Floß
04.04.2022 - 16:58 Uhr

So viel mehr als Kröten über die Straße führen: Bund Naturschutz Floß hat viel vor

Die Zahl der aktiven Mitglieder sinkt seit Jahren, um ihre fünf Biotope mit einer Fläche von knapp 30.000 Quadratmetern kümmert sich die Ortsgruppe des Bundes Naturschutz (BN) deshalb nicht weniger. Und damit ist es noch lange nicht getan.

Über 400 Stunden haben die ehrenamtlichen Mitglieder im vergangenen Jahr in die Pflege der Biotope investiert. Diese dient den Worten des Ortsgruppen-Vorsitzenden Manfred Wiedermann zufolge vor allem dazu, den Charakter der Naturbelassenheit zu erhalten. Zu dem Zweck werde jeweils im Vorfeld entschieden, welche Maßnahmen zum Erhalt notwendig und welche Unterlassungen für die Entwicklung der Biotope förderlich seien.

Bei den fünf ganz unterschiedlichen Biotopen handelt es sich um eine Flachmoorwiese (10.900 Quadratmeter) und eine Arnikawiese (1600) in Hildweinsreuth, ein Mosaikbiotop (9600) in Hardtheim, eine Waldwiese (4300) bei Ritzlersreuth und eine Feuchtwiese (2000) bei Schlattein.

Nur eine Mahd

Die Flachmoorwiese gilt mit ihren 64 verschiedenen Pflanzenarten als besonders wertvolles Biotop. Die Wiese wird einmal im Jahr gemäht, das Mähgut zwischengelagert und zusammen mit Hühnermist zu einem natürlichen Dünger verarbeitet. Über das Mähen hinaus werden die wasserführenden Gräben gesäubert; in dem Fall bleibt das Mähgut zum Teil auf der Fläche, es ist aufgehäuft für Schlangen, Eidechsen, Käfern oder Spinnen Unterschlupf und Winterquartier zugleich.

Ebenfalls in Hildweinsreuth liegt eine Wiese, deren Arnika-Bestand die Ortsgruppe durch entsprechende Hilfsmaßnahmen verfünffacht hat. Die Pflege beschränkt sich auf eine Mahd einmal im Jahr. Am Rand wachsen großflächig Preisel- und Heidelbeeren, in denen sich Kreuzottern wohlfühlen.

Waldwiesen und Wildblumen

Sehr viel mehr Arbeit hat die Ortsgruppe mit der Waldwiese bei Ritzlersreuth, auf der drei Tümpel als Kinderstube und Lebensraum für Kröten, Schlangen und Libellen angelegt sind. Die Pflege beginnt hier schon im zeitigen Frühjahr mit dem Entfernen alten Bewuchses am Uferrand des Paintbachs; darüber hinaus geht es vorrangig um die Kontrolle der Wassereinspeisung zu den Tümpeln, die über ein ausgeklügeltes Rohr- und Schlauchsystem erfolgt. Denn die Pflanzen dort sind auf ausreichend Wasser angewiesen. Zusätzlich hat die Ortsgruppe 2021 am Waldrand Wildblumen ausgesät, um das Nahrungsangebot für Insekten zu erweitern.

Bürgermeister Robert Lindner hat der Ortsgruppe eine 2000 Quadratmeter große Feuchtwiese bei Schlattein überlassen. Die Fläche wurde gemäht und teilweise von dem invasiven Springkraut befreit. „Es wird spannend zu sehen, wie sich diese Wiese bei entsprechender Pflege in den nächsten Jahren entwickeln wird“, so Wiedermann.

Ein Mosaik eng verzahnter Biotope ist eine nicht ganz 10.000 Quadratmeter große Bachwiese am Ortsausgang von Hardtheim, die in den vergangenen Jahren extensiv bewirtschaftet wurde. Die Ortsgruppe hat dort Fledermaus- und Vogelnistkästen aufgestellt und einen Flachwassertümpel angelegt, an dem sich im vergangenen Jahr ein Biber niedergelassen hat.

Neben der Biotoppflege steht bei der Ortsgruppe jedes Jahr der Amphibienschutz ganz oben auf der Agenda. Zusammen mit dem Flossenbürger Zweigverein des Oberpfälzer Waldvereins (OWV) wurde am Gaisweiher ein etwa 125 Meter langer Krötenzaun errichtet. Wochenlang kümmerten sich die Flosser BN-Mitglieder um dessen Kontrolle und die Umsetzung der Amphibien an den Weiher. Bei der Gelegenheit wurden Kröten, Frösche und Molche nach Art erfasst und gezählt. Die Ortsgruppe kam dabei zu dem Schluss, dass sich die Gesamtzahl der Amphibien nach einem kontinuierlichen Rückgang zwischen 2018 und 2020 zu erholen scheine, von einer Trendwende könne man aber noch nicht sprechen, heißt es.

Wie nebenbei hat der Vorsitzende durch einen beherzten Zugriff einen flugunfähigen Schwarzstorch gerettet, und es wurden wiederholt Umweltsünden bei Polizei und Naturschutzbehörde angezeigt. Denn Naturzerstörer gingen oft systematisch vor mit „Salami-Taktik“, so geschehen zum Beispiel am Floßbach.

Info:

Die BN-Ortsgruppe Floß in Zahlen

  • 28.430 Quadratmeter betreute Biotopfläche; die größten Biotope sind eine Flachmoorwiese in Hildweinsreuth und ein Mosaikbiotop bei Hardtheim
  • Pflanzenvielfalt der Flachmoorwiese in Hildweinsreuth: 64 verschiedene Arten
  • über 400 Arbeitsstunden zu Pflege und Erhalt der Biotopflächen im Jahr 2021
  • aktuell 59 aktive Mitglieder (2016 noch 78)
 
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