Der Arzt Schnappauf, der heute in Regenburg lebt und arbeitet, hatte sich unmittelbar nach der Gründung der Hilfsorganisation „Sea-Eye" zur Rettung von in Seenot geratenen, meist geflüchteten Menschen angeschlossen. Seine Gründe dafür seien einfach: „Ich bin in das Projekt eingestiegen, weil es hochgradig sozial, handwerklich herausfordernd und seemännisch ist. Wir sind vor Ort, weil wir Menschen vor dem Ertrinken retten möchten."
Schnappauf beschäftigte sich in seinem Vortrag weniger mit der Flüchtlingspolitik als vielmehr mit der Seenotrettung. Erst vor wenigen Tagen, am Sonntag, 10. Februar, sei das seit 23. Dezember 2018 im Mittelmeer im Einsatz stehende neue Schiff auf den Namen "Alan Kurdi" getauft worden. Alan Kurdi war ein zwei Jahre alter syrischer Junge kurdischer Abstammung, dessen Leichnam nach Ertrinken an der türkischen Mittelmeerküste am Strand von Lesbon gefunden worden war. Bei der Schiffstaufe in Palma de Mallorca war der Vater des Jungen dabei.
Erschüttert und zu Tränen gerührt hörten die Frauen, was der Vater Alans bei der Schiffstaufe gesagt habe: „Dieser Tag ist sehr schwer für mich, da ich viele Erinnerungen erneut durchlebe. Doch ich möchte ,Sea Eye' unterstützen. Ich bin dankbar, dass der Verein den Namen meines Jungen ausgewählt hat. Es sind Menschen mit gutem Herzen in dieser Organisation. So steht der Name meines Jungen für etwas Gutes, und seine kleine Seele kann ihren Frieden finden."
Mehr über die "Sea-Eye" finden Sie hier
Das Boot sticht jetzt wieder in See und begibt sich auf Suchfahrt in internationalen Gewässern vor Libyen. Laut Schnappauf ist die "Alan Kurdi" in nächster Zeit wahrscheinlich das einzige Schiff einer Nichtregierungsorganisation, das die Seenotrettung aufnimmt, weil die "Sea-Watch 3" von Italien noch immer in Catania festgehalten wird. Eine Seenotrettung im zentralen Mittelmeer gebe es nicht, weil Europa diese Aufgabe der Libyschen Küstenwache überlasse. Die komme entweder gar nicht, sei meist nicht erreichbar und handle unprofessionell. Zudem bringe sie Flüchtlinge wieder zurück nach Libyen, was eindeutig gegen die Genfer Flüchtlingskonvention, die EU-Grundrechtcharta und die Europäische Menschenrechtskonvention verstoße. "Das sagt auch der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestags", sagte Schnappauf. Er versicherte den Zuhörern, dass er sich weiter für Menschen in Seenot engagieren werde. "Die Regensburger Seenotrettungsorganisation erfüllte von Beginn an diesen Dienst aus christlicher Nächstenliebe, denn Menschen ertrinken zu lassen, bedeute letztlich moralisches Versagen", betonte der Referent.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.