesenspinnen war, wiederholt am Rande der Ausstellung mehrfach den Satz: „Man kann nur schützen, was man kennt.“
Viele Aussteller sagen an diesem Vormittag, es sei die schönste Ausstellung seit 25 Jahren.
Und es handelt sich nicht um irgendeine lokale Schau, die Ausstellung ist die zweitgrößte deutschlandweit. Nur die Schau in Frankfurt sei größer, sagt Ströhle. Aber die werde man voraussichtlich übertrumpfen, wenn der Arbeitskreis im kommenden Jahr wieder in Floß ausstelle und dann auch noch die Nebenräume belege. Mit der Gemeinde sei das schon vereinbart. Denn von der Mehrzweckhalle sei der Arbeitskreis so begeistert, dass man diese jetzt schon für das kommende Jahr gebucht habe.
Aber ist das nicht schrecklich, die Tiere zu fangen und zu töten, um sie hinter Glas aufzuspießen? Ströhle lacht, die Frage kennt er. Er verweist auf die extrem hohen Vermehrungsraten von Insekten, spricht aber auch davon, dass verantwortungsvolle Entomologen weit mehr züchteten und allenfalls Eier entnähmen, als dass tatsächlich gefangene Tiere getötet würden.
Hört man Ströhle und verschiedene seiner Ausstellerkollegen reden, vermutet man ausgebildete Wissenschaftler vor sich. Dabei handelt es sich ausschließlich um Hobby-Insektenforscher, sieht man von dem langsam wieder mehr werdenden Nachwuchs ab, der Biologie studiert.
Und alle verstehen sich als Naturschützer, als Anwälte einer Haltung zur Natur, die anstelle von Blühstreifen an Äckern („die bringen gar nichts“) großflächig brach liegen lässt und Bauern entsprechend entschädigt. Ströhle appelliert, in privaten Gärten „Saugpflanzen“ für Insekten zu kultivieren. Sommerflieder, Herbstaster, Geißblatt, Phlox, „net Glasscherben und schwarze Steine“.
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